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Prager Frühling

Dieter Segert
Prager Frühling - Gespräche über eine europäische Erfahrung
Braunmüller Verlag 2008, kt., 256 S., ISBN 978-3-7003-1666-4, 24.90 EUR

Der tschechoslowakische 1. Mai 1968 war ein riesiges Happening mit witzigen Parolen und bunten Transparenten. Eine Einheit von Partei und Gesellschaft, die es in der kommunistischen Geschichte vorher und nachher nie wieder geben sollte. Selbst in der DDR geboren, ­interessiert den Autor Dieter Segert, warum der Prager Frühling ­zustande kommen konnte, wie eine Reformpolitik innerhalb des so starren Systems überhaupt möglich war. Im Gespräch mit den Prager Aktivisten Michal Reiman und Przemysl Janýr erzählt er über tragische Helden wie ­Alexander Dubcek, schildert die Auseinandersetzungen in Prag 1968 und findet damit auch eine Antwort auf die Frage, warum es im Herbst 1989 im Osten Europas so und nicht anders gekommen ist.

Was geschah 1968 in Prag? Der Politikwissen­schafter Dieter Segert, im Gespräch mit damaligen Zeitzeugen und Aktivisten, zeichnet ein neues, differenziertes, aber auch sehr persönliches Bild vom Prager Frühling in die Köpfe seiner LeserInnen. Mit einem der letzten Interviews mit Alexander Dubcek, Lebensläufen führender Reformer, Zeittafeln und Bilddokumenten. „Vom Prager Frühling wird üblicherweise nur das Ende erinnert. Doch dass die Panzer kamen, ist nicht das wirklich Interessante an dieser Geschichte.“ (Dieter Segert)

Aus dem Vorwort: "Hat der Prager Frühling für die heutige Generation noch eine Bedeutung? War er, wie viele heute in seinem Heimatland sagen, nur eine interne Auseinandersetzung zwischen Kommunisten? War er, wie andere meinen, die Geburtsstunde der Zivilgesellschaft in jener Region? Ist die Verbindung von Sozialismus und Demokratie überhaupt möglich, wünschenswert, ausbaufähig? Hat es Sinn, sich an die Ereignisse als bedeutsamen Teil der europäischen Geschichte zu erinnern? Waren diejenigen, die sich mit aller Kraft für die Rettung ihres großen Traums vom Sozialismus einsetzten und dafür einen hohen Preis bezahlten, tragisch Gescheiterte, eine verlorene Generation? Oder sind sie doch Herolde einer neuen Gesellschaft, die soziale Gerechtigkeit und Demokratie zu vereinen imstande ist?" (Barbara Coudenhove-Kalergi)

Aus Ivan Illichs "Aufruf zur Feier" (1967):
»In der Zukunft müssen wir der Anwendung von Zwang und Autorität ein Ende machen, also der Möglichkeit, aufgrund einer hierarchischen Stellung zu verlangen, daß etwas getan werde. Wenn man das Wesen des neuen Zeitalters überhaupt in eine Formel fassen kann, so lautet diese: das Ende von Privileg und Bevorzugung. Autorität sollte erwachsen aus der besonderen Fähigkeit, ein bestimmtes, gemeinsames Vorhaben zu fördern. Wir müssen von dem Versuch ablassen, unsere Probleme dadurch zu lösen, daß wir Machtverhältnisse bloß verschieben oder versuchen, leistungsfähigere bürokratische Apparate zu schaffen. Wir rufen euch auf, teilzunehmen am Wettlauf des Menschen um Reife und mit uns zusammenzuarbeiten an der Erfindung der Zukunft… Schließen wir uns freudig zusammen, um unsere Bewußtheit zu feiern, daß wir unserem heutigen Leben die Gestaltung der morgigen Zukunft geben können.« (Ivan Illich, 1926 – 2002)


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