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Ärzte Pharmaindustrie

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Hans Weiss

Korrupte Medizin - Ärzte als Komplizen der Konzerne

Kiepenheur & Witsch 2008, 272 S., geb., ISBN 978-3-462-04037-1, Euro (D) 18.95, sFr 33.50, Euro (A) 19.50


Ein Medizinjournalist wechselt seine Identität und wird Pharma-Consultant. Erschreckendes Ergebnis seiner Recherchen: Weite Bereiche unserer Medizin stehen unter der Kontrolle der großen Pharmakonzerne. Und zahlreiche Ärzte - vom Klinikchef bis zum Allgemeinarzt - machen sich zu gut bezahlten Handlangern.

Der Autor absolviert eine sechsmonatige Ausbildung zum Pharmavertreter und gründet - auf dem Papier - eine Beratungsfirma für die Arzneimittelindustrie. Damit baut er sich über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren eine respektable Identität als Pharma-Consultant auf, nimmt an brancheninternen Symposien teil, erhält Zugang zu Marketingdokumenten und Datenbanken und nimmt Kontakt zu Klinikchefs und Chefärzten auf.

Warum sind Medikamente so teuer? Weil so viel in die Entwicklung und Erforschung von neuen Medikamenten investiert wird, die allen Patienten zugutekommen! So die Antwort der Pharmaindustrie. Tatsächlich wird intern ungeniert kritisiert, dass es mit der Innovationskraft der Industrie nicht weit her ist. Was unter »Forschung und Entwicklung« verbucht wird, sind meist Marketingmaßnahmen, die nur den Zweck haben, den Gewinn der Konzerne zu erhöhen. Die Pharmaindustrie beschäftigt ein ganzes Heer von Marktforschern und Informanten, die ständig untersuchen, wie häufig Medikamente verschrieben werden, welcher Umsatz damit erzielt wird, warum Ärzte bestimmte Medikamente verschreiben und andere nicht, welche Wirkung Pharmavertreter auf die Zahl der Verschreibungen haben. Ohne die aktive Mithilfe von Ärzten wäre das alles nicht möglich. Pharmakonzerne kontrollieren das Gesundheitswesen durch das so genannte »Thought Leader Management« - spezielle Firmenabteilungen, die sich nur damit beschäftigen, wie einflussreiche Ärzte für die Zwecke der Pharmaindustrie am besten eingesetzt werden. Die Antwort: Das geschieht am wirksamsten mithilfe von lukrativen Beraterhonoraren, teuren klinischen Studien und Einladungen zu hoch bezahlten Vorträgen vor Ärzten.

Aus dem Inhalt:

- Wie Klinikchefs sich zu unethischen und verbotenen Studien an ihren Patienten verführen lassen

- Reportagen aus dem Alltag der Pharmaindustrie: Wie sie die Ärzte im Griff hat

- Detaillierte Honorarlisten der Pharmaindustrie für Ärzte, die nach ihrer Bedeutung in die Kategorien A, B und C oder »Gold«, »Silber« und »Bronze« eingeteilt werden

- Die Namen prominenter Ärzte aus Deutschland und Österreich, die auf der Zahlungsliste von Konzernen stehen

- Konkrete Beispiele für Betrügereien und Manipulationen der Konzerne - von der Forschung und Lehre bis zur Durchsetzung neuer Medikamente

- Hitliste der rücksichtslosesten Konzerne: Wie viel sie für die Korrumpierung von Ärzten ausgeben, welche Gewinne sie machen, wie viel sie in Forschung und Marketing investieren

* Hans Weiss TV-Interview

Rezension in dradio Kultur (Auszug)

Hans Weiss hat für sein Buch gründlich gelesen. Er hat sich zum Schein eine Pharma-Consulting-Firma zugelegt, um Fachkongresse der Industrie besuchen zu können, er warb in dieser Funktion hochrangige Ärzte für fragwürdige Forschungen an, und er absolvierte eine Ausbildung zum Pharmavertreter und ging auf Vertreterbesuche. Was er alles entdeckte, liest sich wie ein Kriminalroman.

Man muss sich bei der Lektüre immer wieder vergegenwärtigen, dass es hier um einen Markt geht, für den die Versicherten mit ihren Krankenkassenbeiträgen bezahlen. Auf diesem Markt der Arzneimittel, schreibt Hans Weiss, geht es aber nicht um die Interessen der Patienten, sondern allein um die der Firmen. Das Register ihrer Sünden liest sich so: unethische Verkaufspraktiken, manipulierte Studienergebnisse, Betrug zu Lasten der Krankenkassen, irreführende Werbung, Vermarktung von Pseudoinnovationen, Verheimlichung von Nebenwirkungen, Bestechung von Ärzten. Die Firma Glaxo Smith Kline zum Beispiel wurde in den USA in verschiedenen Prozessen zu Hunderten Millionen Dollar Schadensersatz verurteilt, vor allem wegen betrügerischer Preismanipulation. Sie steckt solche Summen einfach weg. Denn sie rechnen sich. Der Gewinn der Pharmaindustrie betrug in Deutschland 2007 31,7 Prozent des Umsatzes. Eine gigantische Quote. Wer glaubt, dass die Allgemeinheit davon etwas hat, sollte auch die durchschnittliche Steuerquote der Pharmaindustrie kennen: 0,2 Prozent.

* Zur Rezension




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Hans Weiss
Korrupte Medizin - Ärzte als Komplizen der Konzerne
Kiepenheur & Witsch 2008, 272 S., geb., ISBN 978-3-462-04037-1, Euro (D) 18.95, sFr 33.50, Euro (A) 19.50

Ein Medizinjournalist wechselt seine Identität und wird Pharma-Consultant. Erschreckendes Ergebnis seiner Recherchen: Weite Bereiche unserer Medizin stehen unter der Kontrolle der großen Pharmakonzerne. Und zahlreiche Ärzte - vom Klinikchef bis zum Allgemeinarzt - machen sich zu gut bezahlten Handlangern.

Der Autor absolviert eine sechsmonatige Ausbildung zum Pharmavertreter und gründet - auf dem Papier - eine Beratungsfirma für die Arzneimittelindustrie. Damit baut er sich über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren eine respektable Identität als Pharma-Consultant auf, nimmt an brancheninternen Symposien teil, erhält Zugang zu Marketingdokumenten und Datenbanken und nimmt Kontakt zu Klinikchefs und Chefärzten auf.

Warum sind Medikamente so teuer? Weil so viel in die Entwicklung und Erforschung von neuen Medikamenten investiert wird, die allen Patienten zugutekommen! So die Antwort der Pharmaindustrie. Tatsächlich wird intern ungeniert kritisiert, dass es mit der Innovationskraft der Industrie nicht weit her ist. Was unter »Forschung und Entwicklung« verbucht wird, sind meist Marketingmaßnahmen, die nur den Zweck haben, den Gewinn der Konzerne zu erhöhen. Die Pharmaindustrie beschäftigt ein ganzes Heer von Marktforschern und Informanten, die ständig untersuchen, wie häufig Medikamente verschrieben werden, welcher Umsatz damit erzielt wird, warum Ärzte bestimmte Medikamente verschreiben und andere nicht, welche Wirkung Pharmavertreter auf die Zahl der Verschreibungen haben. Ohne die aktive Mithilfe von Ärzten wäre das alles nicht möglich. Pharmakonzerne kontrollieren das Gesundheitswesen durch das so genannte »Thought Leader Management« - spezielle Firmenabteilungen, die sich nur damit beschäftigen, wie einflussreiche Ärzte für die Zwecke der Pharmaindustrie am besten eingesetzt werden. Die Antwort: Das geschieht am wirksamsten mithilfe von lukrativen Beraterhonoraren, teuren klinischen Studien und Einladungen zu hoch bezahlten Vorträgen vor Ärzten.

Aus dem Inhalt:

- Wie Klinikchefs sich zu unethischen und verbotenen Studien an ihren Patienten verführen lassen

- Reportagen aus dem Alltag der Pharmaindustrie: Wie sie die Ärzte im Griff hat

- Detaillierte Honorarlisten der Pharmaindustrie für Ärzte, die nach ihrer Bedeutung in die Kategorien A, B und C oder »Gold«, »Silber« und »Bronze« eingeteilt werden

- Die Namen prominenter Ärzte aus Deutschland und Österreich, die auf der Zahlungsliste von Konzernen stehen

- Konkrete Beispiele für Betrügereien und Manipulationen der Konzerne - von der Forschung und Lehre bis zur Durchsetzung neuer Medikamente

- Hitliste der rücksichtslosesten Konzerne: Wie viel sie für die Korrumpierung von Ärzten ausgeben, welche Gewinne sie machen, wie viel sie in Forschung und Marketing investieren

Rezension in dradio Kultur (Auszug)

Hans Weiss hat für sein Buch gründlich gelesen. Er hat sich zum Schein eine Pharma-Consulting-Firma zugelegt, um Fachkongresse der Industrie besuchen zu können, er warb in dieser Funktion hochrangige Ärzte für fragwürdige Forschungen an, und er absolvierte eine Ausbildung zum Pharmavertreter und ging auf Vertreterbesuche. Was er alles entdeckte, liest sich wie ein Kriminalroman.

Man muss sich bei der Lektüre immer wieder vergegenwärtigen, dass es hier um einen Markt geht, für den die Versicherten mit ihren Krankenkassenbeiträgen bezahlen. Auf diesem Markt der Arzneimittel, schreibt Hans Weiss, geht es aber nicht um die Interessen der Patienten, sondern allein um die der Firmen. Das Register ihrer Sünden liest sich so: unethische Verkaufspraktiken, manipulierte Studienergebnisse, Betrug zu Lasten der Krankenkassen, irreführende Werbung, Vermarktung von Pseudoinnovationen, Verheimlichung von Nebenwirkungen, Bestechung von Ärzten. Die Firma Glaxo Smith Kline zum Beispiel wurde in den USA in verschiedenen Prozessen zu Hunderten Millionen Dollar Schadensersatz verurteilt, vor allem wegen betrügerischer Preismanipulation. Sie steckt solche Summen einfach weg. Denn sie rechnen sich. Der Gewinn der Pharmaindustrie betrug in Deutschland 2007 31,7 Prozent des Umsatzes. Eine gigantische Quote. Wer glaubt, dass die Allgemeinheit davon etwas hat, sollte auch die durchschnittliche Steuerquote der Pharmaindustrie kennen: 0,2 Prozent.


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© BücherWiki Community bzw. die jeweiligen Autoren zuletzt geändert am 8. April 2009