Bericht Arbeit

Gianni Rinaldini von der italienischen Gewerkschaft CGIL berichtete ueber Massenentlassungen bei FIAT. Dazu kaemen noch die Arbeiter/innen, die ohnehin nur einen befristeten Vertrag gehabt haben. Somit werden noch mehr Menschen arbeitslos als die, die in der Statistik auftauchten. Es gebe immer mehr Varianten der ungesicherten Arbeit wie Leih- und Projektarbeit. Schwerpunkt der Forderung seiner Gewerkschaft sei die Rueckkehr zu gesicherten Beschaeftigungsverhaeltnissen.

Gerard Aschieri von der franzoesischen Bildungsgewerkschaft FSU betonte die Bedeutung der Bildung. Seit dem EU-Gipfel von Lissabon (2000) sei sie ein wichtiger Punkt des europaeischen Modells. Sie diene dem Profit sowohl des Arbeitnehmer als auch des Arbeitnehmers und soll staerker an die Beduerfnisse des Marktes angepasst werden. Diesen einseitigen Bildungsbegriff kritisierte Aschieri und forderte stattdessen ein Grundrecht auf Ausbildung, aber nicht durch den Markt, sondern durch die oeffentliche Hand. Dies bedeute auch Chancengleichheit und das Recht auf globale, humanistische und kulturelle Bildung.

Julianne Bir vom Jugendkomitee des Europaeischen Gewerkschaftsbundes ging auf die besondere Situation von Frauen und jungen Leuten ein. Frauen seien heute staerker erwerbstaetig, aber, insbesondere im Sueden, immernoch vorwiegend zustaendig fuer die Familien- und Hausarbeit. Deshalb blieben vorwiegend Teilzeit und schlecht bezahlte Arbeit fuer sie uebrig. Jugendliche seien haeufig von Arbeitslosigkeit, Schwarzarbeit und Saisonarbeit betroffen, Zukunftsperspektiven fehlten meist. Sie forderte eine qualitativ gute Ausbildung und das Recht auf eine gute Beschaeftigung.

Paolo Sabatini von der italienischen Gewerkschaft Sin Cobas sprach von einem aggressiven Kapitalismus, der immer mehr soziale Rechte abbaut. Zwischen Mitte-Links- und Mitte-Rechts-Regierungen gebe es kaum einen Unterschied mehr, und leider unterstuetzten auch die Gewerkschaften oft dies wirtschaftliche Entwicklung. Nach Berlusconis neuen Arbeitergesetzen sei Arbeit nur noch eine Ware, ein Arbeitgeber koenne einen ungeschuetzten Arbeitnehmer kaufen wie einen Gegenstand. Wichtig seien Solidaritaet und gemeinsamer Kampf, und auch die Gewerkschaften muessten reformiert werden.

Auch Alekos Kalyris vom Arbeitnehmerverband Griechenland vertrat die Meinung, dass die Bewegung staerker und kaempferischer werden muesse. Die einzige Waffe der Arbeitnehmer/innen sei ihre Gemeinsamkeit, und gerade die werde durch Deregulierung immer mehr abgebaut. Wir braeuchten auch gemeinsame Strategien auf europaeischer Ebene, wie gemeinsame Forderungen, europaeische Tarifverhandlungen und gesamteuropaische Streiks. Er forderte die 35-Stunden-Woche und als naechsten Schritt die 4-Tage-Woche mit 32 Stunden ohne Lohnverzicht.

Zum Schluss nannte Doro Zinke von der Europaeischen Transportgewerkschaft konkrete Beispiele fuer Probleme und Loesungsansaetze: Im Transportbereich sei Outsourcing an der Tagesordnung, meist an Logistikfirmen, die weiter outsourcen. Somit wird es schwierig, die Arbeitnehmer/innen zu organisieren und ihre Rechte einzufordern. In Spanien fuehrten 62% der Strassentransporte selbstaendige Arbeitnehmer durch, die man zu organisieren versuche.

In der Schiff-Fahrt sei es ueblich, billige Arbeitskraefte aus anderen Laendern zu organisieren, in denen es kaum Kontrollen gibt. Die Gewerkschaften versuchten, diese Schiffe an den Haefen zu boykottieren, um ihrer Forderung nach einem internationalen Mindestlohn Nachdruck zu verleihen.

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