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  Eines der OpenContentProbleme im Rahmen von OnlineCommunities: Interessante Wiki-Inhalte werden gerne, wenn ihr Status als OpenContent dies erlaubt (oft stimmt auch der Autor direkt zu), kopiert und in eigenen Systemen (Communities, Mailing-Lists, etc.) gepostet, gewissermaßen zerstreut. Die Idee ist aus der Sicht des Handelnden eine Positive: Er führt "seinem" System einen interessanten Inhalt zu. Er handelt wie ein Journalist, der eine aktuelle Nachricht - am einfachsten wortgleich aus der Originalquelle - übernimmt.

Das Problem ist, dass man eine Wiki-Seite im Grunde und ihrem Wesen nach nicht kopieren kann. Man kann den Inhalt kopieren, aber nicht die interaktive Qualität, die Möglichkeit mit den Beteiligten in Kontakt zu treten, die Argumente kritisch zu hinterfragen oder im Original sinnvoll zu ergänzen. Wenn jemand auf die Kopie reagiert, dann ist die Wahrscheinlichkeit über 95%, dass niemand auf ihn antwortet, dass er in seinem Kommunikationsversuch enttäuscht wird. Es ist aber nicht im Sinne eines Wiki-Autors, dass jemand, der auf sein Schreiben reagiert, nicht mit ihm in Kontakt kommt. Im Wiki schreiben heißt: Kontakt zu anderen Menschen suchen. Es geht um KommunikationsBereitschaft.

Es wäre eigentlich in der Verantwortung des Kopierenden, seine Kopie zu betreuen, als Stellvertreter in die Diskussion zu treten, Feedback zu vermitteln, und wenn er seine Grenzen erreicht allenfalls auf das Originalsystem und die Autoren zu verweisen, eventuell auch Kontakt und Diskussionsbereitschaft sicherzustellen. Das wäre ja auch der größte Nutzen, den man aus der Kopie ziehen kann: Das Brückenbauen und Vermitteln von Kommunikation. Nur - das funktioniert in den wenigsten Fällen.

Was bleibt ist der Schaden am Original-Text und der Original-Community. Der Text hat sich zerstreut. Die Chance, dass Feedback ins Original zurückfließt, ist verringert. Ebenso ist seine interaktive Qualität vermindert. Die Chance ist geringer, die Interessierten wirklich an einem Ort, sei es nur für die Dauer einer Diskussion, zusammen zu führen. Dies ist aber der zentrale Grund, warum z. B. ein Gründer in einer Wiki-Community schreibt und woraus sich die Lebensfähigkeit einer Online-Community ergibt.

Das Wichtige an einer Online-Community sind die Menschen als Kommunikations- und Kooperationspartner. Der Content dient nur als Katalysator, gewissermaßen als Nektar, um die Bienen anzulocken. Ein Wiki oder ein Content ohne Kommunikationsbereitschaft ist von Standpunkt eines Gemeinschaftsaufbaus sinn- und wirkungslos. Alles ist nichts ohne die Menschen.

Wesentlich sinnvoller erscheint da die Vorgangsweise der Blogger, die Links legen und ihre persönliche Sicht der Dinge dazugeben. Damit entsteht ein neues Original, das aber die Redundanz vermeidet und den Kommunikationswilligen nicht ins Abseits führt.

-- HelmutLeitner


Hallo Helmut, ich habe selten so eine schöne Seite gelesen. Danke! KarlDietz

Danke, Karl, ich freue mich, dass du das sagst. Gerade für diese Sicht der Dinge habe ich noch kaum Zustimmung gefunden. -- HelmutLeitner

Das ist ein Argument für zentrale Orte. Interessant finde ich, dass in der Blogsphäre ohne dies auch eine Zusammenarbeit ensteht, über die [Ping] und [Trackback] - Infrastruktur. Spannend wäre eine Entwicklung, die zu dem Gespräch noch den Hinweis auf den zentralen Ort, den Ort des Aufbewahrens, liefert. Dazu würde es schon ausreichen, wenn einige wenige der an der Diskussion Beteiligten einen besonders ausgezeichneten Link (über Rel-Tags) auf diesen Ort setzen würden. --ThomasKalka

GUte Idee. Vielleicht ist das der Durchbruch für eine mehr community-orientierte offene Lizenz. Verlangt werden könnte eine Referenz auf den "zentralen Diskussionsort" eines Textes. Eventuell nur durch einen kleinen Icon-Link realisiert. Dafür könnten andere Beschränkungen wesentlich gelockert werden. -- HelmutLeitner

Erinnert mich auch an Xanadu - kennt ihr das? -- und noch ein konkreter Gedanke, der mir in diesem Kontext einfällt, Thomas: die dinge die hier auf CoForum stehen, eher auf CoForum:CoForumDiskussion behandeln - ich meine nicht unbedingt, dass die hier gelöscht werden sollen, aber sie sollten auf jeden Fall _auch_ im coforum zu lesen sein. so denke ich halt. lg. karl 0108

AlexSchroeder: Ein Argument dagegen: In vielen Fällen ist die Kommunikation mit dem Urheber gar nicht gewünscht. Im Gegenteil, es wäre ein Verlust, wenn jedes Buch, jeder Film, jeder Website, jedes Spiel an genau einem Ort mit allen anderen Menschen diskutiert werden müsste. Gerne wechselt man ja seinen Stil, passt sich der Gesellschaft an, in der man sich befindet, und so entwickelt jede kleine Gemeinschaft eine eigene Diskussionskultur. In der Klasse ist es nicht gleich wie am Familientisch, in der Firma nicht gleich wie an der Hochschule, und wärend der Vorlesung nicht gleich wie im Kaffeehaus. Der Menscht sucht geradezu nach isolierten Inseln, in die neue Gedanken getragen werden, wo neue Perspektiven entstehen, wo auch die Intimität einer kleinen Gruppe besonders zum tragen kommt. Klar, auch diese Insel verlässt man wieder, beschwingt und mit neuen Gedanken im Kopf. Doch selbst in diesem Moment ist nicht jedem danach, wieder an den Ort zurückzukehren, wo man ursprünglich mal über das Buch oder den Film diskutiert hat. Im Gegenteil, gar mancher wechselt von Gruppe zu Gruppe und erlebt die Vielfalt und Farbigkeit der Diskussionskultur eben genau in dieser oben kritisierten Dissipation der Interaktion.

HelmutLeitner: Ein völlig berechtigter Einwand. Hier stehen Interessen gegeneinander. Es kann auch Autoren geben, die in der Art eines Buchautors, zwar gefilterte Fanpost akzeptieren, aber keine wirkliche Kommunikation über ihr Werk wollen. Der obige Standpunkt entspricht der eines Gründers, der schreibt, um eine Community ins Leben zu bringen oder von Teilnehmern, die sich mit dieser Aufgabe identifizieren. Die Frage ist, wer darüber verfügen kann, oder wer in der Lage ist, die Bedürfnisse in die richtigen Bahnen zu lenken.


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