Das BücherWiki - Ein Treffpunkt für Bücherfreunde

Babtschenko Arkadi

Arkadi Babtschenko, 1977 geboren, wurde mit achtzehn Jahren zum Militärdienst einberufen und 1996 nach Tschetschenien versetzt. Er studierte anschließend in Moskau Jura, wo er heute als freier Journalist und Autor lebt. Perlentaucher


Arkadi Babtschenko
Ein guter Ort zum Sterben
Rowohlt Verlag 2009, Hardcover, 128 S.
ISBN 978-3-87134-641-5, 14,90 EUR

Januar 2000. Russische Truppen belagern einen kleinen Ort nahe der tschetschenischen Hauptstadt Grosny, in dem sich Rebellen verschanzt haben. Die Soldaten, starr vor Kälte, hungrig, durstig, müde, liegen tagelang in ihren Stellungen und warten. Sie wissen nicht, wofür sie kämpfen. Die brutale Ignoranz der eigenen Kommandeure, die ständige Todesangst und die zermürbende Langeweile setzen sämtliche Kategorien des zivilen Lebens außer Kraft. Als plötzlich Heckenschützen das Feuer eröffnen, verlieren einige Soldaten die Nerven ... Arkadi Babtschenko kennt diese Welt aus eigener Erfahrung. «Aus dem ersten Tschetschenienkrieg bin ich eigentlich nicht zurückgekehrt, ich bin dort verschollen», sagt er über sich. Mit seiner kraftvoll lakonischen, poetischen Sprache gelingt es ihm, den Alltag des Krieges, seine Grausamkeit wie seine grotesken Momente sinnfällig zu machen. Ein ebenso beklemmendes wie packendes Stimmungsbild, das seinesgleichen sucht.

Rezension Deutschlandfumk (Auszug): " ... Selbstverständlich ist der "gute Ort" ein Schauplatz des Grauens. Kälte, Nässe, Übermüdung und Hunger, schlechte Bekleidung, eine verworrene Befehlslage und das daraus resultierende Chaos bilden die Grundfarben für diese Ortsansicht. Babtschenko setzt sie auf eine Weise ein, die höchste Präzision, höchste Unmittelbarkeit, höchste Nähe erzeugt. Das Mit-Erleben dieser Szenen durch den Leser, sei es im schlammigen Schützengraben, auf einem holpernden Panzerwagen oder im Soldatenzelt, wo ein mühsam in Gang gebrachter und qualmender Kanonenofen wenigstens ein wenig Wärme abstrahlt, ist eines der stärksten Elemente dieses Textes ... "


Arkadi Babtschenko
Die Farbe des Krieges
Rowohlt Verlag 2006, geb., 256 S.
ISBN 387134558X, 17,90 EUR

Klappentext: Aus dem Russischen von Olaf Kühl. Mit neunzehn Jahren wird ein russischer Soldat aus Moskau nach Tschetschenien versetzt. Als "Frischlinge" ziehen die Rekruten in die Berge, um zu kämpfen. Wie alte Männer kehren sie zurück, verroht und stumpf. "Ich habe immer geglaubt, der Krieg sei schwarzweiß", schreibt Arkadi Babtschenko, der diesen Krieg aus eigener Erfahrung kennt. Doch die Farben, merkt er bald, verschwinden nicht, und die Dinge, die geschehen, sind real: Die Leichen der ans Kreuz genagelten Soldaten. Der Kamerad, der von den Rädern eines Panzerwagens überrollt wird, und gleich daneben treiben Bäume junges Grün. Vermummte Gestalten irren auf den Straßen Grosnys umher und werden unter Beschuss genommen - bis sich herausstellt, es sind russische Mütter auf der Suche nach ihren toten Söhnen.Solche Bilder haben Babtschenko auch später, zurück in Moskau, nicht mehr losgelassen. Um ihren Bann zu brechen, hat er die von Hass und Grausamkeit beherrschte Welt geschildert.

Rezension: ... "Einem Menschen, der nie im Krieg gewesen ist, kann man den Krieg nicht erzählen - nicht, weil er zu dumm oder begriffsstutzig wäre, sondern einfach, weil er nicht die nötigen Sinnesorgane besitzt, um den Krieg zu begreifen. Es ist ja auch dem Mann nicht gegeben, ein Kind auszutragen", weiß Babtschenko. Dennoch: Unvergessliche Kriegsbilder prägen sich ein, Wegschauen geht nicht mehr! Arkadi Babtschenkos als Antikriegsbuch zu lesendes Werk ist von ungeheurer Eindringlichkeit, in einem ganz nüchternen und gerade dadurch beeindruckenden Stil ohne stilistischen Zierrat. Die Farbe des Krieges erhielt den Preis der russischen literarischen Zeitschrift "Debüt", Kritiker vergleichen Babtschenkos Buch mit den Werken von Erich Maria Remarque und Ernest Hemingway. Babtschenko ist inzwischen verheiratet, hat eine kleine Tochter und zwei Mädchen aus dem Waisenhaus adoptiert. Als "Kriegsreporter" schreibt er für die "Nowaja Gaseta" (Neue Zeitung), eine der letzten unabhängigen Zeitungen Russlands, für die auch die regimekritische, 2006 ermordete Journalistin Anna Politkovskaja schrieb.

In einem fundierten Nachwort des Übersetzers Olaf Kühl werden die historischen Hintergründe der Tschetschenien-Kriege aufgezeigt; es empfiehlt sich, es vor der Lektüre von Die Farbe des Krieges zu lesen.

... Doch geht es in Babtschenkos Buch nicht ausschließlich um diesen konkreten Krieg. Was er beschreibt, könnte sich auch an einer anderen Front, an einem anderen Kriegsschauplatz abspielen. Er beschreibt «die Fratze Krieg», wie es seinerzeit in einem russischen Popsong hieß ...


OrdnerAutoren OrdnerRussland OrdnerKrieg

 
© BücherWiki Community bzw. die jeweiligen Autoren zuletzt geändert am May 20, 2009