Montags Gedanken Nr1

30. August 2004

"Fühlen Sie sich manchmal auch so überflüssig?"

Drei viertel der bevölkerung "im osten", so haben jüngst befragungen ergeben, hat das gefühl "überflüssig" zu sein, ausgeschlossen zu sein. Sie sehen, mit anderen worten, die kanonen der exklusion gegen sich gerichtet. Und sie sehen richtig, sie sehen was gespielt wird. Oder etwa nicht? Wieviele menschen im westen diese ausgrenzung bereits ebenfalls wahrnehmen, oder sich noch in der angst vor ihr aufhalten, wurde wohlweislich nicht berichtet, vermutlich noch nicht mal gefragt.

Folgerichtig werden die gegenwärtig aufkommenden, montäglichen proteste gegen Hartz IV derzeit von medienauguren nach dem eingespielten muster "dividere et impere" als ost-problem einsortiert und ihnen wird ein schnelles ende profezeit. Eigentlich sind die medialen taktiken der herrschenden doch schon eine ziemlich plumpe sache, oder? Mit der eingrenzung auf die anschlußgebiete zwischen ostsee und erzgebirge sollen die noch sehr schwachen proteste in den westlichen landesteilen im keime erstickt werden oder anders: die noch ängstlichen von den bereits einsichtigen fern gehalten werden. Und das kleinreden: ebenfalls durchsichtige, nichts desto trotz leider erfolgversprechende versuche sich selbst erfüllender profezeiungen.

Obwohl sich nun der freitag morgen als regelmäßiger protesttermin förmlich anböte, allein schon vom klang her, aber auch im vorgriff auf eine noch durchzusetzende, radikale verlängerung des wohlverdienten wochenendes, soll hier gar nicht einer terminverlegung das wort geredet werden, ganz im gegenteil: Die tradition der MontagsDemonstrationen ist einfach zu wertvoll, um sie den professionellen arbeitsplatz-bettlern von LinksRuck, rechtskurve und wie die sekten und syndikate aus Altbackenhausen sonst noch alle heißen mögen, zu überlassen. Laßt sie ruhig um arbeit betteln, um gebraucht werden zu jedem preis, um dazu zu gehören, ohne zu fragen: wozu eigentlich?

Aber fragt doch einfach mal, wer hier eigentlich tatsächlich überflüssig ist: Wir hier draußen auf der straße mit unseren täglichen existenziellen sorgen oder ihr da in Mitte, oben in euren wichtigen büros voller sinnlosem plunder und gefasel?

Die kanonen der exklusion umdrehen!


M.W. aus dem BerlinerSozialforum

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