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Kamtschatka Beschreibung

Beschreibung von dem Lande Kamtschatka
von Georg Wilhelm Steller
Neudruck (1996) der Ausgabe von 1774
Herausgegeben von Erich Kasten und Michael Dürr
Mit einem Nachwort von Erich Kasten

Aus dem Nachwort von Erich Kasten:

Georg Wilhelm Steller starb am 12.11.1746 in Westsibirien auf dem Rückweg von seiner acht Jahre dauernden Forschungsreise, die ihn über Kamtschatka und die Aleuten bis an die Nordwestküste Amerikas geführt hatte. Anläßlich des 250sten Todestages erfährt die Person und das Werk Stellers 1996 eine Würdigung durch eine Ausstellung in den Franckeschen Stiftungen zu Halle (12. Mai 1996 – 31. Januar 1997) und durch die hier vorliegende erneute Herausgabe seines Hauptwerkes, der „Beschreibung von dem Lande Kamtschatka“, welches erstmals im Jahre 1774 in der Bearbeitung von J. B. Scherer erschienen ist.

In der Geschichte des Reisens verkörpert Georg Wilhelm Steller den Übergang vom Barock zur Aufklärung (Beck 1974: xxi). Als Naturwissenschaftler zeigt sich in ihm, als einem Zeitgenossen von Linné, die Hinwendung zur exakten Naturbeobachtung und -beschreibung, wobei er sich bereits an moderne Methoden der Verhaltensforschung und der Vergleichenden Anatomie annäherte (Matthies 1986: 57), so vor allem in seinem Werk zur „Ausführlichen Beschreibung von sonderbaren Meeresthieren“ (Steller 1753). An dieser Stelle soll Stellers Beitrag zur Ethnographie Kamtschatkas näher beleuchtet werden, wobei diese wichtige frühe Quelle zu den Itelmenen auch wissenschaftsgeschichtlich und methodologisch von besonderem Interesse ist. Denn in ihr werden bereits zu einem frühen Zeitpunkt Fragestellungen angesprochen und Vorgehensweisen – wenn auch mitunter zunächst nur im Ansatz – erkennbar, welche die spätere Diskussion in der Ethnologie bestimmen sollten, nachdem diese schließlich zu einer eigenen wissenschaftlichen Disziplin geworden war.

Steller gelangte als Teilnehmer der „Großen Nordischen Expedition“ (1733–1743) nach Kamtschatka, die ganz im Zeichen der zuvor von Zar Peter I. eingeleiteten russischen Großmachtpolitik stand. Dazu gehörte die Öffnung gegenüber dem Westen, indem aus verschiedenen westeuropäischen Ländern Wissenschaftler und Fachleute zur Modernisierung der russischen Wirtschaft und Verwaltung ins Land geholt wurden, während gleichzeitig die handelspolitische Konsolidierung der neueroberten Gebiete Sibiriens bis über die Küsten des Pazifiks hinaus vorangetrieben wurde.

Die wissenschaftliche Erforschung Sibiriens, die letztlich politisch-strategischen Zielen diente und die wirtschaftlichen Möglichkeiten dieser Landesteile erkunden sollte, erfolgte seit 1725 durch die neugegründete Petersburger Akademie der Wissenschaften. Sie lag dort zunächst in den Händen der beiden deutschen Gelehrten Johann Georg Gmelin und Gerhard Friedrich Müller, wobei ersterer sich als Naturforscher vor allem mit der Botanik befaßte, während Müller sich Anerkennung als Historiker erwarb. Gmelin und Müller waren zusammen mit dem französischen Astronomen Louis Delisle de la Croyère für den wissenschaftlichen Teil der Expedition verantwortlich, während dem aus Dänemark stammenden Kapitän-Kommandeur Vitus Bering die Gesamtleitung der Expedition oblag sowie das Kommando über drei Militärkontingente, mit deren Hilfe die Küsten des Nordpazifiks in verschiedene Richtungen hin erkundet und kartiert werden sollten. Dem wissenschaftlichen Teil der Expedition zugeordnet war auch der russische Student Stepan Petrovi√ Kra∂eninnikov, der zur Erforschung der Verhältnisse auf Kamtschatka vorausgeschickt worden war. Steller selbst stieß erst im Jahre 1737, kurz vor Vollendung seines 27. Lebensjahres, zu der Expeditionsmannschaft, in der er als Adjunkt unter Gmelin tätig sein sollte, aber – wie es sich später herausstellte – in räumlicher Distanz zu ihm ganz auf sich selbst gestellt eigenständig forschen konnte ...


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