Konsens begründet gemeinsame Werte oder als gesichert geltendes Wissen. Jene Dinge, die (noch) nicht so abgeklärt sind, dass ein gemeinsamer Standpunkt besteht, kann man als Feld für die gemeinsame Entwicklung betrachten. Die Suche nach einem gemeinsamen Standpunkt wird man betreiben, um das gesicherte Wissen zu vermehren. Dabei entsteht Nutzen für jeden einzelnen, für die Community als Ganzes und für die Leser. Es gibt aber keinen Sinn, das zwanghaft zu tun. Konsens ohne Überzeugung ist ein falscher Konsens und erzeugt nur scheinbares Wissen. Manche Dinge brauchen eben Zeit und es wird in einem lebendigen System immer neue Fragen geben, die sich zunächst im Stadium der Meinungsvielfalt - die man auch als Dissens oder Konflikt erleben kann - befinden.

Wichtig erscheint auch, dass der Konsens der aktuellen Teilnehmer nicht so ausgeprägt ist und ihre persönlichen Beziehungen und Vertrautheiten nicht so stark sind, dass der Eindruck einer geschlossenen Gruppe, Clique oder Club entsteht, in die ein neuer Teilnehmer nicht ohne weiteres Einlass findet. Hier steht die Offenheit auf dem Spiel. Ein Grundkonsens, auch über den gemeinsamen Prozess der Konsensfindung und Wissenssuche, verbunden mit Pluralismus in dieser Suche ist wichtig. Die Bereitschaft für die eigene Überzeugung aber auch in Konflikte zu gehen und sie zu lösen, erscheint jedoch genauso wichtig. Beides zusammen - Konsensbestreben und Konfliktfähigkeit - ergibt vielleicht die Basis für eine gute Verbindung von Gemeinschaft und Offenheit bzw. von gleichzeitiger Entfaltung von Gemeinschaft und Individualität.

-- HelmutLeitner