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Gulag Bücher

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MichailRyklin
Der „verfluchte Orden“
Šalamov, Solženicyn (AlexanderSolschenizyn) und die Kriminellen

In den Lagern des Gulag spielten Berufskriminelle eine bedeutende Rolle. Sie agierten wie ein Orden mit eigenen Gesetzen und Praktiken. Solženicyn imponierten die Kriminellen, Šalamov verachtete sie als Un-Menschen. In den Formen und der Ausübung der Macht finden sich überraschende Parallelen zwischen den Kriminellen im Lager und der Kommunistischen Partei in der Sowjetunion, in der die politische Polizei, die sich selbst als Orden verstand, zentrales Machtinstrument war. Die Herrschaft basierte auf denselben Mitteln: der Denunziation, der Angst, Zynismus und Verachtung jeglicher menschlicher Solidarität und des Privateigentums. Die Annäherung der sowjetischen Ideologie an das kriminelle Milieu ist kein Mißverständnis, kein Fehler; sie ist dieser Ideologie inhärent. Die Schatten reichen bis in die Gegenwart.

Varlam Šalamov hat aus seiner Lagerhaft ganz andere Schlüsse als Aleksandr Solženicyn gezogen. Solženicyn steht in der Tradition der klassischen russischen Literatur – in seiner Prosa finden sich traditionelle Themen wie das Motiv des „kleinen Menschen“ oder die Vorstellung von Reinigung durch Leiden. Auch dem Lager schreibt er mitunter eine kathartische Funktion zu. Diese Möglichkeit bestreitet Šalamov. Er betrachtet das Lager als eine ausschließlich negative Erfahrung, die kein Mensch machen sollte, die sowohl für die Opfer als auch für ihre Henker gleichermaßen destruktiv ist ...

Das Lager schreiben
Varlam Šalamov und die Aufarbeitung des Gulag
siehe auch SchalamowWarlam (Varlam Šalamov)


Stark, Meinhard
Frauen im Gulag
Alltag und Überleben
1936 bis 1956. München: Hanser Verlag, 2003, 552 S., ISBN 3-446-20286-2

Einige Millionen Frauen waren während der Stalinzeit in Straflagern inhaftiert: wegen ihrer Religion, auf Grund ihrer Herkunft, als Folge einer Denunziation. Von einigen literarischen Zeugnissen abgesehen, ist über ihr Schicksal wenig bekannt. Dabei litten sie unter besonders grausamen Bedingungen: Bei der Zwangsarbeit waren sie den gleichen Strapazen ausgesetzt wie die Männer, häufig wurden sie Opfer sexueller Gewalt, und manche mussten mit ansehen, wie ihre Kinder im Lager aufwuchsen. Meinhard Stark hat mit ehemaligen Gulag-Frauen gesprochen, Lagerberichte und Aktenbestände ausgewertet. Dieses Material fügt er zu einem Report zusammen, der detailliert über den Überlebenskampf der Frauen in den Lagern berichtet. "Nur die da können es verstehen, wo selbst mit uns haben aus einem Napf gelöffelt", notiert eine Bäuerin, die im Gulag inhaftiert war. Wir können nicht alles verstehen, aber wir müssen von einem der größten politischen Verbrechen des 20. Jahrhunderts wissen, bevor die letzten Überlebenden verstummt sind. Die VolkswagenStiftung hat die Forschungen zu diesem Buch ebenfalls in ihrer Förderinitiative "Diktaturen im Europa des. 20. Jahrhunderts" gefördert.

Der Historiker und Publizist Dr. Meinhard Stark ist Autor von Rundfunkdokumentationen und Features zu verschiedenen historischen und aktuellen Themen.

siehe auch:
AlexanderSolschenizyn
BedrohteVölkerSibiriens
FreieRussischeLiteratur
GudrunZiegler
NinaLugowskaja


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