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Andrei Georgijewitsch Bitow

Andrei Georgijewitsch Bitow (russisch Андрей Георгиевич Битов; * 27. Mai 1937 in Leningrad) ist ein bedeutender sowjetisch-russischer Schriftsteller der Postmoderne.



Armenische Lektionen. Eine Reise aus Rußland
Deutsch von Rosemarie Tietze
Suhrkamp Verlag 2002 (russisch: 1972, überarbeitet 2002), geb., 234 S.
ISBN 3-518-41319-8, € (D) 18,90 / sFr 33,00

Inhalt: Die Sehnsucht der Russen galt seit jeher Armenien, ihrem Süden, ihrem Italien. Für Bitow wie schon für Mandelstam ist es ein Land, das gelesen werden will. Hier hat die Geschichte »keinen Anfang – sie ist immer schon dagewesen. Kein Dorf, das nicht in grauer Vorzeit einmal Hauptstadt eines alten Staates gewesen wäre, kein Hügel, unweit dessen sich nicht eine Entscheidungsschlacht abgespielt hätte, kein Stein, über den nicht Blut geströmt wäre, und kein Mensch, den das gleichgültig ließe.«

Was Armenien mich lehrt – so könnten Bitows Reisebilder überschrieben sein. Staunend steht er vor den kraftvollen, unentzifferbaren Buchstaben, lauscht der unverständlichen Sprache, die in ihrem »espressivo« der eigenen unendlich überlegen scheint. Die Landschaft mit ihren heftigen Farben und scharfen Konturen, das Licht, tastbar wie Wasser, Wind und Gras, die in Felsmassive gehauenen, über tausend Jahre alten Höhlenkirchen, die tempelartigen Bibliotheken – was er sieht, stößt ihn auf elementare Fragen.

Seit seiner ersten Reise 1967 hat Bitow Armenien immer wieder besucht. Der erstmals 1972 zensiert publizierte Text erscheint hier in seiner ursprünglichen Gestalt, vom Autor kommentiert und fortgeschrieben bis in die Gegenwart das Jahres 2001. Die Armenischen Lektionen, in der Neuübersetzung von Rosemarie Tietze, sind eines der lebendigsten und anschaulichsten Bücher über die Landschaften und Bewohner, die Sprache und Kultur Armeniens – und eines der schönsten Bücher von Andrej Bitow.

Ein Freund erzählt ihm, er habe als Kind für sich das russische Wort "Ataman" stets als "Zahn" übersetzt, weil es dem armenischen Wort "Atam" geglichen habe. "Atam" bedeutete jedoch nicht "Mann", sondern "Stoßzahn", und immer, wenn er als Junge russische Bücher las, dachte er beim Wort "Ataman" an einen Mann mit Stoßzähnen ...


Das Puschkinhaus
Neue deutsche Übersetzung

Niemand kann sagen, der Autor habe ihn nicht vor diesem Tollhaus gewarnt. Hat er doch den Prolog seines Romans mit Lenins berühmter Frage "Was tun?" überschrieben, um dann im ersten Satz jede Hoffnung auf eine revolutionäre Entwicklung umstandslos zu verabschieden:

Irgendwo gegen Ende des Romans haben wir bereits versucht, jenes saubere Fenster zu beschreiben, jenen eisigen Himmelsblick, der am siebten November, ohne zu blinzeln, auf die Menschenmengen in den Straßen herabstarrte.

Eine Leiche als Held

Anfang und Ende schließt der Erzähler des "Puschkinhauses" kurz und präsentiert zudem eine Leiche als Helden: Ljowa Odojewzew liegt in einem verwüsteten Büro der titelgebenden literaturwissenschaftlichen Petersburger Forschungseinrichtung tot am Boden, in einer Hand die Duellpistole Puschkins. Den Hergang aufklären wird Andrej Bitow erst in der letzten von drei Roman-"Abteilungen" ...

Die Sowjetgesellschaft als Karneval
«Das Puschkinhaus» – Andrei Bitows Hauptwerk, neu übersetzt
Jörg Plath, 16. Januar 2008, Neue Zürcher Zeitung

Niemand kann sagen, der Autor habe ihn nicht vor diesem Romantollhaus gewarnt. Hat er doch schon den Prolog mit Lenins berühmter Frage «Was tun?» überschrieben, jegliche revolutionäre Hoffnung aber umstandslos verabschiedet mit dem ersten Satz, der so beginnt: «Irgendwo gegen Ende des Romans . . .» Und bei diesem zwischen Anfang und Ende geschlagenen Kreis bleibt es nicht, danach wird der Held auch noch in einem jeglicher Handlung wenig zuträglichen Zustand präsentiert: Ljowa Odojewzew liegt in einem übel verwüsteten Büro der titelgebenden literaturwissenschaftlichen Petersburger Forschungseinrichtung tot am Boden, in einer Hand die Duellpistole des Klassikers Puschkin. Willkommen in Andrei Bitows «Puschkinhaus» ...


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