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Quiring Manfred

Manfred Quiring, Jahrgang 1948; aufgewachsen in Berlin; nach kurzem Zwischenspiel als Eishockeyspieler Journalistik-Studium in Leipzig, ab 1973 Redakteur der Berliner Zeitung und zweimal deren Korrespondent in Moskau (1982–1987 und 1991–1995); er bereiste die ehemalige Sowjetunion von Kaliningrad bis nach Kamtschatka, von Norilsk bis nach Turkmenien, und erlebte alle Wechsel im obersten Staatsamt live in Moskau; 1989/90 ein Jahr Korrespondent der Nachrichtenagentur ADN in Athen, seit 1998 für Die Welt in Moskau. ( Links-Verlag)


Manfred Quiring
Russland - Orientierung im Riesenreich
Ch. Links Verlag 2008, 208 Seiten, 3 Abbildungen, Klappenbroschur. ISBN 978-3-86153-471-6, 16.90 EUR

Die Sowjetunion war eines der Zentren in der bipolaren Welt des Kalten Krieges und galt als respekteinflößende Großmacht. Doch das heutige Russland sucht noch seinen Platz in der neuen globalisierten Welt. Die Menschen im zusammengebrochenen Imperium fühlen sich vom Schicksal gebeutelt und schwanken emotional zwischen Zweifel und überbordendem Selbstbewusstsein. Manfred Quiring, seit über 30 Jahren journalistisch in Moskau tätig, gibt Einblicke in den Alltag des Riesenreiches. Er erklärt, was man die »russische Seele« nennt, welche Rolle der Wodka im Zusammenhang mit Gastfreundschaft spielt und warum die russischen Frauen als die schönsten gelten. Anhand der reichen Anekdotenkultur des Landes macht er manches verständlich, was auf den ersten Blick nur Kopfschütteln auszulösen vermag. Seine Tipps und Erklärungen helfen all jenen, die einen längeren Aufenthalt in Russland planen und das Land besser verstehen wollen.

Inhaltsverzeichnis - Vorwort und Leseprobe: Links-Verlag

Buchbesprechung: Ein russischer Bär geht mit seinem Freund, dem Wolf, durch den Wald. Da sehen sie einen Hasen. Der Bär meint zum Wolf, eigentlich habe er Hunger, der Hase käme gerade recht. Der Wolf stimmt zu, und beide verspeisen den Hasen. Wohlig satt, überkommt sie das schlechte Gewissen. »Wir hätten das arme Häschen doch nicht fressen sollen«, meint der Bär. »Wenigstens sollten wir ihn ordentlich begraben.« Gesagt, getan, sie begraben, was von dem Häschen übriggeblieben ist. Sie setzen ihm einen Grabstein und denken über eine Inschrift nach. »Unserem lieben Feind« wird ebenso verworfen wie »Unserem lieben Freund«. Beides scheint unpassend. Schließlich einigen sie sich und schreiben: »Unserem lieben Partner«. (Soll Putin Angela Merkel erzählt haben.)

Diese Anekdote setzt Manfred Quiring an den Anfang seines ersten Kapitels. Die Anekdote selbst und, dass er sie an den Anfang seines Buches über Russland gesetzt hat, ist in mehrfacher Hinsicht bezeichnend: Sie sagt einiges über „die Russen“ aus, über Putin – wenn er es denn tatsächlich Angela Merkel erzählt hat –, aber auch über Quiring selbst und seine journalistische Überzeugung.

Sine ira et studio, mit größter journalistischer Ethik, schildert er „das Russland“. Er wertet nicht, er zeigt auf und lässt dem Leser die Freiheit seine eigenen Schlüsse zu ziehen, er gibt ihm den Freiraum, selbst zu denken. Und da bekanntlich der erste Schein trügt, liefert Quiring auch das Hintergrundwissen, das es erst ermöglicht, zu einer gerechten Beurteilung zu kommen. Dreißig Jahre Russland ermöglichen es ihm.

Die große Gefahr bei einem so faktenreichen Thema ist immer, dass der Leser ermüdet. Quiring schafft es, Spannung zu erzeugen und bis zum Schluss beizubehalten. Das Beste, was man über ein Buch sagen kann, ist, dass man bedauert, wenn es zu Ende ist. Das trifft hier vollständig zu. Ein Buch in der Tradition unserer wenigen wirklich großen Journalisten.


Manfred Quiring
Pulverfass Kaukasus - Konflikte am Rande des russischen Imperiums
Links Verlag 2009, 200 S., kt., ISBN 978-3-86153-514-0, € (D) 16,90, € (A) 17,40

Wie schon in seinem Buch Russland – Orientierung im Riesenreich beschreibt Manfred Quiring auch in »Pulverfass Kaukasus« souverän die große Problematik dieser Region seit alters. Wer über dieses „heiße Eisen“ urteilen will, muss dieses Buch gelesen haben. Auch für dieses Buch trifft zu: ein faktenreiches Thema, spannend geschrieben.

Inhalt: Nach dem russisch-georgischen Krieg um Südossetien im August 2008 ist der Kaukasus erneut ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt. Es war der sechste militärische Konflikt seit 1990. Und noch immer ist reichlich Zündstoff vorhanden in einer kulturell und geografisch faszinierenden Region, wo auf 400 000 Quadratkilometern mehr als 50 verschiedene Völker zu Hause sind: Abchasen und Aserbaidschaner, Armenier und Darginer, Georgier und Inguschen, Osseten und Tschetschenen. Zwischen 40 und 50 Sprachen, nicht gerechnet die zahlreichen Dialekte, werden hier gesprochen, weshalb der Kaukasus in der Antike auch »Berg der Sprachen« hieß. Streitigkeiten untereinander und die Tatsache, dass Russland das Gebiet als seine naturgegebene, ureigene Einflusssphäre betrachtet, führen immer wieder zu Spannungen. Manfred Quiring, Korrespondent für »Die Welt« in Moskau, hat den 1500 Kilometer langen Gebirgszug und die angrenzenden Regionen seit 1982 immer wieder bereist, die Konflikte zum Teil persönlich miterlebt. In seinem Buch geht er ihren Ursachen nach, verbindet Geschichtliches mit der Neuzeit und eigenem Erleben.


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