Das BücherWiki - Ein Treffpunkt für Bücherfreunde

Quigley Carroll

Veränderung (letzte Änderung) (keine anderen Diffs, Normalansicht)

Verändert: 1c1,19
Beschreibe hier die neue Seite.
Carroll Quigley

Katastrophe und Hoffnung - Eine Geschichte der Welt in unserer Zeit

544 S., brosch., ISBN 3-907564-42-1, Euro 32.–, sFr. 47.–


Carroll Quigley (1910–1977) war vielleicht der überragendste amerikanische Historiker des letzten Jahrhunderts. Professor an der Georgetown University in Washington war er u.a. Lehrer Bill Clintons. Sein Hauptwerk Tragedy and Hope ist ein legendäres Buch. In seiner Durchleuchtung der Aktivitäten und Verbindungen der englischen und amerikanischen Oberschicht und des internationalen Finanzkapitalismus legte er Dimensionen des internationalen Geschehens offen, ohne die das Zwanzigste Jahrhundert wohl kaum verständlich wird.

Die Auswahl in diesem Buch umfasst die relevanten Teile des Werks, die sich auf die Geschichte des Weltkriegszeitalters bis 1939 beziehen. Herausgegeben und übersetzt durch Andreas Bracher.

Aus dem Vorwort: Wenn man die (Teil-)Übersetzung eines historiographischen Buches vierzig Jahre nach seinem Ersterscheinen veröffentlicht, so mag es wohl angezeigt sein, den Sinn eines solchen Unternehmens vorab zu rechtfertigen. Die Historie versteht sich ja sonst als eine kumulative Wissenschaft, deren neuere Werke ihre älteren alleine schon durch einen Informationsvorsprung (neu bekannt gewordene Akten und andere Hinterlassenschaften) überholen. Wenn dieses Buch – und jener Teil daraus, der übersetzt wurde – sich zudem mit der wohl meistbehandelten historischen Epoche überhaupt befasst – nämlich dem Weltkriegszeitalter in Europa, der Zeit von etwa 1900 bis 1939 –, so mag eine solche Rechtfertigung zusätzlich nötig sein und vielleicht auch als tollkühn oder aussichtslos erscheinen.

Das vorliegende, teilweise übersetzte Werk Carroll Quigleys (1910 –1977), eines amerikanischen Professors, erscheint als in mindestens doppelter Hinsicht bemerkenswert: Zum einen bietet das Buch in stofflicher Hinsicht manches sehr Ungewöhnliche. Es durchleuchtet die Aktivitäten, Intentionen und Verflechtungen von Teilen der angelsächsischen (englischen und amerikanischen) Eliten im Weltkriegszeitalter in einer Art, die so nirgendwo anders zu lesen ist. Quigley, der selbst tief mit diesen Kreisen verbunden war, hat hier geradezu einen verschütteten (oder eher zugedeckten) historischen Kontinent freigelegt, der die Geschichte dieser Zeit erst einigermaßen verständlich, verstehbar macht. Es ist dieser stoffliche Aspekt, der Quigley vor allem zu einem außerakademischen Kultstatus verholfen hat, der in den Jahren seit Erscheinen dieses Buches, Tragedy and Hope (1966), stetig angewachsen ist. Er ist damit auch – aus einer Art Missverständnis heraus – zum Stichwortgeber und Inspirator des meisten von dem geworden, was seit den siebziger Jahren von der akademischen Geschichtswissenschaft mit tiefer Missbilligung unter dem Etikett «Verschwörungstheorien» abgelegt wird. Die Darstellung der angelsächsischen Eliten wird bei Quigley ergänzt und verwoben mit einer des internationalen Wirtschafts- und Finanzsystems von etwa Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die dreißiger Jahre, welche die wirklichen Machthierarchien und die politische Relevanz dieses Systems auf eine ebenfalls ungewöhnliche, erhellende und so nie gelesene Art vorstellt.

Zum anderen erscheint das Buch in «methodischer» Hinsicht, in seiner Art der Herangehensweise bemerkenswert. Nirgendwo dominiert in ihm ein rein stoffliches, kumulatives Interesse, überall zeigt sich Quigleys Drang nach einer gedanklichen Durchleuchtung und Durchdringung der stofflichen Massen. Seine Lektüre bietet in dieser Hinsicht eine Leseerfahrung, die mehr Ähnlichkeit etwa mit der hat, die einem die Werke eines Max Weber bieten, als mit typischen Geschichtsbüchern. Quigley hat zu Lebzeiten in seinem Verhältnis zu dieser üblichen, sich in additiv aneinander gereihten «Fakten» verlierenden akademischen Historiographie zwischen Verachtung (ihrer Kleingeistigkeit) und Verzweiflung (über ihre Übermacht) geschwankt. Im Gegensatz zu einer Auffassung, die in Gedanken bloß willkürliche, potentiell korrumpierende, subjektive Zutaten zu den «Fakten» sieht, hat er eher in den «Fakten» Symptome und Anzeichen von Tiefengesetzmäßigkeiten gesehen, deren Wahrnehmung in Form von Gedanken möglich ist. Sein Buch ist von einer unendlichen Fülle an «Fakten», aber seinen eigentlichen Ehrgeiz hat er darein gesetzt, historische Tiefenstrukturen zu erfassen. Jedenfalls scheint dem Herausgeber, dass seine Darstellung in ihrer Art, die Vorgänge in ihren Zusammenhängen transparent zu machen und Gesellschaften auf ihre tragenden Machtstrukturen und Wesenselemente hin zu sezieren, eine außergewöhnliche und faszinierende Lektüre bietet ...

* ... Vorwort




OrdnerAutoren OrdnerGeschichte


Carroll Quigley
Katastrophe und Hoffnung - Eine Geschichte der Welt in unserer Zeit
544 S., brosch., ISBN 3-907564-42-1, Euro 32.–, sFr. 47.–

Carroll Quigley (1910–1977) war vielleicht der überragendste amerikanische Historiker des letzten Jahrhunderts. Professor an der Georgetown University in Washington war er u.a. Lehrer Bill Clintons. Sein Hauptwerk Tragedy and Hope ist ein legendäres Buch. In seiner Durchleuchtung der Aktivitäten und Verbindungen der englischen und amerikanischen Oberschicht und des internationalen Finanzkapitalismus legte er Dimensionen des internationalen Geschehens offen, ohne die das Zwanzigste Jahrhundert wohl kaum verständlich wird.

Die Auswahl in diesem Buch umfasst die relevanten Teile des Werks, die sich auf die Geschichte des Weltkriegszeitalters bis 1939 beziehen. Herausgegeben und übersetzt durch Andreas Bracher.

Aus dem Vorwort: Wenn man die (Teil-)Übersetzung eines historiographischen Buches vierzig Jahre nach seinem Ersterscheinen veröffentlicht, so mag es wohl angezeigt sein, den Sinn eines solchen Unternehmens vorab zu rechtfertigen. Die Historie versteht sich ja sonst als eine kumulative Wissenschaft, deren neuere Werke ihre älteren alleine schon durch einen Informationsvorsprung (neu bekannt gewordene Akten und andere Hinterlassenschaften) überholen. Wenn dieses Buch – und jener Teil daraus, der übersetzt wurde – sich zudem mit der wohl meistbehandelten historischen Epoche überhaupt befasst – nämlich dem Weltkriegszeitalter in Europa, der Zeit von etwa 1900 bis 1939 –, so mag eine solche Rechtfertigung zusätzlich nötig sein und vielleicht auch als tollkühn oder aussichtslos erscheinen.

Das vorliegende, teilweise übersetzte Werk Carroll Quigleys (1910 –1977), eines amerikanischen Professors, erscheint als in mindestens doppelter Hinsicht bemerkenswert: Zum einen bietet das Buch in stofflicher Hinsicht manches sehr Ungewöhnliche. Es durchleuchtet die Aktivitäten, Intentionen und Verflechtungen von Teilen der angelsächsischen (englischen und amerikanischen) Eliten im Weltkriegszeitalter in einer Art, die so nirgendwo anders zu lesen ist. Quigley, der selbst tief mit diesen Kreisen verbunden war, hat hier geradezu einen verschütteten (oder eher zugedeckten) historischen Kontinent freigelegt, der die Geschichte dieser Zeit erst einigermaßen verständlich, verstehbar macht. Es ist dieser stoffliche Aspekt, der Quigley vor allem zu einem außerakademischen Kultstatus verholfen hat, der in den Jahren seit Erscheinen dieses Buches, Tragedy and Hope (1966), stetig angewachsen ist. Er ist damit auch – aus einer Art Missverständnis heraus – zum Stichwortgeber und Inspirator des meisten von dem geworden, was seit den siebziger Jahren von der akademischen Geschichtswissenschaft mit tiefer Missbilligung unter dem Etikett «Verschwörungstheorien» abgelegt wird. Die Darstellung der angelsächsischen Eliten wird bei Quigley ergänzt und verwoben mit einer des internationalen Wirtschafts- und Finanzsystems von etwa Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die dreißiger Jahre, welche die wirklichen Machthierarchien und die politische Relevanz dieses Systems auf eine ebenfalls ungewöhnliche, erhellende und so nie gelesene Art vorstellt.

Zum anderen erscheint das Buch in «methodischer» Hinsicht, in seiner Art der Herangehensweise bemerkenswert. Nirgendwo dominiert in ihm ein rein stoffliches, kumulatives Interesse, überall zeigt sich Quigleys Drang nach einer gedanklichen Durchleuchtung und Durchdringung der stofflichen Massen. Seine Lektüre bietet in dieser Hinsicht eine Leseerfahrung, die mehr Ähnlichkeit etwa mit der hat, die einem die Werke eines Max Weber bieten, als mit typischen Geschichtsbüchern. Quigley hat zu Lebzeiten in seinem Verhältnis zu dieser üblichen, sich in additiv aneinander gereihten «Fakten» verlierenden akademischen Historiographie zwischen Verachtung (ihrer Kleingeistigkeit) und Verzweiflung (über ihre Übermacht) geschwankt. Im Gegensatz zu einer Auffassung, die in Gedanken bloß willkürliche, potentiell korrumpierende, subjektive Zutaten zu den «Fakten» sieht, hat er eher in den «Fakten» Symptome und Anzeichen von Tiefengesetzmäßigkeiten gesehen, deren Wahrnehmung in Form von Gedanken möglich ist. Sein Buch ist von einer unendlichen Fülle an «Fakten», aber seinen eigentlichen Ehrgeiz hat er darein gesetzt, historische Tiefenstrukturen zu erfassen. Jedenfalls scheint dem Herausgeber, dass seine Darstellung in ihrer Art, die Vorgänge in ihren Zusammenhängen transparent zu machen und Gesellschaften auf ihre tragenden Machtstrukturen und Wesenselemente hin zu sezieren, eine außergewöhnliche und faszinierende Lektüre bietet ...


OrdnerAutoren OrdnerGeschichte

 
© BücherWiki Community bzw. die jeweiligen Autoren zuletzt geändert am 22. August 2008