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Esistziemlich Staubig


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  Entscheidung in den Flammen (von Stefan Pilcher)
Es ist ziehmlich staubig, denkt sich Jürgen als er im Haus umhergeht. Die alten Möbel sind von einer dicken Schicht Staub bedeckt, die Fensterläden allesamt geschlossen . Obwohl es draussen Hochsommer ist, sind die mit alten Blümchentapetet beklebten Wände kalt. Es ist ein altes , verlassenes, etwas ausserhalb der Stadt liegendes Einfamilienhaus. Ein idealer Ort um sich mit seinen Freunden zu treffen, denkt Jürgen und packt eine seiner mitgebrachten Kerzen aus. Er stellt sie auf den Tisch und zündet sie an. Denn es ist ziemlich finster im Raum, nur ein paar Strahlen der untergehenden Sonne dringen durch die hölzernen Fensterläden. Langsam geht er die schmale Wendeltreppe ins nächste Stockwerk hoch. Der Boden ist mit ausgebleichten ehemalig grünen Linoleum-kacheln ausgelegt und an die Wände sind Regale gehängt. Das war wohl einmal die Küche, denkt sich Jürgen. Er öffnet eines der Regale undenteckt einige Konservendosen. Er klettert wieder ins Erdgeschoß und findet in einem Nebenraum einen mit einer Falltür verschlossenen Keller. Er zündet vorsichtshalber noch eine Kerze an und steigt die Steintreppen hinunter, Der Keller ist riesig, er hat eine größer Fläche als das Erdgeschoß und ist mit Holzlatten ausgelegt . In einer Ecke steht ein großes Fass und überall liegen Kohlestücke und leere Flaschen herum. Auch ein Tisch und mehrere Sessel sind im fahlen Schein der Kerze zu sehen. Im Sommer werden Jürgen und seine Freunde sicher öfters hier feiern. Seine Freunde kennt er nicht aus der Schule, dort ist Jürgen viel zu schüchtern, nein er kennt sie vom Jugendclub wo sich schwer erziehbare Jugendliche einmal in der Woche treffen und einen Nachmittag gemeinsam verbringen . Er geht schon längst nicht mehr dorthin, stattdessen gehen er und seine Freunde älte Leute ärgern. Seine Freunde kennen sich bei soetwas aus. Manchmal, wenn sie vorher etwas getrunken haben, schlagen sie auch Jüngere. Als er wieder einmal im Haus ist, bemerkt er ein Geräusch. Er ist etwas nervös, denn er wartet schon sehr lange auf siene Freunde, er nimmt sich eine Zigarette und zündet sie an. Er ist unruhig. Am liebsten wäre es ihm gewesen, wenn er heute alleine etwas unternommen hätte. Da hört er dieses leises Husten, das von oben zu kommen scheint, nochmals. Jetzt ist er sich sicher, er geht die schmale Wendeltreppe hinauf so schnell es geht. Im ersten Stock ist niemand, doch im zweiten findet er in einem alten Ohrensessel einen ebensoalten Mann mit weißem Vollbart und Lesebrille. Er schläft und sieht ungewaschen aus, hat aber ein ordentliches Hemd und eine saubere schwarze Hose an. Er schätzt ihn auf zirka 80 Jahre. In der Ecke des Raumes sieht Jürgen einen geöffneten Koffer mit frischem Gewand liegen. Langsam öffnet der alte Mann seine Augen und erschrickt beim Anblick von Jürgen, der direkt vor ihm steht. „Wer bist du? „, fragt der alte Mann. „Ich heiße Jürgen. Was machen sie hier in meinem Haus, sie alter Fettsack??“ , schreit Jürgen ihn an. Ängstlich presst sich der alte Mann in den weichen Sessel. Jürgen brüllt:“ Atworte!!“ und droht mit der Faust, sein Gesicht ist rot vor Wut und Hass. Er hat ältere Leute seit jeher nicht ausstehen können, seit er seine Freunde kennt noch weniger. Da beginnt der Alte zu erzählen und er erzählt sehr ruhig und versucht Jürgen zu besänftigen . Er sucht seit gestern im Haus Zuflucht, da er von seiner Familie vertrieben wurde. Seine Tochter die sich zuvor um ihn kümmerte, hatte geheiratet und sein Schwiegersohn konnte ihn nicht leiden. Er wurde vertrieben weil sie zuwenig Geld hatten um ihn weiterhin zu ernähren. Seine Tochter liebte ihn doch sie war loyal zu ihrem Mann und um die Ehe nicht zu gefährden entschied sie sich gegen ihn. Sie wollte doch nur glücklich sein mit ihrem Mann. Seitdem sucht er verzweifelt ein Dach über dem Kopf und eine kleine Arbeit um sich jeden Tag etwas Essen kaufen zu können. Während er erzählt, beginnt er leise zu schluchzen und stockt zwischendurch in seiner Geschichte um sich zu schneutzen. Die Sonne ist schon längst untergegangen als der alte Mann mit seinem Lebenslauf fertig ist. Jürgen hat eine Kerze angezündet um den Raum zu erhellen. Der Sessel in dem der alte Mann sitzt wirft einen scharfen Schatten in die Ecke das Raumes. Als die Erzählung aprupt endet, erwacht Jürgen aus der Trance in die ihn der Schwall an Wörten getrieben hatte. Er hat Mitleid mit ihm, er will ihn nichtmehr aus dem Haus vertreiben oder gar schlagen. Dieser alte Mann erweckt die Erinnerung an seinen verstorbenen Großvater in ihm wieder. Er geht hinunter um etwas zu trinken zu hohlen. Er und seine Freunde hatten im Keller ein beachtliches Lager an alkoholischen Getränken angehäuft. Auf dem Weg vom Keller zurück fällt ihm, beim Versuch zwei Gläser und eine Flasche mit einer Hand zu balancieren, seine Kerze aus der Hand. Jürgen war schon immer tollpatschig, das grenzte ihn auch in seiner Klasse von den anderen Schülern ab. Sie fällt auf den Holzboden doch Jürgen kümmert sich nicht weiter darum und geht die Wendeltreppe hinauf . Die beiden bemerken das Feuer erst sehr spät und das Ergeschoss brent schon lichterloh als sie den Rauch sehen. Jürgen reagiert schnell und rennt in den nächsten Raum um einen Eimer Wasser zu hohlen, doch es nützt nichts mehr. Das Feuer nährt sich von dem alten, ausgetrockneten Holz des unversiegelten Bodens im Erdgeschoß. Es dringt unaufhaltsam in den ersten Stock vor. Jürgen versucht sich einen Weg zur Tür zu bahnen doch die Flammen lassen ihn nicht ohne Verbrennungen durch. Jetzt erst denkt er an den alten Mann. Selbst wenn Jürgen durch die Flammen ins rettende Freie käme, der Alte würde das niemals schaffen und elendiglich verbrennen. Er überlegt ob er ihn einfach da lassen sollte , so wie es seine Freunde sicherlich getan hätten, oder ob er versuchen sollte den alten Mann auch zu retten. Wie lange würde er selbst es hier noch aushalten? Sollte er das Risiko wirklich eingehen und sich weiter in Gefahr bringen? Was würden seine Freund dazu sagen,"Jürgen du Held" oder "Jürgen du Weichei" ? Wenn er nicht bald eine Entscheidung träfe, erübrigten sich diese und auch alle weiteren Fragen.


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