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No Logo

NO LOGO! Der Kampf der Global Players um Marktmacht. von NaomiKlein. ISBN 3-570-50028-4.

Klappentext

Was hat die viel beschworene Globalisierung den Menschen tatsächlich an Freiheit, Vielfalt und Wohlstand gebracht? Das Ergebnis von Naomi Kleins Studie ist erschütternd. Während Großunternehmen die freie Wahl der Verbraucher propagieren, beherrschen sie mit ihren Marken die Medien und den öffentlichen Raum. Die Kosten, die sie aufbringen müssen, um ihre Marken zu managen, sparen sie bei der Herstellung der Produkte ein. In Indonesien, China, Mexiko, Vietnam und auf den Philippinen produzieren sie in Freihandelszonen, in ghettoähnlich abgeschirmten "Sweatshops", frei von Steuern, Umweltauflagen und Sozialabgaben so billig, dass astronomische Gewinnspannen erzielt werden. Naomi Kleins Kritik richtet sich an eine Gesellschaft, die es versäumt, relevante Fragen rechtzeitig aufzugreifen und das Feld den Marketingmanagern und Werbestrategen überlässt. Die Autorin registriert aber auch eine gegenläufige Entwicklung. Sie spürt beeindruckende Aktivitäten von Menschen auf, die es nicht länger hinnehmen, dass die Dritte Welt zur Steigerung des Komforts der Ersten Welt missbraucht wird. Je mehr Menschen das hässliche Gesicht hinter der schillernden Maske des Logos entdecken, um so mächtiger wird der Widerstand gegen multinationale Konzerne, die den verbraucher täuschen und die Globalisierung der Arbeitsplätze zur Ausbeutung missbrauchen.

Kurze Inhaltsangabe

No Logo gliedert seine 18 Kapitel in 4 größere thematische Abschnitte, in denen die aktuellen Firmenphilosophien der großen Markenunternehmen analysiert und kritisiert werden.

Der Abschnitt NO SPACE beschreibt, wie die Firmen versuchen, die Bedeutung ihrer Marken zu steigern, indem sie öffentliche und kuturelle Räume vereinnahmen und versuchen, die Marke als idealisiertes Lifestyle-Symbol über alle anderen Werte zu stellen. Dabei wird im Wege des Sponsoring wesentlicher Einfluß auf Kunst, Kultur, Sport und verschiedene öffentliche Bereiche - z. B. die Universitäten - entwickelt, bis zu dem Punkt wo öffentliche Kritik an den Unternehmen einer Selbstzensur (um den Sponsor nicht zu vergrämen) zum Opfer fällt.

Der Abschnitt NO CHOICE zeigt, dass die scheinbare Vielfalt der modernen Konsumwelt nur eine scheinbare ist. Großketten und weltweit agierende Markenunternehmen führen einen Verdrängungswettbewerb, dem die Vielfalt der kleinen Unternehmen nicht standhalten kann.

NO JOBS untersucht, wie Firmen ihre Arbeitsplätze und Arbeitskräfte nicht nur in Billiglohnländer verlagern, sondern sie auf diesem Weg auch transformieren. Großteils wird in EPZs (Exportproduktionszonen) durch zwischengelagerte Auftragnehmer unter menschenunwürdigen Bedingungen und Löhnen unter dem Existenzminimum produziert. Zum Stand 2000 gab es weltweit bereits 27 Mio solcher problematischer Arbeitsplätze. Vielfach sind Frauen zwischen 17-25 betroffen. Teilweise geht es auch um das Problem der Kinderarbeit. Auch dort, wo Arbeitsplätze im Land bleiben, werden Vollzeitarbeitsplätze in Teilzeitarbeitsplätze umgewandelt, die weder mit einer Unternehmensbindung noch mit der Vorstellung verbunden werden, dass es Dauerjobs wären, von denen man leben oder eine Familie ernähren könnte.

Der Abschnitt NO LOGO zeigt auf, wie sich der Widerstand gegen die größten Sünder unter den Markenunternehmen (Nike, Disney, Shell, Microsoft, Reebok, Wal-Mart, Hilfiger, IBM, ...) organisiert und aufgebaut wird. Die Rede ist u. a. von "Culture Jamming", RTS (Reclaim the Streets), selektiver Auftragsvergabe (Kommunen und Universitäten berücksichtigen die moralisch einwandfreie Produktion ihrer Güter bzw. ihrer Sponsoren) bzw. der über das Internet erfolgenden Vernetzung der "Globalisierungsgegner". Es wird aber auch gezeigt, wie die Großfirmen sich verbünden und alle juristischen Wege und Verschleierungsverfahren benutzen um ihre Ausbeutungsstrategien ungestört fortsetzen zu können.

Meinung(en)

Es wird nicht nur gezeigt, wie skrupellos Großunternehmen vorgehen, um ihre Gewinne zu maximieren. Tragisch ist, dass es sich nicht um Einzelfälle handelt, sondern dass nahezu alle Großkonzerne diese - mittlerweile ca. 1000 - Exportproduktionszonen intensiv und systematisch nutzen. In diesem Sinn geht es auch nicht um das Anprangern "schwarzer Schafe", sondern die Negativbeispiele stehen nur exemplarisch für eine allgemein geübte Praxis. Es wurde mir beim lesen auch klar, dass die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen, das Zahlen von Hungerlöhnen unter dem Existenzminimum und diverse Schikanen gezielt eingesetzt werden, damit es zu keiner nachhaltigen Entwicklung der betroffenen Länder und zu keinen Verbesserungen der Lebensbedingungen kommt, denn dies würde ja ein längerfristiges Ansteigen des Lohnniveaus bewirken. Der soziale Ausgleich, den wohl die Mehrheit der Menschen als fair empfinden, kann also wohl nicht vom existierenden ökonomischen System geleistet werden, sondern muss von unserer Gemeinschaft der westlichen, demokratischen Bevölkerung gegen dieses System durchgesetzt werden. Es sei denn, wir schaffen es uns wohl zu fühlen, wenn unsere Kinder mit Fußbällen spielen, die mit pakistanischer Kinderarbeit um ein paar Cent genäht wurden oder in Disney-Figuren-Pyjamas in ihre wohlbehüteten Träume entschlummern, die unter "Blut und Tränen" von gefängnisartigen gehaltenen Frauen gefertigt wurden. Ein sehr wichtiges Buch. -- HelmutLeitner


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