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Marianne Neeb

Lysander - Grenzerfahrung einer Mutter
Marianne Neeb

Frau Neeb schildert die Erfahrungen mit ihrer Schwangerschaft im Alter von 43 Jahren, mit der pränataldiagnostischen Diagnose des Down-Syndrom ihres ungeborenen Sohnes und die folgenden Tage der Hilf- und Ratlosigkeit. Die Abtreibung erfolgt am 02.02.2006. Die zweite Hälfte des Buches schildert die Auseinandersetzungen mit dieser Entscheidung.

Sehr einschneidend sind all die durchlebten Emotionen. Die Verzweiflung und Ratlosigkeit nach der Diagnose veranlassen die Autorin viele Menschen ihres Umfeldes zu informieren, in der Hoffnung von Ihnen die Lösung ihres Problems zu erfahren. Sehr viele raten ihr von der Fortsetzung der Schwangerschaft ab. Die wenigen, die sie auf Beratungsstellen, den Besuch einer Down-Syndrom-Selbsthilfegruppe oder auf die Beibehaltung der Schwangerschaft hinweisen scheint sie zu überhören.

Gleich nach dem Abbruch beginnt der nächste emotionale Ausnahmezustand. Sie hat ihr totes Kind gesehen -

Zitat: ... ich sah ein wunderschönes kleines göttliches Geschöpf da liegen. (S. 41)

Schuldgefühle begleiten sie Zitat: Ich habe mein Kind umgebracht

Der Alltag ist kaum noch lebbar. Psychologische Begleitung wird erforderlich. Ihr wird klar, dass sie mit der aktuellen Bewusstseinsebene einem Abbruch nicht zugestimmt hätte.

Zitat Es ist falsch zu glauben, die Familie oder die Beziehung durch eine Abtreibung zu retten. Das Gegenteil ist richtig. Man kann alles verlieren. ... Heute würde ich mich von keinem mehr beirren lassen, da ich weiß, dass Gott dieses Kind gewollt hatte. Jedes Kind ist gleichwertig, egal wie es ist. Erst wenn man etwas verloren hat, weiß man, wie wertvoll und wichtig es war. Nichts ist mehr wie zuvor. Man kann nichts mehr rückgängig machen. (S. 87)

Aus ihrer persönlichen Erfahrung heraus ist es Frau Neeb ein Bedürfnis andere Menschen über ihr Erleben zu informieren.

Zitat Mein Kind bekomme ich dadurch nicht mehr zurück, aber vielleicht rette ich andere und wenn es nur eines sein würde. (S. 87)

So entstand dieses Buch, das bereits vier Monate nach dem Tod von Lysander erschienen ist.

Vehement, intensiv und emotional gibt Frau Neeb die Quitessenz ihrer Erfahrungen weiter und bezieht eine klare Position. Sie scheut nicht davor zurück ihr Erleben, ihre Gedanken und Gefühle, die zum Abruptio führten sowie die Schuldgefühle, die Scham und Verzweiflung nach der Abtreibung offen zu schildern. Alles dient dazu, Menschen vor solch einem Schritt zu warnen.

Drei Nachsätze, sowie Bilder und handgeschriebene Briefe an Lysander ergänzen das Buch.

Leider wird in diesem Buch der antiquierte Ausdruck Mongolismus/mongoloid (statt Down-Syndrom oder Trisomie 21) sowohl von Menschen ihres Umfeldes wie auch von der Autorin immer wieder benutzt.

Auch wenn der Leser nicht jeder Aussage der Autorin zustimmen mag, so gibt es keine Gruppe von Lesern, für die dieses Buch nicht empfehlenswert wäre.

Der Verkauferlös geht an die Stiftung Menschen für Menschen von Karlheinz Böhm

Lysander. Grenzerfahrung einer Mutter
von Marianne Neeb
Broschiert: 96 Seiten
Verlag: Books on Demand; Auflage: 1 (Juni 2006)
Sprache: Deutsch; ISBN 3833452307

'''Die Rezension wurde verfaßt von DorotheaWolfStiegemeyer


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