Aus Nichts Wird Nichts |
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Eine Anekdote: 2001 komme ich bei einer Vernissage mit einem Universitätsprofessor zu sitzen und ich erzähle über das Wiki und er ist so interessiert, dass wir eine Installation für sein Institut vereinbaren. Wir machen ein feines Design, ein Dutzend Seiten erklären das Wiki, ich schule ihn ein, er macht eine Startseite, erklärt sein Institut und "hier werden Diskussionen stattfinden". Gelegentlich schaue ich vorbei und nachdem sich nach 2-3 Wochen nichts weiter ereignet, frage ich nach. Professor sagt: "ja, es tut sich nichts". Ich: "Ja, was haben Sie denn erwartet? Wenn Sie an einen Hörsaal ein Schild <HIER WERDEN DISKUSSIONEN STATTFINDEN> hängen, bildet sich auch keine spontane Podiumsdiskussion". Professor beleidigt: "ohne zusätzliches Personal kann ich so ein System nicht führen" (zu dem Zeitpunkt hatte ich in sein Gratis-Wiki ca. 4 Stunden Arbeit gesteckt, er etwa eine Stunde). In den Zugriffstatistiken waren täglich 1-2 Leute zu sehen, die sich die Seiten angesehn haben, 2-3 Mal wurden von Besuchern kleine Test-Änderungen durchgeführt. Nach einem Jahr des ereignislosen Testbetriebs wurde das System einvernehmlich stillgelegt. Kleines Detail am Rande: Es handelte sich um ein Institut aus dem Bereich Kommunikationswissenschaft. -- HelmutLeitner
Für mich ist das eine immer wiederkehrende Erfahrung: Leute glauben in irregeleiteter Goldgräbermentalität an magische Kräfte des Internet. So als würden sich auf jeder neue Internet-Seite sofort tausende Interessenten stürzen, um einer fremden Idee zum Durchbruch zu verhelfen. In Wirklichkeit ist es aber genau umgekehrt: Es gibt derzeit 30 Milliarden Internetseiten mit stark steigender Tendenz. Keine Internetseite kann so toll sein, dass sie von sich aus großes Interesse auf sich zieht. Nur wenn man überdurchschnittlich in ein System investiert, mit besonderer Liebe oder Professionalität arbeitet, bekommt man mehr heraus, als man hineinsteckt. Online-Communities eignen sich nicht als konstruktivistische Wunscherfüllungswerkzeuge. AusNichtsWirdNichts und das ist für jeden, der nicht die Augen verschließt, jederzeit und jedenorts im Internet sichtbar. -- HelmutLeitner
Schöne Anekdote, guter Text! -- Tim Yep. cooler text. karl 1411 Ich musste auch schmunzeln. Mir gefaellt vorallem der prägnante Titel, auf den ich in Zukunft in solchen Situationen in die Runde werfen und auf Deine Geschichte hinweisen kann. Im Jahr 2001 habe ich aus Frust vor lauter leeren Diskussionsforen auch mal einen Text geschrieben: Es braucht keine neuen Diskussionsforen http://beat.doebe.li/kolumnen/00013.html
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