Kinder Psychisch Kranker Eltern
Ohne Netz und ohne Boden: Die Probleme, mit denen Kinder psychisch erkrankter Eltern konfrontiert werden, sind vielfältig. Sie entstehen einerseits durch der Erkrankung der Eltern und andererseits durch die Folgen der Krankheit, durch die veränderte soziale und familiäre Situation.
Sigrun Eder, Petra Rebhandl
Annikas andere Welt
Edition Riedenburg, Salzbug 2011, Pb., ca. 120 S.
zahlreiche farbige und s/w-Illustrationen von Evi Gasser; etliche Arbeitsblätter für Kinder
ISBN 978-3-902647-35-1; EUR 19,90 [D], EUR 20,50 [A]
Sind Erwachsene psychisch krank, dann leiden sie vorwiegend an Ängsten, Depressionen, Manien, Essstörungen, Suchterkrankungen, Schizophrenien oder Zwängen. Bei zunehmendem Problemdruck verdichten sich Suizidgedanken und Selbsttötungsversuche häufen sich.
Für Partner und Angehörige stellt die Bewältigung des Alltags mit psychisch Kranken eine enorme Belastung dar, wobei das Zusammenleben infolge ausbleibender Krankheitseinsicht und Behandlungsbereitschaft zusätzlich erschwert wird. Richtig kompliziert wird es, wenn psychisch kranke Erwachsene minderjährige Kinder haben. Denn die psychische Krankheit erzeugt Unklarheit, Ängste, Schuldgefühle und verändert die Eltern-Kind-Beziehung meist ungünstig, weil Kinder oftmals vernachlässigt werden, seelische Gewalt erleben, einem Geheimhaltungsgebot ausgesetzt sind oder aufgrund stationärer Aufenthalte und Fremdunterbringung von ihren Bezugspersonen getrennt werden. Nicht selten wird dadurch die gesunde psychische Entwicklung eines Kindes maßgeblich gefährdet.
Das Sachbuch „Annikas andere Welt“ teilt sich in drei Abschnitte: Im ersten erhalten Kinder Informationen über die psychische Krankheiten der Eltern, deren Anzeichen und Auswirkungen auf sie selbst, die Eltern-Kind-Beziehungen sowie das Familienleben. Auch werden Ideen vermittelt, wie Kinder Gleichaltrigen die Krankheit erklären und wie sie selbst damit besser klarkommen können. Zahlreiche Arbeitsblätter laden zusätzlich zur Selbstreflexion, zum Entdecken eigener Fähigkeiten und Bewältigungsstrategien sowie zur Entwicklung eines differenzierten Familienbildes ein. Die Unterlagen im Buch eignen sich auch für die psychologische, psychotherapeutische, ärztliche und pädagogische Begleitung.
Im zweiten Teil bekommen Eltern, Angehörige und psychosoziale Helfer Informationen zum kindlichen Erleben, Folgeproblemen, Risikofaktoren, Fremdunterbringung und wie sie trotz Krankheit gut für ihre Kinder sorgen können.
Für PsychologInnen? und PsychotherapeutInnen? finden sich im dritten Abschnitt Anregungen für die Arbeit mit psychisch kranken Eltern und deren Kinder.
Schirin Homeier
Sonnige Traurigtage
Marbuse Verlag Frankfurt Januar 2006, Hardcover, 128 Seiten
ISBN 3-938304-16-2, 19,80 €
Illustriertes Kinderfachbuch für Kinder psychisch kranker Eltern ab dem Grundschulalter und deren Bezugspersonen.
In letzter Zeit ist mit Mama etwas anders: sie ist so kraftlos und niedergeschlagen. Auf diese "Traurigtage" reagiert Mona wie viele Kinder psychisch kranker Eltern: Sie unterdrückt Gefühle von Wut oder Traurigkeit, übernimmt immer mehr Verantwortung und sehnt sich nach glücklichen "Sonnigtagen". Erst als sich Mona einer Bezugsperson anvertraut, erfährt sie, dass ihre Mutter unter einer psychischen Krankheit leidet und fachkundige Hilfe benötigt.
Im Anschluss wendet sich Mona mit wesentlichen Fragen direkt an das Leserkind: Was ist eine psychische Erkrankung? Bin ich schuld daran? Wer kann Mama oder Papa helfen? Mit wem kann ich reden? Außerdem wird ein Notfallplan für Krisenzeiten eingeführt. Im Ratgeberteil bekommen private und professionelle Bezugs-personen Anregungen, um betroffene Kinder zu unterstützen.
"Kinder, die dieses Kinderbuch in Einzelberatung oder Gruppenarbeit kennen lernten, fanden sich darin mühelos wieder und erhielten qualifizierte Antworten. Nicht nur für betroffene Familien, es gehört in jede Beratungsstelle und psychiatrische Praxis" (Andreas Schrappe, Psychotherapeut, Ev. Beratungsstelle Würzburg).
"Sonnige Traurigtage ist nicht nur ein unterhaltsames Kinderbuch mit ansprechenden Illustrationen, es ist ein konkreter Beitrag zur Überwindung der Tabuisierung psychischer Erkrankungen. Es ist auch ein wissenschaftlich qualifizierter Text, in dem der aktuelle Erkenntnisstand verarbeitet und in vorbildlicher Weise umgesetzt ist" (Prof. Dr. Fritz Mattejat).
Dieser Buchtipp ist nur ein kleiner Auszug aus der Webseite der Initiative für Kinder psychisch kranker Eltern:
Patenschaftsprojekt
Psychische Erkrankungen haben weitreichende Auswirkungen auf den Betroffenen. Sie gehen oft einher mit Verwahrlosung, Klinikeinweisungen, Arbeitsplatzverlust und sozialer Isolation. Ist der Erkrankte obendrein Elternteil, ergeben sich zusätzliche Schwierigkeiten für ihn und sein Kind.
Auch psychisch erkrankte Eltern haben in der Regel Interesse an ihren Kindern und wollen „gute“ Eltern sein. Insbesondere bei einem phasenweisen Verlauf der Erkrankung verfügen sie durchaus zeitweise über Erziehungskompetenzen. Doch durch ihre hohen Belastungen sind sie oft mit der Betreuung und Erziehung ihrer Kinder überfordert. In Krisenzeiten fällt es ihnen schwer, die Bedürfnisse ihrer Kinder überhaupt noch wahrzunehmen und angemessen auf sie einzugehen. Aus Angst, dass ihnen ihre Kinder weggenommen werden, schweigen sie oftmals und begeben sich nicht rechtzeitig in Behandlung. Die familiäre Situation muss dann erst völlig eskalieren, bis die Kinder und der Erkrankte unterstützt werden. Nun steht meist die Frage im Raum, ob die Kinder längerfristig fremd untergebracht werden müssen ...
... Um einer Erkrankung der Kinder vorzubeugen, ist es wichtig, betroffene Kinder rechtzeitig zu unterstützen, zu entlasten und zu schützen. Wir stellen diesen Kindern daher eine kontinuierliche Bezugsperson, eine Patin bzw. einen Paten an die Seite ...
Siehe auch KatjaBeeck
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