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Andrej Tarkowskij

Andrej Arsenjewitsch Tarkowski (Андрей Арсеньевич Тарковский)
russischer Meisterregisseur, * 4.4.1932 in Sawraschje bei Moskau, † 29.12. 1986 in Paris)

"Wir schauen nur, aber wir sehen nicht." (Tarkowskij)


Leben & Werk


Julia Selg
ANDREJ TARKOVSKIJ UND DIE GEGENWART DER ALTEN MEISTER
Kunst und Kultus im Film «Nostalghia»
2009, 360 S., geb., 627 SW- und 85 Farb-Abb., ISBN 978-3-9523425-9-6, Verkaufspreis 44 €, 66 CHF

Sieben außergewöhnliche Filme schuf der russische Regisseur Andrej Tarkovskij (1932 – 1986). «Nostalghia», sein vorletztes Werk, entstand 1982/83 in Italien. Der Protagonist des Films, Gorcakov, ein russischer Italienreisender, besucht Piero della Francescas «Madonna del Parto»; aber dann schaut er sie doch nicht an. Mehr Kunst, so scheint es, ist im Film nicht zu sehen.

Das vorliegende Buch ist eine Seh-Hilfe, die zeigt, dass die großen Meister der Kunst auf unerwartete Weise doch in den Filmbildern präsent sind. Die Ikone der Muttergottes von Vladimir und Schlüsselgestalten der italienischen Renaissance, Grünewalds Isenheimer Altar, Bilder Caspar David Friedrichs, aber auch Giorgio de Chiricos, etruskische Grabskulpturen sowie die Christusplastik Rudolf Steiners treten unter der Hand Tarkovskijs in ein existentielles Gespräch; die bildlichen Erinnerungskräfte des Betrachters beginnen zu arbeiten, und nur so erschließen sich die Spuren einer Suche nach Kunst und Kultus.


“Iwans Kindheit” * “Иваново детство” von Andrei Tarkowski – (Film-Trailer)

Moskau * “Iwans Kindheit” * “Иваново детство” war der erste Spielfilm von Andrei Tarkowski * Андреи Арсеньевич Тарковскии und wurde bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig 1962 mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet. Trotz internationaler Anerkennung – unter anderem auch von Ingmar Bergmann – wurde Tarkowski von der sowjetischen Zensur schikaniert und emigrierte nach Frankreich.


Ein poetischer Monolog aus dem Film "Der Spiegel (Zerkalo)":

"Ich glaub nicht an Ahnungen und Vorzeichen fürchte ich nicht. Ich fliehe weder vor Verleumdung noch vor Gift. Den Tod – es gibt ihn nicht auf dieser Welt, und fürchten sollte man ihn nicht gleich ob mit siebzehn oder siebzig Jahren. Alle sind unsterblich. Alles ist unsterblich. Für uns nur Wirklichkeit und Licht, nicht Finsternis und Tod auf dieser Erde. Wir alle stehen schon am Rand des Meeres. Ich bin bei denen, die die Netze wählen, wenn wie ein Schwarm zieht die Unsterblichkeit. Lebt ihr in einem Haus – dies Haus stürzt niemals ein. Ein Jahrhundert ruf ich herbei, gleich welches. Ich geh in es hinein und bau mir da ein Haus. Darum sind eure Kinder und Frauen mit mir an einem Tisch. Ein einziger Tisch für Ahnen und Enkel. Das Künftige geschieht schon jetzt, und heb ich die Hand ein wenig empor: fünf Kienfackeln bleiben bei euch. Jeden vergangenen Tag stützte ich mit meinen Schlüsselbeinen wie ein Bollwerk. Ich maß die Zeit mit einer Feldmeßlatte und ging hindurch als sei es der Ural. Ein Zeitalter nach meinem Maße, das suchte ich mir. Wir gingen nach Süden, ertrugen den Staub der Steppe, Dunst über dem Steppengras. Die Grille warf sich umher, ihre Fühler berührten die Eisen der Hufe. Gar wie ein Mönch prophezeite sie und drohte mir mit Untergang. Mein Schicksal knüpfte ich an den Sattel. Auch jetzt noch in künftigen Zeiten erhebe ich mich in den Steigbügeln, einem Knaben gleich. Unsterblichkeit hab ich genug, damit mein Blut von einem uns andere Leben sich ergießt. Mein Leben gäb ich willig hin für einen sicheren Winkel stetiger Wärme. Doch jagt die fliegende Nadel mich wie einen Faden durch die Welt."


Marina Tarkowskaja
Splitter des Spiegels - Die Familie des Andrej Tarkowski
Edition Ebersbach, Buchreihe blue notes, 160 S., Halbleinen
ISBN 978-3-934703-59-9, EUR 16,00 (D), SFr 27,50, EUR16,50 (A)

Die Erinnerungen Marina Tarkowskajas gewähren erstmals einen Einblick in die persönliche Welt des Filmemachers Andrej Tarkowski, nennen bisher unbekannte Fakten, prägende Ereignisse und wichtige Einzelheiten, die später zu Themen und Symbolen in seinen Filmen werden. In kurzen Episoden - Splittern des Alltäglichen - erzählt Marina Tarkowskaja von einer Kindheit im Moskau der Vorkriegsjahre als Tochter eines bekannten Schriftstellers, dem Dichter Arseni, der Trennung von ihrem geliebten Vater und den Entbehrungen der Kriegsjahre, die die Familie in den Moskauer Vororten verbringt, und den nicht weniger schweren Nachkriegsjahren. Sie beleuchtet die Vergangenheit ihrer Eltern, die beide Literatur studiert haben. Aber nur dem Vater ist der literarische Ruhm beschieden, die Mutter gibt ihre Ambitionen für ihren Mann und die Kinder auf. Sie spricht von dem schwierigen Verhältnis zwischen Mutter und Sohn, dem späteren Filmemacher, der schon früh eigene Wege geht. Nicht zuletzt erfährt man etwas über Andrej Tarkowskis weitere Lebensgeschichte: größte Schwierigkeiten und Schikanen seitens der Filmbürokratie, aber hohe Anerkennung im westlichen Ausland, Emigration, früher Tod. Stück für Stück setzt Marina Tarkowskaja den Spiegel zusammen, der das Leben der Familie reflektiert und folgt damit der Montagetechnik des berühmtesten Films ihres Bruders, Der Spiegel. Marina Tarkowskaja versucht in ihrem Buch eine Annäherung an ihre außergewöhnliche Familiengeschichte, die doch auch typisch für das Russland des zwanzigsten Jahrhunderts ist.


München hat einmal mehr Andrej Tarkowskij geehrt. Die Akademie der bildenden Künste hat zusammen mit der Interfilm-Akademie München für den 27. Januar namenhafte russische Filmwisssenschaftler zu dem Symposium »Amor und Psyche - Kunst und Religion« eingeladen. Das Symposium fand im Kinotheater »Filmcasino« (nahe dem Odeonsplatz) statt ...

siehe auch AndrejRubljow (Film und Novelle von Andrej Tarkowskij)


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