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Martynova Olga

Olga Martynova, * Ольга Мартынова (* 1962 in Dudinka * Дудинка, Region Krasnojarsk) ist eine in russischer und deutscher Sprache schreibende Essayistin und Rezensentin Mehr auf Krusenstern


Olga Martynova
Wer schenkt was wem - Besprechungen 1999–2003
(Rimbaud-Taschenbuch Nr. 20/21), 160 S., TB fadengeh., 2003
ISBN 978-3-89086-686-4, ISBN 3890866867, € 5,-

Olga Martynova, russische Lyrikerin, lebt seit 1991 in Frankfurt am Main und schreibt wunderbare Gedichte in ihrer Muttersprache, die sie zusammen mit Elke Erb für den Rimbaud Verlag ins Deutsche überträgt. Parallel dazu verfaßt sie auf Deutsch brillante Buchkritiken und Essays, welche bei den angesehensten Publikationen deutschsprachigen Raums Abnahme finden. Das Buch «Wer schenkt was wem» ist eine repräsentative Auswahl aus diesen Aufsätzen, die – für den ersten Blick unerwartet – nicht ausschließlich Übersetzungen aus dem Russischen oder aus den verwandten slawischen Sprachen behandeln. Mit der gleichen Souveränität und Begeisterung schreibt Olga Martynova über alte und neue Dichter deutscher Zunge.

Das selbstverständlich zu nennen, wäre eine Mißachtung der Realität, die der überwiegenden Mehrzahl der sich in einem fremden Sprachraum aufhaltenden Autoren bekanntlich nur eine Wahl läßt: entweder Anpassung, Aufgabe eigener Sprache und Kultur, oder Abschirmung, Selbstghettoisierung, ungesunde Trennung des physischen und geistigen Daseins.

Olga Martynovas Leben in zwei Sprachen, in zwei Literaturbetrieben, aber in einer nicht gespaltenen, sondern an Dimensionen bereicherten, stereoskopischen Kulturidentität nennen wir angesichts der erdrückenden Realität lieber eine selbstverständliche Ausnahme.


Olga Martynova
Brief an die Zypressen - Gedichte
Übertragen aus dem Russischen von Elke Erb und Olga Martynova
48 S., fadengeh. Klappenbrosch., 2001
ISBN 978-3-89086-736-6, ISBN 3890867367, € 15,-

Ein Dialog zwischen den Sprachen
Die Lyrikerin Olga Martynova vorgestellt auf Novinki

Ol′ga Martynovas Lyrik könnte man ganz ohne fremde Worte vorstellen. Man müsste nur die richtigen Stellen nehmen, aneinander reihen und ein einzig aus Zitaten bestehender Text würde einen ersten Eindruck von ihrer Poesie vermitteln. Ihre selbstreflexiven oder metapoetischen Gedichte sagen oft viel über sich selbst, über die Kunst oder die Sprache im Allgemeinen, sowie über ihre eigene Gemachtheit, über Martynovas Schreibweise im Besonderen. „Die Sprache, der Falter mit dem Hinkeflügel“ zeigt sich dabei als ein verletztes und zerbrechliches Gerüst des Menschen. Doch es gibt ihn noch, den „Flügelschlag der Vogel-Harfe“, die nur „in die Zweige gehängt“ wurde, und es gibt auch noch „Wasser“, sogar einen „Strom“, zumindest im Gedicht. Und auch wenn die Sprache, ein verletzter Falter, hier wohl nicht mehr fliegen kann, so können an anderer Stelle immerhin noch „Buchstaben“ „Fenster zu mitternächtlichen Sälen“ öffnen. Nicht nur hier sprechen Martynovas Gedichte, indem sie Geschichte und Mythos, Städte und Länder von Neuem besingen, zugleich über sich selbst. Trotzdem weisen ihre Gedichte auch ständig über sich hinaus, auf Orte, Landschaften, mythische Namen und poetische Vorfahren, und darum lohnt es sich, auf die Suche zu gehen, um den manchmal schwer verständlichen Gedichten näher zu kommen.

Ольга Мартынова (р. 1962). Закончила Ленинградский Педагогический институт им. Герцена (русский язык и литература). Книги - "Поступь январских садов" (1989, в составе первой "Камеры хранения"), "Сумасшедший кузнечик" (Спб., 1993), "Четыре времени ночи" (Спб., 1998). Публиковала стихи в ж. "Аврора", "Континент", "22", "Волга", "Урал", в "Русской мысли" и "Литературной газете" (петербургское приложение), в альманахах "Камера хранения" и "Незамеченная земля" и др. Стихи переводились на немецкий, английский и французский языки. Книга стихов по-немецки "Brief an die Zypressen" (2001, Aachen, пер. автора и Эльке Эрб). Регулярно публикует в немецкой периодиоке статьи и книжные рецензии. Литературная премия-стипендия Губерта Бурды для поэтов из Восточной и Южной Европы за 2000 г.


Olga Martynova
Russische Literatur: Das Ende der avantgardistischen Moderne
Publiziert am 27 Februar 2008 von Krusenstern

Moskau * Die russische Literatur verabschiedet sich vom Erbe der avantgardistischen Moderne, glaubt die Essayistin und Rezensentin Olga Martynova. Noch vor kurzem gründete das Selbstbewusstsein der russischen Literatur auf der Avantgarde des 20. Jahrhunderts, zu der mit Anna Achmatowa auch die bedeutendste russische Dichterin gehört.

"Vor ein paar Jahren sass ich nach einer Lesung mit zwei russischen Kollegen in einem Sommergarten. Die Zikaden zirpten, der Wein schmeckte, und das Gespräch war lebhaft. Ich zitierte nebenbei ein sehr gutes Gedicht eines sehr schlechten Dichters und bemerkte dazu: “Anna Achmatowa hat gesagt, dass man bei jedem Lyriker wenigstens ein wirklich gutes Gedicht finden kann.” “Oh, lassen Sie das”, stöhnten meine Gesprächspartner im Chor. “Die Achmatowa, man kann’s schon nicht mehr hören, zum Kotzen.” Na gut, dachte ich, das kann man verstehen. Die Lawine der Publikationen der letzten anderthalb Jahrzehnte über AnnaAchmatova * Анна Андреевна Ахматова hat zum Überdruss geführt. Trotzdem erstaunte mich, dass ein Moskauer Ironiker und ein Petersburger Elegiker plötzlich so einstimmig gereizt reagierten ..."


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