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Martchenko Tatjana

Russische Schriftsteller und der Literaturnobelpreis (1901-1954)
Böhlau-Verlag GmbH 04.2007, geb., 626 S.
ISBN-10: 3-412-14006-6, ISBN-13: 9783412140069, EUR 69,90

In ihrer russischsprachigen (hier in deutscher Sprache vorliegenden) Studie geht Tatiana V. Martchenko den bisher kaum erforschten Hintergründen der Verleihung bzw. Nichtverleihung des Nobelpreises an russische Autoren der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nach. Warum wurden Tolstoj oder Gorkij übergangen? Wie wirkte sich der Antagonismus von Exil- und Sowjetliteratur aus? Wurden Exilautoren wie Ivan Bunin bevorzugt? Welche Rolle spielten einflussreiche Koryphäen wie Thomas Mann oder Romain Rolland im Hintergrund? Welches Bild der russischen Literatur hatte man in Westeuropa? Zahlreiche neue Archivfunde ermöglichen erstmals fundierte Antworten auf diese und ähnliche Fragen. Durch gründliche Recherchen wird eine äußerst spannende Geschichte vor und vor allem hinter den Kulissen der internationalen Literaturszene enthüllt.

Sowjetliteratur vs. Exilliteratur
Zu einer Nominationskontroverse um den Literatur-Nobelpreis für russische Autoren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Die neuen Perspektiven der Erforschung der russischen Literatur in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kann man in einer literaturwissenschaftlichen Untersuchung ihrer Rezeptionsweisen und Interpretation von westlichen Intellektuellen betrachten. Es geht sowohl um gemeinsame Kanonfragen der Epoche als auch um den individuellen Geschmack, um den Zusammenhang zwischen der Entwicklung der russischen Literatur, wie sie sich in den werkimmanenten (poetischen) Besonderheiten widerspiegelte, und ihrer westlichenRezeption aus der Sicht u. a. des Inhalts, der Themen und der gattungstypischen Strukturen (vgl. die Dominanz der Prosa, meistens der Romane, unter den Werken von fast allen nominierten Schriftstellern).

Meine Aufgabe besteht darin, die Eigenschaften, die die Nominierenden in dem Schaffen der Kandidaten besonders hoch einschätzten, und die Forderungen, die die Experten an die russische Literatur stellten, mit dem westlichen literarischen Zeitgeist zu vergleichen.

Während die Meinungen der Nominierenden und des Nobelkomitees nur ein einzelnes Phänomen des allgemeinen Prozesses der Literaturrezeption darstellen, sind die Einzelfälle vom Standpunkt der geistigen Ideen und der politischen Tendenzen der Zeit aus zu analysieren. Dazu muss man nicht nur rein literaturwissenschaftliche Fragen stellen, sondern auch politikwissenschaftliche, ideologische, philosophisch-religiöse, sozialpsychologische u. ä. Erklärungen vorschlagen.

Abstract der Autorin in "Brücken für die Forschung", Kaiserslautern, 14./15.10.2003


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