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Schreib Werkstatt

Das ist der Beginn einer SchreibWerkstatt. Was ist eine Schreibwerkstatt? Dazu siehe auch DeWikiPedia:Schreibwerkstatt.

Teilnehmer können hier eigene Texte, z. B. Kurzgeschichten posten, sei es als Leseproben oder ... , wobei es sinnvoll es, dazu zu schreiben, in welchem Zusammenhang der Text steht, ob irgendeine Form von Feedback erwünscht ist, usw.

Kurzgeschichten

Erste Liebe und Otto      Leseprobe aus "In kühlen Waldes Schatten"

Die Tage vergingen in Gleichförmigkeit, reihten sich auf wie Perlen auf dem öden Faden der Monotonie. Nichts geschah. Immer noch erfüllte Krieg, Terror, Gewalt und Schrecken die Welt, aber all das war fern von mir, ein Film, der keine Verbindung mit meinem Leben hatte. Meine Realität waren Petra, ihre Kinder, Otto und das Gefühl der Sinnlosigkeit. Alles was ich glaubte bei Petra gefunden zu haben, hatte sich in Luft aufgelöst. Es gab nichts mehr, über das wir sprechen konnten, wir hatten kein Thema mehr. Sie war eine exzellente Schauspielerin, aber nicht alle Rollen gefielen ihr, unser Sexualleben war vom Spielplan gestrichen. Ich war nun auch offiziell geschieden, doch das Thema Heirat hatten wir nie wieder angesprochen. Wahrscheinlich wußte sie, ich würde nein sagen und so lebten wir nebeneinander, beide unfähig diese Komödie zu beenden. Das neue Haus war fast fertig und es war für mich wie ein Gefängnis geworden, das ich mir selbst erbaute und das auf mich wartete. Doch der Gedanke wieder alleine zu leben, erfüllte mich mit Schrecken. Gab es wirklich nur diese beiden Varianten von Leben. Warum war es mir nicht gelungen die richtige Frau zu finden. Vielleicht war diese alte Geschichte vom Hermaphroditen wirklich wahr und es gab auf dieser weiten Welt wirklich nur einen einzigen Menschen, der meine Sehnsucht stillen konnte. Wie oft hatte ich geglaubt endlich diese Frau gefunden zu haben. Doch es war stets eine Illusion, nach kurzer Zeit, meist schon am nächsten Morgen war mein neuer Irrtum so klar wie die Morgensonne, die den letzten Hauch meiner Träume der Nacht erbarmungslos zerstörte.

Ich erinnerte mich an meine erste Liebe. Nur ein ganz bestimmter Typ von Mädchen und jungen Frauen erregte meine sexuelle Aufmerksamkeit. Zarte Elfen mit ätherischen Körpern und engelsgleichen Augen, doch sie waren für mich Wesen aus einer anderen Welt. Ich betete sie von ferne an, doch wenn ich in ihre Nähe kam und sie mir einen Blick schenkten war ich nicht in der Lage auch nur einen einzigen Satz hervorzubringen. Es blieb bei diesen Blicken in denen für mich mehr lag, als ich mit anderen Frauen in einem ganzen Leben hätte erfahren können. Es war immer wieder das gleiche, ich fühlte mich elend, wieder hatte ich die Chance meines Lebens verpasst, ein Engel hatte mich angelächelt und ich war nur ein stummer Narr. Dann war es plötzlich geschehen, ich hatte wieder nicht gesprochen, doch etwas in mir hatte einen Satz über meine Lippen gebracht. Und alles war einfach, ich lud sie zu einem Kaffee ein und wir redeten. Es war als sei ein Damm in mir gebrochen und es war so natürlich für mich mit diesem himmlischen Wesen zu sprechen, ihr Komplimente zu machen und sie zu verführen. Wir verbrachten mehr als vierundzwanzig Stunden im Bett und konnten nicht genug voneinander bekommen. Die Pforten des Paradieses hatten sich aufgetan. Von nun an war ein Leben ohne Sex für mich nicht mehr vorstellbar und wir liebten uns immer und immer wieder bis zur völligen Erschöpfung. Es verging kein Tag, an dem wir nicht zusammen waren, wir waren unersättlich. Ich versäumte meine Vorlesungen und meine Freunde sahen mich nur noch selten. Meine Eltern hatten bemerkt, welche Veränderung mit mir vorgegangen war, doch sie sagten nichts. Mein Vater bat mich, ihm eine kleine Geschäftsreise abzunehmen, nur für drei Tage. Ich hatte meine kleine Freundin mitnehmen wollen, es war nicht möglich. Der Besuch bei einem Kunden meines Vaters nahm doch nicht so viel Zeit in Anspruch und ich kam schon nach zwei Tagen zurück. Sofort nach meiner Ankunft eilte ich zu ihr. Ich öffnete die Wohnungstüre, sie hatte mir den Schlüssel gegeben. Gerade wollte ich sie rufen, doch typische Geräusche aus ihrem Schlafzimmer machten mich stumm. Ich stand und lauschte, es war eindeutig, sie war nicht alleine. Ich legte den Schlüssel auf die Kommode in der Diele und zog die Türe hinter mir ins Schloss.

Ich sass im Wohnzimmer, die Kinder spielten im Park und Petra war in die Stadt gefahren. Otto kam auf seinen kurzen Beinen in das Haus. Otto war der Hund, den die Kinder sich so sehr gewünscht hatten. Sie hatten ihn gemeinsam ausgesucht und ich hatte die besondere Ehre ihm einen Namen geben zu dürfen. Als Petra und die Kinder mit Otto auftauchten, war ich völlig überrascht, alles hatte ich erwartet, aber nicht einen solchen Hund. Otto hatte meine Abneigung gegen ihn sofort registriert, denn er behandelte mich mit einer Ignoranz, die ich einem Hund niemals zugetraut hatte. Alle Erziehungsversuche von Petra, den Kindern und dem Personal waren ergebnislos geblieben. Otto machte was er wollte und er lehnte es ab im Park seine Notdurft zu verrichten, er kam dazu in das Haus, am liebsten benutzte er den großen Teppich im Wohnzimmer. Auch die Einrichtung einer Toilette für ihn im Haus hatte er vollständig ignoriert. Meine vorsichtigen Versuche Petra zu überreden Otto vielleicht doch gegen einen anderen, etwas pflegeleichteren Hund einzutauschen stiessen auf taube Ohren, denn sie und die Kinder liebten ihn heiss und innig. Ich rief nach Claudia, zeigte nur auf den Hund, sie verstand und ich zog mich in mein Zimmer zurück.

© 2006 Hans Ley Savelsberg -- HansLey (Kritik ist erwünscht)

Kritik und Kommentare

Hans, Kritik ist schwierig, weil wir unsere Erwartungen nicht kennen. In einer realen Schreibwerkstatt kommt jeder wahrscheinlich mit seinem Text und es es ein Geben und Nehmen von Kritik. Ich versuchs mit einer verallgemeinerbaren Aufgabenstellung: drei positive und drei negative Punkte zu finden.

Positiv ist (1) die geballte Dichte des Textes, ich habe das Gefühl einem großen Ideenreichtum gegenüber zu stehen. (2) der etwas eigenwillige Stil, der offenbar bewusst manche Sprachregel verletzt, der aber gut lesbar bleibt und Selbstsicherheit ausstrahlt (3) der unkomplizierte Umgang mit Themen. Was mir weniger gefällt ist (1) in diesem Text (im Gegensatz zu anderen von dir) eine gewisse Überzogenheit der Bilder, Metaphern und der Sprache. Es ist als hättest du, um es besonders gut zu machen, an etlichen Stellen zu dick aufgetragen. (2) das ist nur eine Kleinigkeit, aber der sexuelle Engel sollte doch zumindest einen Namen haben, sonst bekomme ich als Leser den Verdacht, dass er er nur auftaucht, um gleich wieder abserviert zu werden. (3) auch nur ein Mini-Tipp, weil mir nichts mehr zu kritisieren einfällt: Ich würde bei "Ich erinnerte mich" einen neuen Absatz beginnt, aus dieser Teil-Geschichte einen Absatz machen. -- HelmutLeitner

Vielen Dank Helmut für deine Kritik, die Schreibwerkstatt sehe ich auch als Möglichkeit Grenzen auszuprobieren. Wie du richtig festgestellt hast, habe ich bewußt versucht anders zu schreiben als in den Texten, die du bisher von mir kennst. Es ist eigentlich nicht mein Stil, so viele Bilder und Metaphern zu verwenden. Von meinem Empfinden her sind sie auch überzogen, zu dick aufgetragen. Ich weiß nur nicht ob dies vielleicht an unserer gemeinsamen beruflichen Ausrichtung als Ingenieure liegt. (Manches, was für einige Leute "Hohe Kunst" ist empfinde ich als "Geschwafel") Es wäre sehr interessant auch andere Meinungen zu hören. Über den Namen des Engels habe ich lange nachgedacht und glaube, daß er keinen Namen tragen sollte. -- HansLey

 
© BücherWiki Community bzw. die jeweiligen Autoren zuletzt geändert am August 7, 2006