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Petrowskaja Nina

Liliana Kern (Autorin), 1958 in Jugoslawien geboren, hat an der Belgrader Universität Slawistik studiert und danach vier Jahre als Russischlehrerin an einem Belgrader Gymnasium unterrichtet. Parallel dazu war sie auch als UNO-Dolmetscherin und -Übersetzerin (aus dem Englischen ins Russische und Polnische, vice versa) tätig. Im Jahre 1986 kam sie – eigentlich nur für ein Jahr – nach Deutschland. Unmittelbar nach ihrer Ankunft begann sie ein Postgraduiertenstudium an der Universität in Frankfurt am Main und schloss es 1997 ab. Ihre Magisterarbeit mit dem Titel »Archetypisches Symbol als kulturelles und ästhetisches Phänomen im Werke von Valerij Brjusov. Ein Versuch über die „wechselseitige Erhellung der Künste". « schrieb sie bei Frau Professor Gudrun Langer, die damit „nicht nur meine enorme Vorliebe für die Literatur des russischen Symbolismus ‘verschuldet‘, sondern […] - ohne es zu beabsichtigen - mein ganzes Leben danach in eine bestimmte Richtung gelenkt [hat].“ Während der Forschungsarbeiten stieß sie zwangsläufig auf Nina Petrowskaja, die Muse des Dichters Valerij Brjusov. Diese dekadente Femme fatale zog sie dermaßen in ihren Bann, dass die Recherche zu ihrer Person in den folgenden neun Jahren zu ihrem „Hauptberuf“ wurde. In dieser Zeit arbeitete sie auch als Journalistin für verschiedene Zeitungen und unter anderem auch für die »Deutsche Welle«. Liliane Kern lebt heute mit ihrem Mann als freie Autorin in der Nähe von Köln und schreibt an ihrem zweiten Roman über eine ebenso vergessene Frau Russlands, die Geschichte „geschrieben“ hat.


Der feurige Engel
Das Leben der Nina Petrowskaja
von Kern, Liliana (Jugoslawien/Deutschland)
Biographie; Stichwörter: russische Symbolisten, Dekadenz;
Berliner Taschenbuch 2006; kartoniert, 240 S.; ISBN 978-3-8333-0359-3
€ (D) 11,90 / € (A) 12,30 / sFr 21,30

Im Jahre 1896, mit 17 Jahren, heiratete die Petersburgerin Nina Petrowskaja den Moskauer Parvenü und späteren Verleger des Greif-Verlages Sergej Solokow, durch den sie in den Kreis der großen Dichter ihrer Zeit geriet. Im Kreis der russischen Symbolisten, der russischen Dekadenz – selbst auch Schriftstellerin und Redakteurin –, ist sie eine wichtige, eine exzentrische Persönlichkeit gewesen – von vielen wurde sie angehimmelt, sie war sich ihrer Anziehungskraft bewusst und genoss sie. Ja, sie war eine Ikone der russisch-dekadent-symbolistischen Dichterszene, sie war ihre Femme fatale und die Muse des Waleri Brjussow.

Eine bis ans Ende ihrer Tage leidenschaftlich-tragische Liebe verband sie mit dem verheirateten Waleri Brjussow; Andrej Belyj ist in seiner Liebe zu ihr fast um den Verstand gekommen; Wladislaw Chodassewitsch – der spätere Mann von Nina Berberova – war ihr bis zum Schluss in Freundschaft und Liebe zugetan. Sowohl Brjussow als auch Belyj beschrieben ihre Liebe zu ihr in einem Roman.

Ihre immer aussichtsloser werdende Beziehung zu Brjussow trieb sie schließlich durch die Städte Europas, wo sie sich mit verschiedenen Liebhabern zu trösten versuchte; sie wurde zur Alkoholikerin und drogenabhängig. Sie reiste mit ihrer gemütskranken Schwester, die sie pflegte. Durch die Revolution endgültig von Russland und ihren Geldquellen abgeschnitten, versank sie in bittere Armut; Gorki (MaximGorki) versuchte ihr mehrmals zu helfen, bis sie schließlich 1922 in Berlin und am Ende in Paris ankam. Nach unzähligen Wohnungswechseln – ihnen wurde immer wieder gekündigt, weil sie nicht bezahlen konnten – landete sie mit ihrer Schwester in einem Heim für Obdachlose bei der Heilsarmee; als sie auch dort ausziehen mussten, bekam ihre Schwester wie durch ein Wunder ein Bett in einem Hospital bei Ordensschwester, wo sie kurz danach starb.

In tiefer Verzweiflung nahm sich Nina Petrowskaja wenige Wochen danach, am 23. Februar 1928, in einem Hotelzimmer das Leben.


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© BücherWiki Community bzw. die jeweiligen Autoren zuletzt geändert am November 24, 2007