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Iris Schilke

Bücher (als Autorin oder Herausgeberin):

  • Der Kaufherr und die Ketzer (Roman, 1984)
  • Stadtführer Dresden (Hrsg., Mitautorin)
  • Frauen in Dresden (Sachbuch, zusammen mit Marlies Koch, 1994)
  • Frauen in der sächsischen Kirchengeschichte (Mithrsg., Mitautorin)
Hörspiele:
  • Der rote Mantel
  • Vom Kuckuck, der kein Nest bauen konnte
in Arbeit:
  • Nikolaus Krell (Leseprobe s.u.)
  • Dresdner Frauengeschichte(n)
  • Lyrik
Internetprojekte: Lieblingsautoren:
  • TerryPratchett?
  • NeilGaiman?
Leseprobe: Nikolaus Krell aus: Steinlese. Anthologie, Notschriften Verlag Radebeul 2001

Ex Deo nascimur In Christo morimur

Dem ehrwürdigen Pastor Martin Moller, Görlitz,

meinen Gruß zuvor. Es hat dem allmächtigen und gütigen Gott gefallen, mich wieder nach Dresden zu befehlen, in diese Stadt des Todes und tödliche Statt, wo die tanzenden Skelette einen schon vom Georgentor herunter angrinsen, wenn man noch auf der Brücke steht, zögernd, hier einzutreten und alle Hoffnung zu lassen. Kaiser, König und Papst sind mit im Tanz, zu dem, als der letzte Bettelmann, auch du geladen bist. Durch die Mißgunst des Teufels kam der Tod in die Welt, steht darunter geschrieben, durch die Mißgunst der hohen Herren und Damen wie auch der kleineren Schränzlein jedoch kriegt er so manchen zu packen, dessen Uhr noch voll Sand schien in ihrer oberen Hälfte. So auch den Doktor Nikolaus Krell, meinen lieben Herrn. Sein Kopf fiel vor einem Jahr hier auf dem Neumarkt, wenige Dutzend Schritt vom Totentanze entfernt, und der Scharfrichter Conradus Pols hob sein blutiges Schwert und rief: Das war ein calvinischer Streich; seine Gesellen mögen sich hüten, denn ihrer keiner wird hier ver- schont! und doch stand ich nur wenige Schritte von ihm, so verschont wie ich nur sein konnte durch Gottes Gnade. Niemand beachtete mich, wenn auch viele mich kannten, denn ich war ja nur der Schreiber und Famulus Tobias Montag. Sie wissen es nicht, wie es ist, derjenige zu sein, der zurückbleibt und die Scherben zusammenkehrt. Ich stand an der Mauer des Frauenkirchhofs und schaute auf das Stallgebäude (eher einem Schlosse als einem Stalle ähnlich), von dessen Fenster aus SIE der Hinrichtung zusah: Sophie, die Judith von Sachsen, unsere fatale Kurfürstin. Fast ein Jahr ist vergangen seit diesem Tag, doch noch immer kann ich nicht trauern. Wie ein Stein liegt mir das Herz in der Brust, träg fließt das Blut in den Adern und meine Augen bren- nen vor Dürrnis. Ihnen als meinem Seelsorger muß ich bekennen, daß der unchristliche Haß, den Sie so oft an mir tadelten, nicht nur die Kurfürstin trifft, sondern ebenso all das Volk, das der Mörderin und ihren Knechten zujauchzte und dann hinging, um unseren Leuten die Fenster einzuschmeißen. Dieses Volk mag keine Fremden, deshalb haben sie nur vier Gasthäuser, alle so teuer, daß keiner da lange bleiben kann noch mag. Ich habe ein Zimmer im Goldenen Ring am Markt, das ich nicht bezahlen könnte, doch Mathes Krell, der Bruder meines seligen Herrn, ein Kaufmann aus Erfurt, hält mich frei. Er selbst dürfte sich in der Stadt nicht zeigen, wenigstens nicht unter seinem richtigen Namen, der den Leuten hier wie ein Stachel ins Fleisch fährt. Ob ich jedoch der Richtige bin, um seine Erbschaftsangelegenheiten zu betreiben, weiß Gott allein. Noch hab ich nichts erreicht und wage auch kaum zu hoffen, daß es besser wird. Ich wußte gleich, woran ich war, als ich über die Brücke ritt und die Leute wegsahen, auch als ich vom Pferd rutschte, weil es scheute - jawohl, reverendissime, ich spreche von dem braven alten Tier, das Sie mir gaben. Es fühlte wohl mein Herz beben und scheuen vor dem Tor mit den tanzenden Geripplein und tat ihm getreulich nach, so daß es nicht einmal zu schelten ist. So führte ich es fein demütig in die Stadt hinein, die festlich geputzt ist zum Empfang der jungen Kurfürstin Hedwig, der dänischen Prinzessin. Was nun den Stadtputz betrifft, so gemahnt er an nichts so sehr als an Venedig, doch wo dort morbide Grandezza herrscht, ists hier kranker Prunk, drohender Bombast, monströse Schmucksucht, ungelenk und gewunden zugleich wie diese meine armen Worte, mit denen ichs Ihnen zu verdeutlichen suche. Görlitz schmückt sich ganz anders, lebensverliebter in solider, behaglicher Bürgerlichkeit, durchweht vom freien schlesischen Geiste. Dresden ist eine Residenzstadt, das sagt genug.


Nachrichten:

Iris, ich freue mich, dass dir das BücherWiki zusagt. Fühl dich wie zu Hause. Wenn du etwas brauchst oder du Verbesserungsvorschläge hast - ich bin für alles zu haben. Liebe Grüße -- HelmutLeitner


Vorwende?

Hallo, irgendwie kam mir der Name doch bekannt vor. Warum stellst du/ (sie?) nicht alle deine Vorwende-Publikationen auf diese Seite? In einer Publikation von 1990 habe ich noch verschiedene Hörspiele gefunden. Gibt es da einen Grund? LG -- Holger

danke für den Hinweis - hab´s ergänzt -- Iris


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© BücherWiki Community bzw. die jeweiligen Autoren zuletzt geändert am 7. März 2007