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Moritz Und Leidinger

In russischer Gefangenschaft
Erlebnisse österreichischer Soldaten im Ersten Weltkrieg
Herausgegeben von: Verena Moritz und Hannes Leidinger
Böhlau Verlag 2008, 292 S., Gb., ISBN 978-3-205-77283-5, € 24.90

Auch heute noch ist für viele Russland das Land der Gefangenschaft, Sibirien weniger geographischer Begriff, als vielmehr ein Synonym für Unfreiheit, Verbannung und Tod. Weitgehend in Vergessenheit geraten ist das Schicksal der Kriegsgefangenen, die im Ersten Weltkrieg, als Soldaten der österreichisch-ungarischen Armee, in russische Gefangenschaft gerieten. Jene für diesen Band ausgewählten Erinnerungstexte ehemaliger Kriegsgefangener gewähren uns tiefe und lebendige Einblicke in die Lebenswirklichkeit der Menschen des untergehenden russischen Zarenreiches und in die nachfolgenden revolutionären Umwälzungen. Kaum ein Gefangener konnte sich den Auswirkungen der politischen Entwicklung in Russland ganz entziehen.

Die Autoren brechen mit einem Klischee über das Wesen der Gefangenschaft: Die Lager waren für viele nur Zwischenstationen. Mitten im „Feindesland“ lebten und arbeiteten sie und mussten lernen, sich einer ihnen in vieler Hinsicht fremden und unverständlichen Kultur anzupassen. Keinem deutschsprachigen Autor war es zu jener Zeit möglich , Russland in dieser Weise von innen kennenzulernen und die gesammelten Eindrücke aufzuzeichnen. Die Lebensgeschichten der Kriegsgefangenen aus der Donaumonarchie stellen daher ein besonders wertvolles und spannendes Material dar.

Rezension auf russland.RU (Auszug): Gefangen zur Zeitenwende - Die weitgehend vergessenen Erlebnisse österreichischer Kriegsgefangener im und nach dem Ersten Weltkrieg in Russland sind das Thema des Buchs „Gefangen in Russland“, das im Wiener Böhlau-Verlag erschienen ist. Betont wird hierbei die Autenzität des Erlebten, denn es handelt sich um eine Sammlung von selbst verfassten Augenzeugenberichten mit nur kurzer Einführung und Hintergrunderläuterung.

Das Werk genügt hierbei wissenschaftlichen Ansprüchen. Es ist aber dennoch unterhaltsam zu lesen, wenn man sich für die turbulente Geschichte Russlands im frühen 20 Jahrhundert – Erster Weltkrieg, Februar- und Oktoberrevolution und Russischer Bürgerkrieg – interessiert. Von all dem berichten aus erster Hand die damaligen KuK?-Kriegsgefangenen, die unfreiwillig mitten im Geschehen stehen.

Zu loben ist hierbei die ausgewogene Auswahl der Zeitzeugen ... Alles in allem ist „In russischer Gefangenschaft“ ein Blick zurück ohne Einseitigkeit oder Nationalismus. Die Herausgeber haben die zeitliche Distanz zu einer ausgewogenen Aufarbeitung der historischen Erlebnisse genutzt. Die geschilderten Schicksale sind vielfältig und während des Lesens unvorhersehbarer, als ein Romanautor sie sich hätte ausdenken können. Nicht nur für Österreicher ist dieses Buch ein Lesetipp.


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© BücherWiki Community bzw. die jeweiligen Autoren zuletzt geändert am 16. März 2009