Das BücherWiki - Ein Treffpunkt für Bücherfreunde

Brüder Goncourt

Die Brüder Edmond de Goncourt (1822-1896) und Jules de Goncourt (1830-1870) waren ein französisches Schriftstellerpaar. Gemeinsam schrieben sie unzählige Romane und ihr berühmtes Journal (siehe unten). Edmond stiftet 1869 die Académie Goncourt, die noch heute jährlich im Herbst einen französischen Roman mit dem Prix Goncourt auszeichnet, dem begehrtesten und werbewirksamsten der zahllosen französischen Literaturpreise. Gefürchtet war ihre Zunge; niemand war vor ihnen sicher. Niemand konnten ihnen entkommen, denn sie waren elementare Bestandteil und ein unermüdlicher Motor der damaligen Gesellschaft. Man mußte damit rechnen, ins Journal der der Brüder zu kommen, wobei sich die Frage stellte: gelobt oder - niedergemacht.

Ein bedeutendes kulturhistorisches Dokument ist das Tagebuch (Journal) der Brüder, das sie ab 1851 führen und das Edmond nach Jules' Tod allein fortsetzt. Es ist "nichts weniger ist als der Spiegel einer ganzen Epoche, des zweiten französischen Kaiserreichs unter Napoleon III. und der Dritten Republik. Edmond und Jules de Goncourt begannen ihr Journal am 2. Dezember 1851, am Tag des Staatsstreichs Napoleons III. (es ist jener Tag, den Karl Marx in einer berühmten Schrift beschrieben und gedeutet hat: "Der 18. Brumaire des Louis Napoléon"). Bis zum Tod des jüngeren Bruders Jules im Jahre 1870 führten die Brüder ihr Tagebuch gemeinsam. Danach setzte Edmond die Arbeit daran allein fort, bis zu seinem Tod 1896. Die vollständige und authentische Ausgabe der Tagebücher, die mehr als 4.000 Druckseiten umfasst, konnte erst 60 Jahre später erscheinen, herausgegeben von Robert Ricatte in 22 Bänden." (X)


Allgemeines & Leben

Werke & Ausgaben


[Dichterschelte] Heute sehen wir es ganz klar, es gibt Grenzen zwischen uns und Flaubert. Im Grunde ist er ein Provinzler und Wichtigtuer. Man spürt irgendwie, daß er alle diese großen Reisen auch ein wenig gemacht hat, um die Leute aus Rouen zu verblüffen. Sein Geist ist behäbig und dick wie sein Körper. Feinere Dinge scheinen ihn nicht zu berühren. Er ist vor allem empfänglich für Phrasendrescherei. Im Gespräch bringt er wenig neue Gedanken, und er trägt sie laut und feierlich vor. Sein Geist ist wie seine Stimme: deklamatorisch. Die Geschichten, die Gestalten, die er entwirft, riechen nach Fossilien aus der Unterpräfektur. Er trägt weiße Westen von vor zehn Jahren. Auf die Académie und den Papst hat er noch jene wilde Empörung, von der man wie de Maistre über den Unglauben sagen könnte: "Das ist pöbelhaft!" Er ist plump, übertrieben und in allem ohne Leichtigkeit, im Scherz, im Witz, in der Imitation der Imitationen. Seiner Ochsenfröhlichkeit fehlt es an jedem Charme. (Die Brüder Goncourt über Gustave Flaubert)


OrdnerAutoren
 
© BücherWiki Community bzw. die jeweiligen Autoren zuletzt geändert am November 6, 2004