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Alexander Solschenizyn

Alexander Solschenizyn wurde am 11. Dezember 1918 in Kislowodsk geboren.


"Wer die Gewalt als seine Methode proklamiert hat, muss die Lüge zu seinem Prinzip machen." (Alexander Solschenizyn zugeschrieben)

Wikiquote

Allgemeines & Leben

  • Nach einem Studium der Mathematik und Physik diente er im Zweiten Weltkrieg als Artillerieoffizier. Die Jahre von 1945 bis 1953 mußte Solschenizyn im Gulag verbringen und wurde 1974 aus der UdSSR? ausgewiesen. Nachdem er zunächst bei Heinrich Böll Zuflucht fand, verbrachte er sein Exil in der Schweiz und den USA, bis er 1994 nach Moskau zurückkehren konnte.

Der unbekannte Solschenizyn
von Hanns-Martin Wietek

Wer den Namen Alexander Solschenizyn hört, dem fällt sofort Archipel GULAG ein, dann Krebsstation und Im ersten Kreis der Hölle; wer mehr weiß, denkt sicher noch an Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch. Alle haben den gegen den Kommunismus kämpfenden, großartigen Schriftsteller vor Augen, der vom Sowjetregime aus dem Land gejagt wurde. Belesenere wissen um den Nobelpreis, wissen, dass Solschenizyn selbst im Lager war, und haben in seinen jüngeren Werken gelesen, dass er auch dem Westen kritisch gegenüberstand. Politisch Engagierte sehen mit großer Zustimmung seinen unerschütterlichen Kampf gegen die stalinistische Diktatur und den Kommunismus, sind jedoch befremdet, dass der Feind des Sowjetregimes ein (wenn auch kritischer) Fürsprecher Russlands (vermeintlich: geworden!) ist. Kurzsichtige schimpfen ihn einen erzkonservativen Nationalisten und Prediger russischer Großmachtpolitik.

Es ist nun, nach seinem Tode, Zeit, zur Ruhe zu kommen und jenseits der tagespolitischen Aktualität über den Menschen Solschenizyn nachzudenken, nachzudenken über das, was im Eifer des Gefechts vielleicht untergegangen ist, zu sortieren, was tagespolitische Emotionalität und was die Triebfeder seines Handelns war und was bleiben wird. Und wer könnte besser Auskunft geben über seine Grundüberzeugungen, sein Handeln und die Maximen seines Lebens, als er selbst? Daher soll hier – so paradox es nach seinem Tod auch klingen mag – Solschenizyn selbst zu Wort kommen.

Außer Frage steht, dass Solschenizyn einer der größten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts war; und er war ein russischer Schriftsteller, was bedeutet, dass er, wie alle russischen Schriftsteller vor ihm, die Aufgabe des Schriftstellers darin sah, als Gewissen der Gesellschaft zu agieren ...

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Alexander Issajewitsch Solschenizyn: „Nicht nach der Lüge leben“
von Hanns-Martin Wietek

Um Alexander Issajewitsch Solschenizyn, den heldenhaften Autor von Archipel GULAG, ist es still geworden. Er wird Ende dieses Jahres neunzig Jahre alt. Er war und ist einer der ganz großen Schriftsteller unserer Zeit. Und nicht sein hohes Alter ist der Grund, weshalb man nur noch wenig von ihm spricht.

Als Solschenizyn aus der Sowjetunion ausgewiesen wurde, weil er dieses System verurteilte, wurde er im Westen gemäß dem Leitsatz „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“ bejubelt – sein Erfolg war zunächst auch die Folge eines Schwarz-Weiß-Denkens, das bis heute nicht ausgerottet ist. Dass jemand, der das eine System verurteilt, nicht zwangsläufig ein Befürworter des anderen Systems sein muss, wurde geflissentlich übersehen. Solschenizyn aber blieb auch in der Emigration ein Russe, der sein Volk liebt. Nur nach und nach stellte man dies im Westen erstaunt fest. Hinzu kamen seine – für den Westen sehr eigenwillige – typisch russische Denkweise und die ungeschminkt deutliche Aussprache seiner Überzeugungen, die – vorsichtig gesagt – nicht recht kompatibel war mit der westlichen political correctness. Seine (auch in Russland nicht unumstrittenen) Vorstellungen von dem Weg, den Russland in der Zukunft gehen sollte, passten ganz und gar nicht zu den Vorstellungen des Westens.

Damit wurde er immer mehr zur persona non grata.
Deswegen ist es im Westen still um ihn geworden.

Aber nicht nur der Westen reibt sich an seiner Person, auch in Russland scheiden sich bis heute an ihm die Geister: Im Jahrhunderte alten Streit zwischen den Westlern (wie Peter der Große, Tschaadajew, Belinski, Herzen, Pasternak und Sacharow, um nur einige zu nennen) und den Slawophilen (Tolstoi, Gorki, Dostojewski u.a.) ist er die streitbare Autorität der Slawophilen ...

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Solschenizyn - „Im Westen nichts Neues“
Essay von Hanns-Martin Wietek

In der russischen Literatur wird fast durchgängig von „volja“ geredet. Der russische Mensch begibt sich ziel- und zeitlos auf Wanderschaft, z.B. auf Gottsuche – wobei er Gott nicht am Ende einer Wanderschaft sucht und findet, sondern im Umherwandern als solchem. Selbst das Leben in der Einsiedelei, frei von allem Irdischem, ist eine (geistige) Wanderschaft, bei der nicht die Erlösung im Tod das Ziel ist, sondern die Wanderschaft selbst. Heute sagt man im Westen – und fühlt sich ungeheuer weise – „Der Weg ist das Ziel“.

Mit diesem Wissen muss man Solschenizyn lesen und hören, dann wird man ihn auch besser verstehen.

Zum Essay auf russland.ru


Schreiben gegen die Zeit
Donald M. Thomas: Solschenizyn
Propyläen Verlag, Berlin 1998, 672 S.

Rezension von Volker Strebel

  • Alexander Solschenizyn ist einer der ganz großen russischen Schriftsteller, ein Kritiker des Sowjet-Systems, der für seine Überzeugungen und seine literarischen Arbeiten mit achtjähriger Haft im Zwangslager und später mit der Verbannung aus seiner Heimat bezahlen mußte. Die Publikation "Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch", seine Abrechnung mit dem Alltag im Gulag, hatte 1969 den Ausschluss aus dem sowjetischen Schriftstellerverband zur Folge, aber auch die Verleihung des Literaturnobelpreises (1970) an den kritischen russischen Schriftsteller. Nachdem er 1973 sein brisantes Dokumentarwerk "Archipel Gulag" über das sowjetische Lagersystem veröffentlicht hatte, wurde er im Jahr darauf seiner über alles geliebten Heimat Russland verwiesen, in die er erst 20 Jahre später, nach Beginn der Perestroika, zurückkehrte konnte.
(Fedor B. Poljakov, Übersetzer des Buches "Was geschieht mit der Seele während der Nacht ?")


Александр Исаевич Солженицын - eine umfangreiche russische Seite


Über einzelne Werke

  • Was geschieht mit der Seele während der Nacht ?
"Was geschieht mit der Seele während der Nacht? In der unbeweglichen Starre deines Schlafes erlangt sie die Freiheit, von deinem Körper getrennt, den reinen Raum zu durchqueren, sich von all der Nichtigkeit zu befreien, von allem, was im Verlauf des Tages, manchmal gar in Jahren an ihr haften blieb und sie betrübte. Sie kehrt dann in ihrer ursprünglichen schneeweißen Makellosigkeit zurück und eröffnet dir die unfassbar große Ruhe und Klarheit des Morgens ... - Alexander Solschenizyn, übersetzt von Fedor B. Poljakov"

Sehr geehrte Damen und Herren,

als neue Publikation eines Wiener Slawisten darf ich Ihnen heute auch einen weiteren Beweis der Übersetzerkunst unseres Lehrstuhlinhabers für Ostslawische Literaturen Fedor F. Poljakov vorstellen, nämlich die erstmalige und höchst lesenswerte Übersetzung von Alexander Solschenizyns Prosaminiaturen "Krochotki" ins Deutsche:

Solschenizyn, Alexander:
Was geschieht mit der Seele in der Nacht?
München (Herbig) 2006
112 S., geb., ISBN 3-7766-2459-0
Preis: 14,90 EUR

Zwischen 1958 und 1963, nach seiner Entlassung aus dem Lager und vor der ersten Repressionswelle gegen ihn, schrieb Alexander Solschenizyn ein Dutzend Prosaminiaturen. Inspiriert von der russischen Natur in ihren harten Gegensätzen entstanden Texte voller Poesie, die den Platz des Menschen in der Geschichte und in der göttlichen Ordnung des Universums zu bestimmen versuchen.

Erst nach seinem zwanzigjährigen Exil, nach Russland zurückgekehrt, wandte sich der Literaturnobelpreisträger diesem Genre wieder zu. Zwischen 1996 und 1999 entstand die zweite Hälfte dieser poetischen Texte, die nun erstmals in einer deutschsprachigen Ausgabe vereint sind.

Aus dem Inhalt:

I (1958-1963)

Das Atmen
Der Segden-See
Das Entenküken
Die sterbliche Hülle eines Dichters
Der Ulmenbalken
Wasserspiegelungen
Das Gewitter im Gebirge
Die Stadt an der Newa
Der Hund Scharik
Die Art und Weise der Fortbewegung
Der alte Eimer
In der Heimat Jessenins
Der Rucksack der Kolchosbäuerin
Das Lagerfeuer und die Ameisen
Wir werden ja nie sterben
Bevor man den Tag beginnt
Eine Reise entlang des Flusses Oka
Gebet

II (1996-1999)

Die Lärche
Der Blitz
Die Glocke von Uglitsch
Der Glockenturm
Das Altwerden
Die Schande
Unkraut
Der Morgen
Der Schleier
In der Dämmerung
Das Lied der Hähne
Nächtliche Gedanken
Das Totengedenken
Gebet


»Wenn Solschenizyn dem Archipel GULAG den Untertitel gegeben hat: ›Versuch einer künstlerischen Bewältigung‹ und man fragt sich am Ende: Ist sie gelungen? ..., so kann die Antwort nur heißen: Ja, ja und nochmals ja!« (Heinrich Böll)

Fruchtbare Einsamkeit
A. Solschenizyn: Krebsstation
Gen 1,26-27

Auszug: Doktor Oreschtschenkow


Wer deutet uns das Leben?
A. Solschenizyn: Das Spiegelbild im Wasser
Weish 4,7-15

Zu: Das Spiegelbild im Wasser


Von Alexander Soschenizyn sind auch noch folgende Bücher bei Herbig bzw. LangenMüller? zum Teil in deutscher Erstübersetzung von Fedor F. Poljakov lieferbar:

»Die Fremde ist wie ein unbekannter Wald.«

Alexander Solschenizyn
Meine amerikanischen Jahre.
Aus dem Russischen von Andrea Wöhr und Fedor B. Poljakov
1. Auflage 2007, 576 Seiten
ISBN 978-3-7844-3112-3, ca. 29,90 EUR D / 30,80 EUR A / 52,20 CHF
München: LangenMüller?, erschienen September 2007

»In Amerika war ich nicht in der wahren Freiheit, sondern befand mich wieder in einem Käfig. Meine Freiheit war, dass ich nicht durchsucht wurde und über alles schreiben konnte. … Unsicher war mein Stand. Vielleicht würde ich noch lange, sogar bis zu meinem Tod, nicht wieder russischen Boden betreten können – den amerikanischen aber konnte ich nicht als den meinen empfinden. Ohne feste Erde unter den Füßen, ohne sichtbare Verbündete. Zwischen zwei Weltmächten, im Mühlwerk.«

Im amerikanischen Exil fand Literaturnobelpreisträger Alexander Solschenizyn keine neue Heimat. Doch sein Kampf gegen die Lüge zeigte Wirkung. Nach dem Ende des Kommunismus, an dem er als moralische Autorität und Sprecher der politisch Verfolgten maßgeblichen Anteil hatte, kehrte er triumphal nach Russland zurück.

Klappentext

Mit seinem Appell »Lebt nicht mit der Lüge!« hatte Literaturnobelpreisträger Alexander Solschenizyn die Sowjetmacht herausgefordert. 1974 wurde er ausgewiesen, fand Aufnahme bei Heinrich Böll, lebte in Zürich und ließ sich dann im amerikanischen Cavendish in Vermont nieder. Die erhoffte Ruhe, um sei... mehrn episches Werk »Das Rote Rad« zu vollenden, fand er dort jedoch nicht.

Als moralische Autorität sah er sich oftmals gezwungen, sich zu Wort zu melden. Wie er in seinen Erinnerungen eindrucksvoll beschreibt, kämpfte er dafür, wie »die russische Geschichte vor Verzerrungen zu bewahren und mich für die russische Zukunft einzusetzen«. In der Auseinandersetzung mit der amerikanischen Gesellschaft, aber auch mit seinen Landsleuten im Exil, fand er sich in schwieriger Position: »Du kannst keine Verbündeten unter den Kommunisten, den Henkern deines Landes haben, aber du kannst dich auch nicht mit den Feinden deines Landes verbünden. Groß ist die Welt, aber du hast keinen Ausweg.« Die Freiheit des Westens zeigte sich ihm als ein relativer Wert, musste er sich in Amerika doch gegen manipulierte Verleumdungen und Vorwürfe wehren, ein Nationalist und Antisemit zu sein.

In diesem dritten Band seiner Lebenserinnerungen, nach »Die Eiche und das Kalb« und »Zwischen zwei Mühlsteinen«, schildert Solschenizyn, wie er auch im Exil ungebrochen sein Leben der Arbeit und dem Kampf widmete – bis er nach Gorbatschows Perestroika und dem Zerfall der Sowjetunion endlich in seine Heimat zurückkehren konnte.

Hanns-Martin Wietek in Büchervielfraß

Solschenizyn legt mit »Meine amerikanischen Jahre« den letzten Teil seiner dreiteiligen Autobiografie vor.

Er beschreibt nicht nur sein Leben in den USA, er analysiert das Leben seines Gastlandes und dessen Bewohner, er wertet gleichzeitig, was er erlebt hat, und er wehrt sich gegen Vorwürfe aus amerikanischen und Emigrantenkreisen.

Schon hier wird u. a. deutlich, was er in der Nach-Perestroikazeit in Russland noch vehementer vertritt: Seine Kritik am individualistischen Verhalten der Menschen, ein Verhalten in der westlichen Welt, für das die USA faktisch das Symbol sind.

Auf westlicher Seite wird seine Überzeugung, seine Lebenseinstellung, rein politisch (und damit oberflächlich) und nicht kulturell begründet gesehen. Das führt letztlich zu dem Vorwurf, er sei ein nationalistischer Patriot, der ein autoritäres System gut heiße – ein Vorwurf, der bis heute an ihm haften geblieben ist.

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Pressestimmen

»Diese Memoiren sind ein Schlüsseltext für das Verständnis Solschenizyns. Solschenizyn wird ein Mythos des 20. Jahrhunderts bleiben, so wie er einer der wenigen Schriftsteller ist, die ihre Zeit namhaft beeinflusst haben.« (Neue Zürcher Zeitung)

NZZ 10.1.2008

Alexander Solschenizyn kann auf ein langes Leben mit vielen Grenzerfahrungen zurückblicken: Er kämpfte als Hauptmann der Roten Armee tapfer gegen Hitlerdeutschland, wurde wegen einer abfälligen Bemerkung über Stalin verhaftet und verbrachte acht Jahre in Gefängnissen und Arbeitslagern. Nach seiner Entlassung erkrankte er an Krebs, wurde aber geheilt. 1962 konnte er als erster Sowjetautor eine Lagererzählung in der grössten russischen Literaturzeitschrift veröffentlichen. 1970 erhielt er den Nobelpreis für Literatur, vier Jahre später wurde er aus der Sowjetunion ausgewiesen und verbrachte nach einem kurzen Aufenthalt in Zürich achtzehn Jahre im amerikanischen Exil, wo er sein umfangreiches Geschichtswerk über die russische Revolution niederschrieb. 1993 kehrte er nach Russland zurück.

Dieses Leben ist in der Tat der Stoff, aus dem die Literatur gemacht wird, und Alexander Solschenizyn hat es mit grosser Meisterschaft verstanden, seine individuelle Erfahrung in einem anspruchsvollen künstlerischen Werk aufzuheben. Dabei ist der Roman nur die bekannteste Gattung, die von Solschenizyn bedient wird: Interessant sind vor allem seine literarischen Experimente mit Versdramen, Prosagedichten oder Doppelerzählungen, in denen sich zwei Handlungsstränge wechselseitig erhellen. Parallel zu den literarischen Werken sind auch umfangreiche Memoiren entstanden, deren jüngster Band nun unter dem Titel «Meine amerikanischen Jahre» auch auf Deutsch vorliegt ...

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Von diesem Autor sind ebenfalls erschienen:

Zwischen zwei Mühlsteinen (Die Memoiren eines Unbeugsamen)

"Zweihundert Jahre zusammen"
Bd. 1: Die russisch-jüdische Geschichte

Schwenkitten 45

Die großen Erzählungen


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