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Russische Literaturgeschichte

Die russische Literatur von ihren Anfängen bis zur Gegenwart
Autoren - Inhalte - Hintergründe
Version 2000

Die Christianisierung des Kiewer Reiches im 9. Jh. brachte das Kirchenslawische als Schriftsprache (Kyrill und Methodios) ins Land, das mit dem russischen Volksidiom zu verschmelzen begann und eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Entwicklung einer russischen Nationalliteratur war.

Die altrussische Literatur: 11. – 17. Jahrhundert

In den ältesten russischen Staatsgebilden wurden sowohl geistliche als auch weltliche Schriften übersetzt. Spuren ältester Volksdichtung sind vor allem in den Klageliedern, Zauberformeln. Sprichwörtern und epischen Gesängen nachweisbar. Das russische Heldenlied (Byline/Begebenheit, Starina/Das Alte) läßt Quellen aus der Frühzeit der Kiewer Rus erkennen. Die Nestorchronik (um 1113) und die hagiographischen Schriften Pateriki waren bereits eigenständige literarische Werke. Das bedeutendste Heldenepos, das Igorlied (Ende 12. Jh.) beeinflußte viele spätere Dichtungen, besonders das Heldenepos Zadonščina (Ende 14. Jh.), das den Sieg der russischen Heere über die Tataren am Don 1380 besang. Trotz weiterer byzantinischer Einflüsse waren die meisten rechtlichen und moralischen Anweisungen eigenständige Leistungen, wie die des Fürsten Wladimir Monomach (12. Jh.) bis hin zum Domostroj (= Hausordnung, 16. Jh.), welches Regeln für alle Lebensbereiche enthält. Die Heiligenviten aus mehreren Jahrhunderten wurden um die Mitte des 16. Jh. von Moskauer Mönchen in 12 Bänden als Minei-Ceti (= Lesemenäen) zusammengestellt. Auch noch in späteren Zeitaltern blieben diese Bücher allen lesekundigen Russen geläufig. Die Choz´denie za tri morja (= Reise nach Indien, 15. Jh.) des Twerer Kaufmannes Afanassi Nikitin war die erste weltliche Reisebeschreibung der russischen Literatur. Die Autobiographie des Protopopen Awwakum ist ein Zeitzeugnis, eine polemisch-theologische Schrift und eine Dichtung, in der die Alltagssprache poetische ausdrucksvoll wird und das Kirchenslawische verdrängt. Simeon Polozki war bereits in seinen kirchlichen und höfischen Werken ein Vorläufer der russichen Aufklärung.

Neuere russische Literatur: 1700 – 1900 ...

Die Literatur der Gegenwart ...

Literatur zur russischen Literaturgeschichte

- Stender Petersen: Geschichte der russischen Literatur
- Mirskij, D. S.: Russische Literaturgeschichte des 19. Jh.
- Kasack, W.: Lexikon der russischen Literatur ab 1917
- Düwel und Grasshoff: Geschichte der russischen Literatur von den Anfängen bis 1917 - Rohrwasser, M.: Der Stalinismus und die Renegaten


Russische Literaturgeschichte - (in Kurzfassung)
von Iwan dem Schrecklichen über Tolstoi bis Nabokow

MOSKAU, 23. Januar 07 (RIA Novosti). Man kann ohne Übertreibung behaupten, dass die weltweit bekanntesten russischen Schriftsteller durch ihr Schaffen die Ideen des Guten, des Altruismus und der Selbstaufopferung verbreitet haben. Der Charakter der russischen Literatur ist in vieler Hinsicht von diesem Streben nach Wahrheit und allgemeinem Glück geprägt.

Die ältesten russischen Literaturdenkmäler stammen aus der Zeit der Christianisierung Russlands (10. Jahrhundert). Sie wurden unter byzantinischem Einfluss geschrieben. Als ein unübertroffenes Literaturwerk des alten Russland gilt „Das Igor-Lied“ (bzw. „Lied von der Heerfahrt Igors“), ein prosaisches Poem aus dem 12. Jahrhundert, dessen Autor unbekannt ist. Darin geht es um einen misslungenen Kriegszug von Fürst Igor im Jahr 1185 gegen kriegerische Nomadenstämme, die südrussische Steppen besiedelten.


Ein Hörbuch (4 CDs)

Nach dem großen Erfolg von „Erzählte Literaturgeschichte. 250 Jahre deutsche Literatur“ erscheint jetzt zum Buchmesse-Schwerpunkt Russland ein leichtfüßiger Führer durch die weiten Räume der tausendjährigen russischen Literatur – ungewohnt, witzig, informativ – ein Original-Hörbuch, das es gedruckt nicht gibt.

Keine Kultur ist derart von Klischees zugepflastert wie die russische. Doch was sich hinter ewigem Frost und Wodka, Rasputin und Väterchen Stalin auftut, ist eine literarische Landschaft von ungeahnter Weite und Vielfalt. Der beste Weg, Rußland zu verstehen, führt noch immer über seine reiche Literatur. Neben den ehrfurchterregenden Giganten Tolstoj und Dostojewski gibt es seit je wunderbare Erzähler und hinreißende Dichter, die abgründige Magie der Märchen, die verblüffende Weisheit der Sprichwörter und Legenden. Ralph Dutli führt auf seinem Rundgang durch die russische Literatur ein in die Wunder einer Welt, die man nie ganz verstehen, an die man „nur glauben“ kann, wie ein Dichter des 19. Jahrhunderts behauptete.

CD 1: Wirklich wie im Märchen / Vom „Igor-Lied“ bis Puschkin und Gogol
CD 2: Die Gaben der Giganten / Von Dostojewski und Tolstoj bis Tschechow
CD 3: Die Mythen der Moderne / Vom Symbolismus bis zur späten Achmatova und Nabokow
CD 4: Dissidenz und Underground / Von Solschenizyn bis Sorokin (siehe auch FreieRussischeLiteratur)

Verlag: Hörbuch Hamburg; Auflage: 1 (September 2003)
Sprache: Deutsch
ISBN 3899031288


Lexikon der russischen Kultur
Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 534 S., EUR 49,90

Der Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahr 1991 markiert nicht nur das Ende der kommunistischen Utopie und den Bankrott eines politischen Systems. Er kennzeichnet darüber hinaus einen tiefreichenden Bruch im ideologischen und kulturellen Gefüge des Landes, der die bis dahin gängigen Perspektiven und Wertungen grundsätzlich in Frage stellt. War doch die Sicht auf die Kultur und Geschichte Russlands, auf das russische Denken, seine Literatur und Kunst jahrzehntelang geprägt von der Konfrontation des kalten Krieges: auf der einen Seite die ideologisch einseitige sowjetische, marxistisch klassenkämpferische Sicht, auf der anderen Seite die oppositionelle Sicht der Emigranten und Dissidenten, die natürlich in ihrer Gegenposition eine wirklich objekte Wahrnehmung ebenfalls kaum möglich machte.

Fundiert und wunderbar unterhaltsam findet Rezensentin Annette Zerpner diese Navigationshilfe durch die russische Literatur . Mit Wortwitz sieht sie den Zürcher Slawisten und Mandelstam-Experten Ralph Dutli Kontinuitäten zwischen Mittelalter und postsowjetischer Zeit aufzeigen. Die Autorenbiografien geraten der Rezensentin zufolge dabei so farbig, wie die der Romanfiguren. Wenn deren Namen ausgesprochen werden, tönt Zerpner auch die Freude am Klang der russischen Sprache, "ihren vollen Vokalen und schwammigen Konsonanten" entgegen, was dieses Hörbuch für sie zum wahren Ohrenbuch werden lässt. Sehr gut gefällt ihr auch, dass die Edition völlig auf Fachjargon verzichtet und selbst Theoriekonzepte wie die Michail Bachtins verständnisfördernd und stilistisch gelungen einzupassen verstehe.

Rezensionen - Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 21.02.2004


Klaus Städtke (Hrsg.)
Russische Literaturgeschichte
XIV, 442 S., 194 s/w Abb., Gebunden
Preis: EUR 29,90 / CHF 46,00
ISBN 3-476-01540-8
Erschienen am: 22.08.2002

Nach dem Ende der Sowjetunion und der ideologischen Ost-West-Konfrontation haben sich die bisher geläufigen Perspektiven und Bewertungsmaßstäbe im Blick auf die politisch-soziale und die kulturelle Geschichte Russlands grundlegend gewandelt. Dadurch wurde ein neuer, von vielen herkömmlichen, ideologischen wie ideologiekritischen Klischees und Vorurteilen befreiter Umgang mit den historischen Gegenständen möglich. Unter dieser Voraussetzung ist auch die vorliegende Literaturgeschichte entstanden, die auf begrenztem Raum eine Gesamtdarstellung der Entwicklung der russischen Literatur von den Anfängen im 9./10. Jh. bis in die post-sowjetische Ära am Ausgang des 20. Jh.s bietet.

Die Autoren des Bandes beabsichtigen keine radikale Revision der bisherigen Literaturgeschichtsschreibung – ein gewachsener Literaturkanon kann nicht willkürlich verändert werden. Es geht vielmehr um eine Relektüre der russischen Literatur, die gegen Ende des 20. Jh.s einen umfassenden Neuanfang signalisiert, der Distanz schafft zur Tradition und zu den bisherigen Rekonstruktion des Kanons aus neuer Perspektive Deutungsmustern. Aus dieser neuen Perspektive drängt sich eine Rekonstruktion des Kanons und vor allem der literarischen Moderne, die nun als eine historisch abgeschlossene Epoche gelten kann, geradezu auf.


Reinhard Lauer
Kleine Geschichte der russischen Literatur
erschienen September 2005, 283 Seiten, Paperback
C.H. Beck Verlag, ISBN 3-406-52825-2, 14.90 EUR

Die russische Literatur wird in diesem kompakten Überblick in ihrer Gesamtheit von den Anfängen bis in die jüngste Gegenwart dargestellt. Die Darstellung berücksichtigt den historischen Rahmen jeder Epoche, beschreibt ihre Hauptmerkmale, charakterisiert alle wichtigeren Autoren und bespricht in Kürze ihre Werke.

Reinhard Lauer ist seit 1969 o. Professor für Slavische Philologie an der Georg-August-Universität Göttingen und seit 1987 Vorsitzender der Kommision für Interdisziplinäre Südosteuropa-Forschung der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Bei C.H.Beck ist von ihm erschienen: Geschichte der russischen Literatur. Von 1700 bis zur Gegenwart (2000).


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