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Zypkin Leonid

Leonid Zypkin wurde 1926 als Sohn russisch-jüdischer Eltern in Minsk geboren. Nur knapp überlebte er den stalinistischen Schrecken der dreißiger Jahre und die deutschen Angriffe auf die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg. Er studierte Medizin und arbeitete als Pathologe in Moskau. Sein literarisches Werk, das bis zu seinem Tod 1982 unveröffentlicht blieb, umfasst neben Ein Sommer in Baden-Baden kürzere Erzählungen, Lyrik sowie die autobiographischen Novellen »Die Brücke über den Neroch« und »Norartakir«.


Zypkin, Leonid <übersetzt von: Frank, Alfred>
Ein Sommer in Baden-Baden
Roman; Stichwörter: Baden-Baden, Dostoevskij; Berlin-Verlag;gebunden, 240 S.
Erscheinungsjahr: russisches Manuskript zw. 1970 und 1977, Zeitschrift 1982, Buch 2003, deutsch 2006
ISBN 978-3-8270-0488-8; € (D) 19,90 / € (A) 20,50 / sFr 34,90

Inhalt: Ein Zug fährt durch die Nacht. Ein junger russischer Intellektueller ist auf dem Weg nach Leningrad, auf den Spuren des großen Romanciers Fjodor Dostojewski. In einer alten, zerfledderten Ausgabe liest er das Tagebuch von Anna Grigorjewna, der Ehefrau und großen Liebe des Schriftstellers. Bald ist er so gebannt von diesen Aufzeichnungen einer Ehe, dass die Figuren zum Leben erwachen - ein zweiter Zug fährt in entgegengesetzter Richtung, im Jahre 1867 reist das frisch verheiratete Ehepaar Dostojewski nach Baden-Baden, das Eldorado aller Spieler. Es folgt eine Zeit voller Irrwege und Kämpfe, ein jahrelanger Grenzgang zwischen Dostojewskis begnadeter Vorstellungskraft und seiner sadistischen Launenhaftigkeit, zwischen kreativen Schaffensräuschen und lähmender Epilepsie. Der Leser begleitet das Paar auf seiner Odyssee durch die Psyche einer Ehe. Dostojewskis zerstörerische Spielsucht treibt sie an den Rand des Ruins, ein geheimnisvoller Brief einer früheren Liebe wird für seine junge Frau zur seelischen Zerreißprobe. So entsteht das Porträt zweier liebenswert tragischer Figuren, wie von Dostojewski selbst geschaffen, und ein Roman, in dem die Reise zur Apotheose des Lebens wird, der Kunst und der Spielarten der Liebe.

Buchbesprechung: Schwerelos in Raum und Zeit schwebend erzählt Leonid Zypkin den Traum seines Lebens. Die Worte fließen, selten von einem Punkt aufgehalten, vom Erzähler zu seinen Personen und deren Erinnerungen bruchlos ihrem Schicksal, einem Ende, einer Quintessenz entgegen. Man sollte meinen, die endlosen Sätze mit den nahtlosen Wechseln von Personen, Ereignissen und Zeiten würden ermüden oder gar verwirren – im Gegenteil: Zypkin wirkt das Gespinst eines Traumes, aus dem man nicht aufwachen möchte. Ein Traum, der auf biografischen Daten Dostojewskis beruht.

Es ist sicher richtig, dass Leonid Zypkin „zu den spektakulärsten literarischen Neuentdeckungen der letzten Jahre“ gehört, wie Susan Sontag in ihrer ausführlichen, sehr lesenswerten Einführung schreibt. »Ein Sommer in Baden-Baden« ist die schönste Dostojewski-Biografie, die ich kenne.

Wetere Informationen:
Aus dem Vorwort von Susan Sontag: DOSTOJEWSKI LIEBEN
Leseprobe

siehe auch: Dostoevskij


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© BücherWiki Community bzw. die jeweiligen Autoren zuletzt geändert am May 15, 2007