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Tolstoj Aleksej Konstantinovic

Aleksej Konstantinovič Tolstoj kam am 24. Augustjul. / 5. Septembergreg. 1817 in St. Petersburg zur Welt und starb am 28. Septemberjul. / 10. Oktobergreg. 1875 auf seinem Gut Krasnyj Rog in der Ukraine. Väterlicherseits entstammte er der schon oben erwähnten Tolstoj-Linie, einem ärmeren Zweig des Grafengeschlechts. Mütterlicherseits waren seine Vorfahren u.a. die Grafen Razumovskij, ein reiches und einflussreiches Geschlecht (Informationsblatt zu den Vorfahren der Mutter hier im PDF-Format): Sein Urgroßvater Kirill Grigorevič Razumovskij (*1728, † 1803), war der letzte Ataman oder Hetman (ukr.), der oberste Führer der russischen Kosaken in der Ukraine, bevor Katharina die Große 1764 die Hetmanate auflöste; sein Großvater Aleksej Kirillovič Razumovskij (*1748, †1822) war unter Katharina der Großen Senator und unter Alexander I. Minister.

Schon sechs Wochen nach seiner Geburt trennten sich seine Eltern. Es war wohl eine Zweckehe gewesen, von der sich Tolstojs Vater Konstantin Petrovič Geld und Prestige erhofft hatte. Außerdem soll er charakter- schwach gewesen sein und gern zur Flasche gegriffen haben. Aleksej K. wuchs bei Aleksej Alekseevič Petrovskij (*1787, †1836), dem Bruder seiner Mutter, auf dem Gut Krasnyj Rog in der Ukraine auf und lernte seinen leiblichen Vater erst anlässlich des Todes der Mutter im Jahr 1857 flüchtig kennen. Der Onkel war ebenfalls Schriftsteller (Pseudo- nym: Antonij Pogorelskij) und in den literarischen Kreisen der Puschkinzeit sehr engagiert; außerdem war er leidenschaftlicher Kunstkenner und -sammler. Diese Leidenschaften und die Kindheit auf dem Gut in der üppigen ukrainischen Natur haben Aleksej K. geprägt; die Gedichte seiner frühen Jahre beschreiben in romantischer Art das Leben in dieser Natur.

Als er neun Jahre alt war, zog Aleksej K. mit seiner Mutter zuerst nach St. Petersburg und später nach Moskau. 1826 wurde er bei Hofe vorgestellt und Žukovskij, der Erzieher des späteren Zaren Alexander II., nahm ihn in den Spielkreis des gleichaltrigen Thronfolgers auf. Dort nahm eine lebenslange, ehrliche Freundschaft zwischen Aleksej K. und Alexander ihren Ursprung, die sich unter anderem in der Kunstreise durch Italien manifestiert, die die beiden 1838/39 gemeinsam unternahmen. Aleksej K. gehörte zum engsten Beraterkreis des künftigen Zaren, konnte ihm offen seine Meinung sagen und musste dabei mit Kritik nicht sparen – z. B. konnte er sich für Turgenev einsetzen, als dieser wegen seines von der Petersburger Zensur verbotenen Nekrologs auf Gogol (den er trotzdem in Moskau veröffentlicht hatte) 1852 auf sein Gut verbannt wurde, und maßgeblich daran mitwirken, dass die Verbannung 1853 wieder aufgehoben wurde. Er trat auch (allerdings erfolglos) für den verhafteten, revolutionären Schriftsteller Nikolaj Černyševskij ein. Nach seiner Krönung im Jahr 1855 machte Alexander II. Aleksej K. sogar zu seinem »Flügeladjutanten« (Bezeichnung für einen allein dem Zaren unterstellten Stabsoffizier) und dieser musste bis 1861 darum kämpfen, wieder freigegeben zu werden, denn er wollte ausschließlich für die Literatur leben. Die Krönungsfeierlichkeiten waren übrigens der Anlass, bei dem er seinen berühmten Vetter zweiten Grades Lev Nikolaevič das erste und einzige Mal im Leben traf – freundlich und höflich, aber reserviert begegnete man sich und das blieb für immer so ...


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