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Argumentations Pflicht


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  Online werden viele Mechanismen der nonverbalen Kommunikation der realen oder offline Welt außer Kraft gesetzt. Es soll weniger zählen, wer etwas sagt (z. B. jemand mit dem Status eine Universitätsprofessors), sondern wieviel Sinn das Gesagte gibt - wie sehr die Argumente überzeugen. Wenn man diese kulturelle Entwicklung ernst nimmt, dann besteht natürlich auch die Verpflichtung, Handlungen zu begründen und Haltungen ausreichend zu erklären. Es genügt nicht zu behaupten "A ist besser", sondern es gibt - zumindest auf Nachfrage - eine systembedingte ArgumentationsPflicht, solche Aussagen zu begründen. Nur dann bekommen sie Glaubwürdigkeit.

Das sind wir aus der realen Welt nicht in dem Ausmaß gewohnt. In der realen Welt bestimmen SozialStatus und die relative Position in Hierarchien, ob wir erwarten, dass Behauptungen (Entscheidungen, Befehle) akzeptiert werden. Die Glaubwürdigkeit einer Aussage steht in Verbindung mit dem Status des Urhebers. Das Verlangen einer Begründung oder das Infragestellen von Behauptungen stellt in der realen Welt eine Herausforderung der sozialen Position dar, die häufig in einen Machtkampf führt. Viele soziale Subsysteme haben diesbezüglich ganz spezielle Vorgaben: Beim Militär denkt man nicht sondern gehorcht, auf Schulen und Universitäten wird zwar gelehrt und erklärt aber die Autorität der Lehrenden und die Relevanz der Lehrinhalte stehen als Tabuthemen weitgehend außer Diskussion.

Es gibt natürlich Online keine Verpflichtung, persönliche Vorlieben, Haltungen oder Meinungen zu rechtfertigen. Zumindest dann nicht, wenn sie als solche deklariert werden. Es ist sehr leicht, durch "ich denke" oder "imho" Aussagen zu relativieren und damit das soziale Streitpotential zu nehmen. Es ist oft aber trotzdem sinnvoll, die Gründe zu schildern oder über Erfahrungen zu erzählen, bzw. einen persönlichen Kontext anzubieten, innerhalb dessen diese plausibel werden.

Oft werden jedoch Online Aussagen gerade zu dem Zweck gemacht (oder angegriffen), um den eigenen sozialen Status in der Online Community zu erproben oder im Diskurs (gegen arrivierte Teilnehmer) zu erhöhen. Im Zentrum des Diskurses steht dann nicht das Thema, sondern das Ego der Beteiligten. Auf Grund der starken Fluktuation der Teilnehmer ist eine solche Vorgangsweise jedoch wenig sinnvoll. In Wikis sieht man daher vorwiegend sogenannte "Ego-lose" Beiträge als produktiv an, wobei aber die Frage EgoGehalt und seiner positiven und negativen Effekte noch nicht annähernd geklärt ist.

Versuch einer tabellarischen Darstellung:

AusageHintergrundTypische WirkungTypische ReaktionKonstruktive Reaktionen
Meinungohne Kontext (z. B. anonym)geringIgnorierenKontaktieren, Zustimmen, Kontrastieren (Hilfestellung bei der Herstellung von persönlichem Kontext)
Meinungmit Kontext (z. B. persönlicher Erfahrungsbericht im Rahmen einer OnlineIdentität)sozial akzeptabel, NachvollziehbarkeitAkzeptierenAkzeptieren, Interesse, Empathie, ReziprokerBeitrag
Behauptungohne (ausreichende) Begründungsoziale Herausforderung, SozialStatus, EgoOpponieren, Auseinandersetzung um HackordnungAusweichen gegenüber Aggression (z. B. durch friedliches Nachfragen), Hilfestellung bei der Umwandlung in eine persönliche Meinung oder begründete Behauptung
Behauptungmit Argumentation, FaktenMöglichkeit des konstruktiven gemeinsamen Wissensaufbau und HinterfragensKooperierenKooperieren, ReziprokerBeitrag


OrdnerKommunikation