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Orlando Figes

Orlando Figes lehrt Geschichte am Birkbeck College in London. Sein großes Standardwerk zur Geschichte der russischen Revolution, Die Tragödie eines Volkes, wurde von der Kritik enthusiastisch gefeiert und mit zahllosen Preisen ausgezeichnet. (berlinverlage)


Orlando Figes
Nataschas Tanz
Eine Kulturgeschichte Russlands
Übersetzt aus dem Englischen von Sabine Baumann und Bernd Rollkötter
Berlin Verlag, Berlin 2003, 736 Seiten, 39,80 EUR, ISBN 382700487X

Eine epische und beispiellose Erforschung Russlands, seiner Kultur und Menschen. Von weltberühmten Komponisten, Schriftstellern und Künstlern bis hin zur Volksmusik und regionalen Gebräuchen erkundet »Nataschas Tanz« , was es bedeutet, Russe zu sein.

Nach seinem Meisterwerk zur russischen Revolution, Die Tragödie eines Volkes, legt der junge Londoner Historiker Orlando Figes nun sein nächstes großes Russland-Buch vor, das ebenfalls das Zeug zu einem Standardwerk hat.

In einer berühmten Szene von Tolstois großem Roman »Krieg und Frieden« hört die junge und schöne Fürstin Natascha ein ihr unbekanntes Volkslied und beginnt instinktiv zu der Melodie zu tanzen. Für Tolstoi sind und bleiben die Russen demnach im Herzen stets Russen, so vornehm und von ausländischer Kultur beeinflusst sie auch sein mögen. Ausgehend von dieser Schlüsselszene, erkundet Orlando Figes die oft widersprüchlichen Impulse und sinnlichen Gemeinsamkeiten, die zur Entstehung einer der erstaunlichsten Kulturen der Welt beigetragen haben. Er zeigt, wie sich Russlands Sinn für die eigene Identität in seiner Kultur verkörpert: Nicht nur in Dichtung, Musik, Büchern und Gemälden, sondern auch in gemeinsamen Vorstellungen, Bräuchen, Gewohnheiten und Glaubensinhalten. Trotz der immensen Größe und Vielfalt Russlands hat ebendieses Temperament ein Volk zusammengehalten, das von Europa bis nach Asien verstreut lebt, und es ihm ermöglicht, im Angesicht der eigenen bewegten Geschichte zu überleben.

Durchwoben von außergewöhnlichen Geschichten und Gestalten, spannt Nataschas Tanz den Bogen vom Glanz des Petersburger Zarenhofs im 18. Jahrhundert bis zur Macht der stalinistischen Propaganda, von der Volkskunst bis zu den magischen Ritualen der asiatischen Schamanen, von der Dichtung Puschkins bis zur Musik Mussorgskis und den Filmen Eisensteins. Aristokraten und leibeigene Künstler betreten ebenso die Bühne wie Revolutionäre und Exilanten, Priester und Freigeister. Wunderbar und lebendig geschrieben, würdigt Nataschas Tanz die Größe der russischen Kultur und die bemerkenswerten Persönlichkeiten, die sie geprägt haben.

Bewegungen von natürlicher Anmut
Orlando Figes erzählt die faszinierende Geschichte der russischen Kultur
Von Karl Schlögel

Es ist erst sieben Jahre her, dass der britische Russland-Historiker Orlando Figes vor unseren Augen das Panorama der russischen Revolution entrollt hat: in tausenderlei Facetten und Details, in epischer Breite, einmal nicht als politische Veranstaltung, sondern als soziales Naturereignis, als fast tektonische Verwerfung.

Nun liegt die deutsche Übersetzung seiner Kulturgeschichte Russlands unter dem Titel Nataschas Tanz vor. In seiner Geschichte der russischen Revolution hatte Figes die Darstellung auf die Epoche von 1891 bis 1924 zentriert und somit einen Rahmen geschaffen, in dem die auseinander laufenden Handlungslinien und Fäden immer wieder auf hoch dramatische und paradoxe Weise zusammenkamen. Leser wie Rezensenten waren beeindruckt von der Meisterschaft des britischen Geschichtserzählers. In Nataschas Tanz ist der Gegenstand weit umfangreicher und auch weniger genau bestimmbar. Eine russische Kulturgeschichte: eine Geschichte der russischen Kultur? Von ihren Anfängen in der Kiewer Russ bis heute oder nur die Petersburger Epoche? Der Kunstentwicklung, der Alltagskultur ebenso wie der Hochkultur, der lebensweltlichen Praktiken, Routinen, kulturellen Rituale ebenso wie der subtilsten geistigen Strömungen?


Orlando Figes
Die Tragödie eines Volkes

Das meisterhafte Buch des englischen Professors für Geschichte Orlando Figes versetzt den Leser in die wirren Zeiten rund um die Oktoberrevolution 1917. Dem Autor gelingt es, die komplexen Geschehnisse und Zusammenhänge mit einer erstaunlichen Leichtigkeit zu schildern, so dass sie für jeden verständlich werden.

Die Erzählung scheint objektiv und exzellent recherchiert. Wer dieses spannende und lebendige Buch gelesen hat, wird nicht nur die russische Revolution, sondern auch das moderne Russland besser verstehen.

Sehr empfehlenswert für alle, die sich für Russland interessieren!


Orlando Figes
Die Flüsterer - Leben in Stalins Russland
Aus dem Englischen von Bernd Rullkötter, 1040 Seiten, 133 sw-Abbildungen und 5 Karten
Berlin Verlag, geb., ISBN-13: 9783827007452, 34,00 € [D]

In seinem meisterhaft komponierten neuen Buch erzählt der Historiker Orlando Figes ergreifende Lebensschicksale während der schlimmsten Jahre der sowjetischen Unterdrückung. Ein beispielloser Blick in die Innenwelt eines geschundenen Volkes.

Viele Darstellungen behandeln die sichtbaren Aspekte der stalinistischen Diktatur: die Verhaftungen und Prozesse, die Versklavung und das Morden in den Gulags. Kein Buch hat jedoch bislang die Auswirkungen des Regimes auf das Privat- und Familienleben der Menschen untersucht, den „Stalinismus, der uns alle ergriff“, wie es ein russischer Historiker einmal formuliert hat. Auf der Basis von Hunderten Interviews mit Zeitzeugen und zahllosen bislang unbekannten Dokumenten liefert nun Orlando Figes in Die Flüsterer erstmals einen unmittelbaren Einblick in die Innenwelt gewöhnlicher Sowjetbürger und zeigt an zahlreichen eindringlichen Beispielen, wie Einzelne oder Familien in einem von Misstrauen, Angst, Kompromissen und Verrat beherrschten Alltag um ihr Überleben kämpften. Für die Zeit der Revolution von 1917 bis zu Stalins Tod und darüber hinaus rekonstruiert Figes das moralische Gespinst, in dem sich die allermeisten Russen gefangen sahen: Eine einzige falsche Bewegung konnte eine Familie zerstören oder am Ende wo - möglich deren Rettung bedeuten. Keiner konnte sich sicher fühlen, nicht einmal die überzeugtesten Anhänger des Regimes. Wahrheit und Wahn, Schuld und Unschuld waren in diesem Unterdrückungssystem immer wieder auf fatale Weise miteinander verquickt. Orlando Figes’ neues Meisterwerk — in seiner erzählerischen Wucht und Aufrichtigkeit vergleichbar mit Wassili Grossmans Jahrhundertroman Leben und Schicksal — ist das breit angelegte Porträt einer Gesellschaft, in der jeder nur noch flüstert — entweder um sich und andere zu schützen oder um zu verraten. Ein ebenso schonungsloser wie ergreifender Bericht davon, wie schwach — und wie unvorstellbar stark — Menschen in einer von Paranoia geprägten totalitären Gesellschaft werden können.


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© BücherWiki Community bzw. die jeweiligen Autoren zuletzt geändert am September 16, 2008