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Transfer Kunst Wirtschaft Wissenschaft

Klaus Heid, Ruediger John:
TRANSFER: Kunst Wirtschaft Wissenschaft
Verlag für kritische Ästhetik, 2003, ISBN 3-933809-46-0
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TRANSFER: ist das Ergebnis künstlerischer Forschungsarbeit und bietet eine aktuelle Bestandsaufnahme des praktischen Transfers sowie von Kooperationen zwischen Kunst, Wissenschaft und Wirtschaft. Das Buch versammelt Interviews und Beiträge von 25 Experten aus Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft. Diese verbindet die Fragestellung, welche Rolle die Kunst für die gesellschaftliche Alltagspraxis hat.

Mit Beiträgen von: Michael M. Berger, Prof. Dr. Michael Bockemühl, Prof. Dr. Gernot Böhme, Michael Brater, Simonetta Carbonaro, Dimitrios Chalatsis, Prof. Dr. Ernst Peter Fischer, Klaus Heid, Max Hollein, David Hornemann, Ruediger John, Nadja Koch, Prod. Dr. Karl-Heinz Kohl, Prof. Michael Lingner, Dorcas Müller, Mathis Neidhart, Prof. Dr. Birger P. Priddat, Bettina Reichmuth, Enno Schmidt, Prof. Dr. h. c. Lothar Späth, Nadine Trossen, Dr. Christian Votava, Prof. Dr. Jürgen Wertheimer, Johannes Wiek, Frank Wilhelmi

Vorwort

Ein erfolgreicher Unternehmer kritisiert den Kapitalismus; ein Philosoph fordert eine an ethischen Werten orientierte Alltagsästhetik; ein Künstler setzt seine Kompetenz in Unternehmensprozessen ein; und ein Wissenschaftler plädiert für eine andere Bildung - vier Beispiele aus der vorliegenden Publikation TRANSFER:.

TRANSFER: ist das Ergebnis künstlerischer Forschungsarbeit und bietet eine aktuelle Bestandsaufnahme des praktischen Transfers sowie von Kooperationen zwischen Kunst, Wissenschaft und Wirtschaft. Das Buch versammelt Interviews und Beiträge von 25 Experten aus Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft. Diese verbindet die Fragestellung, welche Rolle die Kunst für die gesellschaftliche Alltagspraxis hat.

Künstlerische Forschung mag als Terminus für diejenigen ungewohnt sein, die >Forschung< ganz selbstverständlich durch das Attribut >wissenschaftlich< ergänzen. Sie verengen ihren Blickwinkel damit auf eine Methode, die in der heutigen Form erst seit rund 350 Jahren, seit der Idee der Subjekt-Objekt-Spaltung durch Descartes, betrieben wird. Den Beginn künstlerischer Forschung können wir mit dem Erscheinen des Buches „Das Buch von der Kunst“ von Cennino Cennini um das Jahr 1400 datieren. In diesem Buch werden zum ersten Mal (soweit bekannt) nicht nur künstlerische Techniken und Rezepturen beschrieben, systematisiert und damit allgemein reproduzierbar, es behandelt auch ausführlich die Stellung des Künstlers in der Gesellschaft und liefert damit eine - aus heutiger Sicht soziologische - Definition der künstlerischen Tätigkeit als Subsystem.

Was unterscheidet die künstlerische von der wissenschaftlichen Forschung? Künstlerische Forschung ist nicht an konventionelle Paradigmen der Wissenschaftlichkeit gebunden, sie kann ohne dogmantischen Methodenzwang agieren (wobei ein gemeinsames Grundmotiv beider Formen das Zweifeln-als-Methode ist), kann ohne Rücksicht auf die Definitionsmacht von Spezialisten in unterschiedlichsten Lebensbereichen erkenntnisfördernd tätig werden, dabei das Subjekt als Parameter einsetzen und ästhetische Kriterien bei der Konstruktion von Wirklichkeiten zu Grunde legen - um nur einige der wichtigsten Faktoren zu nennen.

Die in TRANSFER: versammelten Positionen sind ebenso subjektiv, wie teilweise sicherlich umstritten. Konfliktfelder sind zwischen allen gesellschaftlichen Subsystemen erkennbar. Auch gehen die Meinungen, in welcher Form der Beitrag der Kunst in Wissenschaft und Wirtschaft erfolgen kann, weit auseinander. Dies resultiert v.a. aus der undifferenzierten Nutzung von Begriffen, disparaten Kriterien, teilweise naiven Vorstellungen und mangelndem transdisziplinären Dialog; das macht sich in wechselseitigen Zuschreibungen über das jeweils andere Tätigkeitsfeld, auch in den vorliegenden Texten, bemerkbar. Dass künstlerische Kompetenzen einen wichtigen Beitrag in wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Prozessen leisten können, ist Konsens. Dabei wird viel über Kunst und deren Nutzbarmachung nachgedacht, ohne dass man künstlerische Kompetenz in ausreichendem Maße mit einbezieht. Klar ist allerdings auch, daß weder Künstler, noch Personen aus Wissenschaft und Wirtschaft, die durch ihren tradierten Kanon festgelegt sind, als Teilnehmer im transdisziplinären Diskurs fungieren können.

Kunst fördert nicht nur die Persönlichkeitentwicklung bzgl. ästhetischer Kompetenz und Wahrnehmungsfähigkeit, sie erbringt auch eine gesellschaftliche Transferleistung. Wir sprechen von >Transferkunst<, wenn künstlerisch-ästhetische Strategien die kritische Vermittlung lebenspraktischer Bedürfnisse an Wissenschaft, Politik und Wirtschaft zum Ziel haben - sowie umgekehrt die Kommunikation und Integration von Erkenntnissen und Erfahrungen dieser Subsysteme in der Gesellschaft. Damit kann Kunst in einem der wichtigsten Bereiche unserer sogenannten >Wissensgesellschaft< eine entscheidende Rolle im Wissens- und Know-how-Transfer einnehmen. Diesem Ziel dient auch die vorliegende Publikation.

Klaus Heid und Ruediger John, New York City im Januar 2003


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