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Analytische Betrachtungen zu Kultur   
Erfahrungsberichte aus Online Communities   
Kann man den Prozess der Kulturveränderung in Online-Communities zu einem planerischen Prozess machen?   
Streitfrage: Kann Kultur gestaltet werden?   
Streitfrage: Ist globale Kultur ein Unding?   
Anti-Thesen, Syn-Thesen & mehr ...   
Die Kultur der Veränderung ...   

Hypothese: Kultur ist die Summe aller Entwicklungen und Erfindungen, die letztlich dazu dienen, Gemeinschaft zu ermöglichen.--HelmutLeitner / vlt genügt Ermöglichen nicht, sondern bedarf es eines Förderns oder sogar Honorar-Ausgleichs. (siehe TauschRing, PermaKultur, SoLaWi,..) --HerzRoy

Analytische Betrachtungen zu Kultur    

... dazu könnten auch ein paar Betrachtungen über die Wirksamkeit von Metaphern zählen oder anders ausgedrückt:
Über die Wirksamkeit von Metaphern

Zum Beispiel gefällt mir jene vom "DorfWiki" sehr gut. Was da nicht alles mit schwingt ... Sicher am allerwenigsten, dass das für viele ein "spanisches elektronisches" ist ... -- FranzZuckriegl

Erfahrungsberichte aus Online Communities    

Verschoben nach CommunityErfahrungen.

Kann man den Prozess der Kulturveränderung in Online-Communities zu einem planerischen Prozess machen?    

Welche Rolle könnten Wikis in einem solchen Prozess spielen?

Wikis spielen meiner Meinung nach eine besondere Rolle, weil sie sich nicht auf die übliche technische Ausgestaltung von Rollen und Interaktionsmöglichkeiten stützen. Es gibt ein breites Spektrum im Bereich der sozialen Regeln und man kann in Communities die bestehen oder neu gegründet werden, Regeln etablieren oder erarbeiten, damit experimentieren bzw. durch Beobachtung anderer Communities lernen. Jede Community für sich kann nur langsam entwickeln, die Summe von tausenden Communities kann jedoch sehr schnell gute Lösungen finden und etablieren. Der planerischen Prozess würde einsetzen, wenn Erfahrungen und Beobachtungen zu Modellen führen, welche die Effizienz so weit steigern, dass man eine brauchbare Wahrscheinlichkeit hat, Wirkungen vorherzusagen.

Einfache Vorhersagen sind leicht möglich: "Willst du deine Chancen für ein Community-Vorhaben nahe Null reduzieren, dann führe es als Test oder Experiment". Denn kaum ein Mensch hat Lust, sich für so etwas herzugeben.

Schwieriger ist die Vorhersage einer kritischen Masse: "Man braucht ca. 150 eingetragene Teilnehmer und 1000 Qualitätsseiten, damit ein Wiki von sich aus weiterwächst." Diese Aussage hat vermutlich eine Unschärfe von 30-50 Prozent.

Interessanter wären aber Fragen wie: "Welche geschlechtsspezifischen Wirkungen haben Features und vor allem soziale Regeln von Communities." -- HelmutLeitner

Eigentlich müßten genau solche "kulturbeobachtenden Prozesse" von Beginn einer Community an mitlaufen. Das wird auch gemacht; die Schwierigkeit ist freilich, dass genau diese Beobachtungen "erfolgskritisch" sind für Unternehmen (wie zB. meines) und dass kaum jemand bereit ist, dieses Wissen so einfach (zB. in einem offenen Wiki) zu veröffentlichen. Auf "allgemeine Aussagen" können wir uns schnell einigen, da hast Du vollkommen Recht! Bei der Untersuchung komplexerer Sachverhalte wird's schwierig ...

Genau dabei denke ich, dass die wissenschaftliche Begleitung durch die Institution Universität sehr sinnvoll sein könnte. Aus zwei Gründen:
1. gibt es an den Unis theoretisches wie praktisches Know-how,
2. ist die Uni eine "neutrale Institution", die es Unternehmen im Wettbewerb erleichtert, sich zu öffnen.

Wie Du weißt, waren viele meiner Projekte bereits Kooperationen zwischen Unis, FHs und Unternehmen. Und derzeit bin ich gerade dabei, ein Projekt im Bereich "Community-Kultur" gemeinsam mit der Uni und Unternehmen bzw. Institutionen auf die Beine zu stellen.
Ich bin also sehr neugierig, was andere Gründer/innen denken, in solch ein Projekt einbringen zu können ... -- FranzZuckriegl


Welche Erfahrungen haben denn nun andere Gründer/innen in Hinblick auf (die Planbarkeit von) Kulturveränderungsprozesse(n) in und durch Communities?
Wie sind Eure Erfahrungen mit den "begleitenden Beobachtungen" von Community-Start-ups?
Wer hat Erfahrung oder Interesse mit oder an der Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Institutionen (zB. Universitäten)? -- FranzZuckriegl


Thesen zu Onlinecommunities gibt es im Ordner OnlineCommunityThesen

Streitfrage: Kann Kultur gestaltet werden?    

No na. Die Frage ist nur: Wie?
Meiner Meinung nach könnte man mit gleichem Recht fragen: Kann die Welt verändert werden?
Die Antwort ist meines Erachtens ein Ja und Nein, und zwar abhängig vom "Kultur-Begriff", den man pflegt.
Meiner praktischen Erfahrung nach wird es immer dann gefährlich, wenn unter der Annahme einfacher "Ursache-Wirkungs-Schemata" in Tiefenstrukturen komplexer Systeme eingegriffen wird, und zwar unabhängig, ob auf personaler oder organisationaler Ebene.
Eine Binsenweisheit, zweifellos! Aber schauen wir uns den Beratermarkt doch an - es wimmelt nur so von "einfachen Lösungen" (nicht nur in betriebswirtschaftlicher Hinsicht) ... -- FranzZuckriegl

Ganz so sehe ich es nicht. Die Welt zu verändern, ist im Prinzip einfach, jeder tut es täglich, zumindest im kleinsten Maßstab. Damit ist aber noch nicht Kultur verändert oder gestaltet, auch nicht im kleinsten Maßstab. Da ist der Bedarf der Ausbreitung in den Köpfen und über die Zeit hinweg. Dies passiert nur nach einer vielfachen informellen und gemeinschaftlichen Prüfung. -- HelmutLeitner

Ok Helmut, "die Welt verändern" bedeutet etwas anderes als "die Kultur verändern"; insoferne will ich meinen Kulturbegriff etwas enger fassen. "Kultur" im Sinne eines "impliziten Bewusstseins einer Organisation, das sich aus dem Verhalten aller Mitglieder ergibt und das als gemeinsames Denkmuster deren Verhalten steuert" ist natürlich auch "Verhandlungssache". Oder, wie Du schreibst, konstituiert (und damit auch: ändert) sich "nur nach einer vielfachen informellen und gemeinschaftlichen Prüfung."

Was mir nur auffällt ist, dass in vielen (gerade auch "Kulturveränderungs")Projekten die Faktoren des "Informellen" (ich würde das auch in Richtung "Unbewusstes" erweitern) und "Gemeinschaftlichen" (was ich wiederum ins "Gesamt-Strukturelle" erweitern möchte) zwar theoretisch berücksichtigt, aber in der praktischen Umsetzung doch vernachlässigt werden. -- FranzZuckriegl

Ich bin da nur naiver Praktiker, aber ich sehe da einen Ansatz für eine gemeinsame Formulierung. "Kann man Kultur gestalten?" hieße dann: kann man den Prozess der Kulturveränderung, der normalerweise durch Versuch und Selektion, unbewusst, informell und kollektiv über längere Zeiträume stattfindet, in speziellen Gebieten, wie z. B. "Kultur in Online-Communities" zu einem bewussten, kollektiven, zeitverkürzten, planerischen Prozess machen? Können Wikis dabei eine Rolle spielen? -- HelmutLeitner

Streitfrage: Ist globale Kultur ein Unding?    

Ja. -- FranzZuckriegl

begründung?~ErnstGruber

Man kann die "globale(n) Kultur(en)" in ihren Unterschieden natürlich beschreiben.
Was aber gemeint scheint, ist eine "einheitliche Kultur", die sich an "gemeinsamen Werten" orientiert.
Und diese "Einheits-Kultur" (oder "Weltgesellschaft" oder wie auch immer sie bezeichnet wird) wird es nicht geben, weil "die Kulturen" als solche zu unterschiedlich sind und auch die Menschen selbst in unterschiedlichen Situationen zu unterschiedlichen Zeiten in unterschiedlichen Kulturen unterschiedlich handeln. -- FranzZuckriegl

Das Argument das Kulturen zu unterschiedlich sind teile ich nicht,da es immer wieder die Liebe beweist das Menschen unterschiedlichster Kulturen zusammenfinden können.~ErnstGruber

Wenn sich zwei lieben, ist das ja kein Zeichen globaler Kultur. -- HelmutLeitner

Auf personaler Ebene stimmt das schon. Nur bei einer "globalen Kultur der Liebe" als anzustrebender (Ideal)Zustand bekäme ich ärgste Bedenken ...

Die aktuelle Nummer des erstklassigen Wirtschaftsmagazins "brand eins" macht mit folgendem Themenschwerpunkt auf:
"Harmonie verblödet. Wie man Konflikte erkennt und austrägt. Oder auch nicht"
http://www.brandeins.de/magazin/
-- FranzZuckriegl


Franz, ich glaube zu verstehen, warum du Bedenken hast. Muss doch globale Kultur für dich wahrscheinlich die Vorstellung von globaler (Einheits-)Architektur, Musik etc. beinhalten. Mein Denken bewegt sich ziemlich eingleisig im Bereich der Online-Communities und der Kommunikation, wo persönliche globale Kommunikation möglich wird. Dort geht es schon lokal um Kultur (z. B. um die aktuelle Diskussion um Ernst und CoForum und Interpretation von Rechten), aber auch um mögliche Formen globaler Kultur (ist z. B. SchweigendeZustimmung als Element globaler Kommunikations-Kultur brauchbar oder nicht). Solche Online-Kultur ist weitgehend nicht existent und bedarf daher eines Gestaltungswillens. -- HelmutLeitner

Anti-Thesen, Syn-Thesen & mehr ...    

Die Bildung und Ausgestaltung von Gemeinschaft ist abhängig von der Kultur.

"Kultur" bedeutet auch die Zustandsbeschreibung von Gemeinschaften. "Kultur" umfasst dabei die Artefakte wie die Verhaltensweisen. "Kultur" ist damit auch eine Steuergröße für Verhaltensweisen.

Kultur beschreibt also Zustände ebenso wie sie das Verhalten beeinflusst.

Der Streit um den Kulturbegriff ist notwendigerweise immer ein Streit um Grundannahmen des Seins. (Konstruktivismus oder nicht, das ist hier zum Beispiel eine der Fragen.)

Oder im ganz Praktischen der "Organisationskultur":

  • Was ist wesentlich?
  • Was ist das Wesentliche der sichtbaren Ebene?
  • Was ist das Wesentliche der strukturellen Ebene?
  • Was ist das Wesentliche der unsichtbaren Ebene?
  • Was ist das Wesentliche der psychischen Ebene?
Und: Wie helfen uns die Antworten weiter? Denn: Wozu fragen wir überhaupt?

Fragt sich - und nicht nur diesen - FranzZuckriegl

Die Antworten helfen uns weiter, wenn sie es uns erlauben, uns entweder besser in der Kultur zurechtzufinden oder sie bewusst zu gestalten (und das betrifft jetzt besonders die Online Communities; weltweit haben wir scheinbar das Problem, dass es uns an Gestaltungsfähigkeit für eine globale Kultur fehlt).

Ich denke nicht, dass es möglich ist, im Sinne eines "Sozialengineerings" eine "globale Kultur" zu gestalten. Es wäre auch nicht wünschenswert, denn das hieße, EIN Modell für ALLE Kulturen zu verwirklichen. Es geht heutzutage wirklich darum, UNTERSCHIEDE so zu gestalten, dass es nach Möglichkeit zu keinen "Systemkriegen" kommt. -- FranzZuckriegl

Franz, ich verstehe deine Gedankenkette nicht ganz. Du zeigst doch, wie untrennbar Kultur und Gemeinschaft miteinander verbunden sind. Keine Kultur ohne Gemeinschaft, keine Gemeinschaft ohne Kultur. Das ist wie Henne und Ei. Wenn wir eine globale Gemeinschaft wollen, brauchen wir auch eine globale Kultur, zumindest für ein schmales kulturelles Segment. Als Netizens sind wir es gewohnt, gleichzeitig "problemlos" in mehreren Kulturen (Online-Communities mit verschiedenen Regeln und Aufgaben) zu Hause zu sein. Das bewusst zu machen und global umzusetzen erscheint mir eigentlich naheliegend. Es wurde ja auch klassisch etwa in der Menschenrechtsdeklaration als Element einer globalen Kultur versucht. -- HelmutLeitner

Kultur und Gemeinschaft sind natürlich verbunden; wobei für mich "Gemeinschaft" nur EINE Ausdrucksform der jeweils anzutreffenden Kultur (im Sinne einer "Gesamtheit der Lebensäußerungen") ist. "Eine globale Gemeinschaft" kann man schon wollen nach dem Vorbild der Menschenrechtsdeklaration; als aufgeklärter westlicher Mensch sollte "mensch" sie sogar anstreben. Aber: Es gibt auch ganz andere, mit unseren Vorstellungen UNVEREINBARE Kulturen. Und m.E. geht es nun NICHT darum, diese aktiv ändern zu wollen, sondern, um mich selbst zu zitieren: "Es geht heutzutage darum, UNTERSCHIEDE so zu gestalten, dass es nach Möglichkeit zu keinen 'Systemkriegen' kommt." -- FranzZuckriegl

Mmmh, ich versteh nicht ganz. Warum soll es unvereinbare Kulturen geben? Kulturen sind doch sowieso fast überall vermischt. natürlich gibt es z. B. das jetzt akute Problem Industriestaaten / Islam. Aber so etwas ließe sich ja überbrücken, wenn man will. Oder meinst du was anderes? Könntest du ein Beispiel geben? -- HelmutLeitner

Das wäre zum Beispiel eine solche Unvereinbarkeit aus heutiger Sicht. Natürlich stimmt es aber, dass es weder "den Islam" noch "die Industriestaaten" als solche oder in ihrer Reinform gibt. Gott (auf ihn werden wir noch zu sprechen kommen) sei Dank ändern sich die Kulturen wie sich die Menschen ändern und wie sich zum Beispiel das Christentum geändert hat. Jetzt müssen wir gar nicht auf die Meta-Ebene der "Kulturkreise" gehen, auf der wir üblicherweise den "westlichen", "asiatischen" und "islamischen" unterscheiden.
Auch innerhalb des "westlichen" Kulturkreises gibt es unvereinbare Positionen: Der Christ und der Agnostiker werden nicht zueinander finden. Der Systemtheoretiker und der Freudianer werden grundsätzlich anderer Meinung sein. Fundamentalistische Christen halten die Ideen der Aufklärung für Teufelszeug. Ich finde Sturm Graz besser als den GAK.
Und doch kann ich mit einem GAK-Fan gemeinsam über stillose Aktionen eines Sturm-Präsidenten schimpfen. Mich mit einem Freudianer über Systeme streiten. Ich werde aber deshalb NICHT von meinen Grundüberzeugungen abrücken. Als kritikfähiger, aufgeklärter Mensch werde ich sie dort ändern, wo es Einsicht und Vernunft gebieten. Aber manches ist nicht verhandelbar. (Wie zum Beispiel für mich "Einsicht" und "Vernunft" als Basis des Denkens und Handelns.)
Jemanden, der nur aus "absoluten Überzeugungen" handelt, nennt man gemeinhin "Fanatiker" oder "Fundamentalist". Besonders gefährlich wird es meines Erachtens dann, wenn jemand in beinahe JEDEM Lebensbereich ein an seine Um- und Außenwelt nicht mehr anschlussfähiger Fundamentalist wird, wenn sich also quasi "autonome Zellen" bilden, die nicht einmal mehr irritiert werden können. Das wäre zum Beispiel eine "unvereinbare Kultur" - und solche gibt es in jedem Kulturkreis.
Trotzdem ist es auch in diesen Fällen besser, das Gespräch wenigstens zu suchen. "Überbrücken" kann man da gar nichts, aber Grenzen muss man zum Beispiel setzen, und zwar die eígenen Grenzen gegenüber der anderen Kultur, sollte diese invasiv werden. -- FranzZuckriegl

Aber das wäre doch gerade ein Ansatz für eine globale Kultur. Dass man sie auf einen minimalen Bereich beschränkt, welcher der Verständigung dient und den Ausschluss "fanatischer Kultur" bzw. "grundsätzlich unvereinbarer Kultur" beinhaltet. Ich bin BrückenBauer, ich glaube an die gemeinsamen Fundamente vernünftigen Denkens über alle Weltanschauungen und Kulturen hinweg. -- HelmutLeitner

"Ausschließen" würde ich niemanden wollen, schon gar nicht "unvereinbare Kulturen" (wenngleich zB. ich ohne GAK-Fans durchaus leben könnte. Und "fanatische Kulturen" würde ich auch nicht "ausschließen" (nebenbei: WOHIN ausschließen???), sondern zur eigenen Kultur klare Grenzen setzen.
Man müßte sich nicht einmal auf "minimale Bereiche" verständigen (und könnte es auch nicht; siehe "die Menschenrechte" oder die Todesstrafe); wichtig sind "Verhandlungsregeln". Drastisch ausgedrückt: Dass wenigstens beim Gefangenenaustausch niemand wild zu feuern beginnt.
Ich glaube nicht an ein gemeinsames Fundament "vernünftiges Denken"; ich glaube aber doch an das gemeinsame Fundament "in der eigenen Lebenswelt normal (über)leben zu wollen" über alle Weltanschauungen und Kulturen hinweg. -- FranzZuckriegl


Wie meinst du das mit den Ebenen? Könntest du die Ebenen durch Beispiele verdeutlichen? -- HelmutLeitner

Mit den "Kulturebenen" meine ich ganz klassische Erscheinungsweisen (im Sinne von "Ästhetiken") zum Beispiel

  • der Gebäude (sichtbare Ebene)
  • Hierarchien (Strukturebene)
  • Firmengeschichten (unsichtbare Ebene)
  • persönlichen Einstellungen (psychische Ebene)
Wohin passen
die Prozesse und Rituale?
die Normen, Regeln und Taboos?
das Wissen und die Künste?
die Mythen?
-- HelmutLeitner

Siehst Du Helmut, das ist genau der Punkt: Ich wollte kein starres Schema aufstellen, denn "Kultur" ist etwas Dynamisches. Aber weil der Mensch sich an Ordnungen "orientieren" kann, würde ich einmal folgende Zuordnungen treffen, wobei es - wie im richtigen Leben ) - zu Überschneidungen kommt:
  • die "Prozesse und Rituale" zum Beispiel würden in der sichtbaren Ebene im Bereich der Handlungen (die man beobachten kann) und der unsichtbaren Ebene (wenn es zu anderen "Images" führt) sowie der psychischen Ebene (dort lösen sie fraglos Veränderungen aus) und natürlich auch in der Strukturebene (als "Wirkunsgweise" - zB. in den Abläufen und Regeln - des Gesamt-Unternehmens) wirksam.
Genau diese Zusammenhänge sind es, die die Beobachtung wie die Gestaltung von Kulturen so spannend machen! Wo hört die Eigengesetzlichkeit auf, wo fängt die (Neu)Gestaltbarkeit an?

Aus meiner Erfahrung mit CoPs? (vowiegend im Unternehmensbereich) und OCs (Wissens-Matcher) trau' ich mich zu sagen, dass die Wichtigkeit des "kulturellen Faktors" als verhaltensbestimmend in OCs manchmal unterschätzt und die Stärke einer so genannten "globalen Virtual-Kultur" überschätzt wird.

Das deckt sich mit meinen Erfahrungen. Kultur macht im Wiki sehr viel aus. Andererseits ist der Bedarf an weiteren Kulturelemente, welche in der Lage sind Gemeinschaften zu stabilisieren und produktiv zu machen, riesig. -- HelmutLeitner

Zu dieser These würden mich zum Beispiel die Erfahrungen aller an dieser Community teilnehmenden Gründer/innen interessieren ... FranzZuckriegl

Ich bin schon auf der ganzen Welt herumgereist und kann aus eigener Erfahrung sagen, dass man "gut fährt" wenn man sich einfach menschlich verhält und die eigene Kultur nicht über die fremde Kultur stellt. Wer glaubt, missionarisch kommen zu müssen, wird überall Schwierigkeiten bekommen. ~ErnstGruber

Hallo Ernst, danke für die Antwort. Ich schreib' das, weil ich erst seit kurzem da bin und ich denke, dass sich das bei "neuen Bekanntschaften" so gehört. Nun zum Inhaltlichen: Deinem Grundgedanken, die eigene Kultur als nicht grundsätzlich besser als andere anzusehen und nicht "misssionarisch" unterwegs zu sein, können sicher viele aufgeklärte Menschen zustimmen. Wie erlebst Du denn nun die Umsetzung dieses Anspruchs in der Welt der Online- und virtuellen Gemeinschaften? - FranzZuckriegl

Ich glaube, dass es kein Problem ist Kultur zu gestalten, wo keine existiert. Es geht dann nur darum (z. B. Online) Dinge vorzuleben, welche die Interessen der Beteiligten wiederspiegeln. -- HelmutLeitner

Wenn ich mir die Wikis so ansehe, denke ich, dass Deine These glänzend falsifiziert wurde! ) - FranzZuckriegl

Franz, wie meinst du das? -- HelmutLeitner

Ich denke, "Kultur" gibt es überall. Wir fallen ja nicht voraussetzungslos in die "Online-Welt" und diese hat auch 'ihre eigene' Geschichte. Und überall gibt es "Probleme", die Kultur zu gestalten. Gerade wenn ich mir die WIKIs ansehe, taucht immer wieder die Verhandlung darüber auf, "welche Regeln" man sich geben solle, wer "anschafft", wie "man" kooperiert, was "kooperieren" bedeutet, wie man Urheberschaft "teilt" oder nicht, etc. Alle, die in der "Online-Kultur" leben, leben auch in anderen Subkulturen wie der "Familienkultur", "Fußballkultur" (als Sturm-Fan ist das grade nicht sehr leicht!), "Businesskultur", usw. Und all diese "Subkulturen" haben wieder ihre eigenen System-Eigenschaften, auf die der/die Einzelne reagieren muss ... Insoferne entstehen Kulturen (oder "Systeme", aber das wäre eine eigene Diskussion) nicht aus dem Nichts und da sie immer mehr sind als die Summe der Ansprüche der Einzelnen, kannst Du Sie m.E. auch nicht dadurch einfach "gestalten", indem Du "Dinge vorlebst". Solche "Vorbilder" sind schon wichtig; aber NUR mit Maßnahmen auf der personalen Ebene läßt sich keine Kultur gestalten. (Aber was erzähl' ich da einem erfahrenen, intelligenten Menschen, der - lange nicht nur, aber auch - 'Techniker' ist.) - FranzZuckriegl

Noch eine Frage: Der einleitende Satz ist ja in seinem - aus meiner systemanalytischen Sicht kommenden - Definitionanspruch eine Provokation. Wie definierst du - als Vertreter aus dem Bereich der Kulturschaffenden - die Kultur? -- HelmutLeitner

Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich bin kein "Kulturschaffender" im Sinne von Künstler; ich hatte und habe nur immer wieder mit solchen zu tun und mit ihnen und für sie gearbeitet. Ich beschäftige mich, auch beruflich, auf der Mikro- und Makro-Ebene mit der "Kultur von Organisationen", ob das nun reale oder virtuelle sein mögen.

Was ich als "Kultur" definiere? Wie oben schon angesprochen, ist mir sowohl der "beschreibende" als auch der "dynamische Aspekt" eines Kulturbegriffs, der für die Praxis fruchtbar gemacht werden soll, wichtig. Und um gleich Dirk Baecker aus seinem Buch "Wozu Kultur?" zu zitieren: "Eine Kulur ist [...] die Form der Bearbeitung des Problems, daß es auch andere Kulturen gibt. Sie ist eine Distinktionsformel, die ohne einen vorausliegenden Kulturkontakt leer wäre."

In diesem Satz sind für mich zwei wesentliche Dinge zu finden: "Distinktionen", also Unterscheidungen, die treffen und getroffen werden im Sinne Bourdieus. Andererseits schwingt in diesem Zitat Baeckers (ein "Luhmann-Schüler") auch der Begriff der "Leitunterscheidung" mit; dass also die Kultur der Unterschied ist, der einen Unterschied macht. - FranzZuckriegl

Ich bin der Meinung,jeder Mensch lebt mehr oder weniger seine eigene Kultur,
Kulturen die allgemeinen Gleichklang fordern sind Kulturlos.~ErnstGruber

Ernst, bitte nicht schon wieder deine Individualismus-Ideologie.

Ernst, wenn wir uns einmal begegnen werden, dann werden wir aufeinander zugehen, uns die Hand geben und jeder eine Begrüßung wie "Grüß dich, Ernst" oder "Hallo, Helmut" von uns geben. Das ist ein Teil unserer Kultur, die in "ritueller" Form unsere Kontaktaufnahme strukturiert. Du kannst das individuell ausgestalten, aber wenn du etwas total anderes tust - dich z. B. um deine eigene Achse drehst und dabei bellst - dann hast du damit nichts an Individualität gewonnen. -- HelmutLeitner

Helmut,Kultur kommt von Kult und Ritualen jeder lebt seinen Kult oder gibt es jemanden im Universum der genau die selben Handlungen macht wie du?
Nicht mal eineige Zwillinge machen dasselbe.
Das ist keine "Individualismus-Ideologie"sondern einfach eine Tatsache.~ErnstGruber

Hallo Ernst, nochmal eine ganz konkrete Frage: Wie erlebst Du persönlich die Unterschiede in der Kultur Deines realen Lebens-Umfeldes mit der "Online-Kultur" in den WIKIs? - FranzZuckriegl

Wie man in den Wald hineinruft so kommt es meistens zurück,jeder Mensch ist individuell zu behandeln ,Online kommt es seltener zu einer individuellen Behandlung.~ErnstGruber

Komisch, ich empfinde das anders. Was könnte individueller und unwiederholbarer sein, als dieses Gespräch von Ernst, Franz, Mattis und Helmut über Kultur (oder gleichzeitig stattfindende Gespräche in anderen Wikis)? -- HelmutLeitner

"Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es aus ihm heraus". Kaum nun ward Treffenderes zu Wiki je formulieret. Nicht wenn man ruft, nein, wie man ruft, so schallt es. Nicht wenn man irgendwelche Magnetisierungen auf sich drehenden, eisenoxidbedampften Aluminiumscheiben verändert, nicht wenn man also schreibt, wird einem irgendwas geschrieben, nein, wie (in Worten: w i e) man schreibt, wird einem geschrieben. Fütterst du den HiveMind, so füttert er dich. Wirfst du ihm hingegen zum Fraß vor, so speit er dir entgegen. 040124 14:52 UTC, +01h -- MattisManzel

Jedes "Wie" ist ja auch ein "Wenn"! Und "wenn", dann kommt's natürlich auf das "Wie" an. Aber gerade in den "WIEs" gibt's doch Unterschiede: zwischen den "REAL-WIEs" und den "VIRTUAL-WIEs" ... DIESE Unterschiede würden mich interessieren!
By the way: Ernst, Mattis, Helmut, Franz - wir würden wohl GANZ anders kommunizieren, säßen wir gemeinsam am Kaffeehaustisch (ich bei einem "Großen Braunen"...) ... -- FranzZuckriegl

Deinem Wie,Wenn, kann ich nicht folgen auch nicht bei einer heissen Schokolade mit Schlag.
Reale wie Virtuale Kommunikation kommt aus geistigen Ebenen wo ein unermesslicher kreativer Pool an Bildern und Wahrscheinlichkeiten ist,daher ist Grundsätzlich für mein verständnis kein Unterschied wahrzunehmen.
Der Unterschied beginnt auf materieller Ebene wo mir mein Körper mehr Ausdrucksmöglichkeiten bietet als der Beste Computer je zustande bringen wird.
Ich sehe den Computer rein als Werkzeug zum Grenzenlosen mitteilen von Informationen die mir Persönlich wichtig sind.
Als Diskussionsplattform scheint mir dieses Briefchenschreiben ungeeignet.
Kultur hat viel mit Gerüchen dem Klimabedingungen Tönen und Bildern zu tun und nicht zu vergessen, dem Dialekt.
Ich war mal drei Monate in Neuseeland und als ich im Flugzeug nach Wien zum ersten mal wieder den Wiener Dialekt hörte ging mir das Herz auf. ~ErnstGruber

Schön langsam wird mir Deine Denke klarer: Du glaubst also an ein "Jenseits" geistiger Ebenen in Form unermesslicher Pools an Bildern und Wahrscheinlichkeiten, welches das "Diesseits" unserer materieller Körper speist.
Insoferne ist es tatsächlich unerheblich, ob es nun "virtuell" oder "real" zugeht, da das "Jenseits" jeweils die Voraussetzung für "diesseitige" Handlungen bietet. Real und virtuell sind für Dich also quasi materialisierte Diesseits-Kategorien.
Nun stellt sich natürlich die spannende Frage, ob und wenn ja in welcher Form der unermesslich kreative Pool der geistigen Ebene von der materiellen Ebene beeinflusst wird bzw. werden kann und woraus sich dieser jenseitige Kreativ-Pool speist ...

Nun sind wir jedoch auf einer Ebene angelangt, die das Ausgangs-Thema verlassen hat und wohl besser in ein PhilosophieWiki? passte. Aber es soll uns nix Schlimmeres passieren. FranzZuckriegl

FranzZuckriegl,ich habe selten erlebt das mich jemand so klar versteht wie du ,herzlichen dank dafür!
Ich meine es kann Kulturell nicht schaden ein wenig aus Philosophischen Quellen zu drinken.
Zu deinen Fragen:
Ich glaube diese Fragen sollte sich jeder selbst beantworten, soviel Eigenverantwortung und Kreativität spreche ich meinen Mitmenschen schon zu.
Ich sage so viel : "Was meine Überzeugungen sähen werden meine Sinne ernten:" ~ErnstGruber


Helmut, was verstehst du unter Kultur, die Mafia hat auch Kultur.~ErnstGruber

Ja, natürlich. Ich sehe ja die Begriffe - wie "Kultur" - als Werkzeuge, die dazu dienen, real existierendes zu beobachten und zu beschreiben. Reales existiert meist in positiven und negativen Ausprägungen (hängt von der Sicht des Betrachters ab). Eine Beladung des Begriffs Kultur mit bestimmten Werten würde ihm den Werkzeugcharakter und damit die Verwendungsfähigkeit nehmen (so als würde man Kunst nur mit "schön" und "angenehm" verbinden). -- HelmutLeitner

Du meinst wahrscheinlich eine Kultur im für uns "positiven" Sinn. Üblicherweise (es gibt natürlich auch andere Sichtweisen) versteht man unter "Kultur" die "Erscheinungsweise der Lebensäußerungen einer Gruppe von Menschen". So gesehen hat natürlich jede Gruppe von Menschen "Kultur", auch die so genannte Mafia. Mehr zu Geschichte und Kultur der Mafia kannst Du im Buch "Die Geschichte der Mafia" von Salvatore Lupo nachlesen. -- FranzZuckriegl

In der Situation Online-Communities zu beschreiben, Kommunikations-Kultur zu pflegen und sich über die Beförderung von beidem Gedanken zu machen, erscheint mir ein Kultur-Begriff sinnvoll, der einerseits nahe an gängigen Vorstellungen von kompatibel ist (Alltags-Sprache, Fach-Sprache), andererseits aber das herausarbeitet, was zur Problemlösung nützlich ist. Kultur also: nach welchen Regeln wir lernen, in Online-Communities miteinander umzugehen, Vertrauen aufzubauen, Ziele voranzubringen. Die Online-Bedürnisse scheinen mir einem analytischen Blick auf Fundamentales zu ermöglichen, den man in der vielfältigen kulturellen Erscheinungen des Reallebens nicht hat. -- HelmutLeitner

Die Kultur der Veränderung ...    

Ich Persönlich bevorzuge die Kultur der Veränderung und gehe damit mit der Natur konform.
Ich habe mal gehört das unsere Kultur der simplen Zeiteinteilung in 7 Tage Rytmen zu Stürmen und Unwetter führt.
Begründung des Wissenschaftlers war der Extreme Abgasausstoss an den 5 Werktagen gefolgt von den zwei Ruhetagen.~ErnstGruber

Ernst, du kannst Begriffe definieren wie du willst. Mir müsstest du erst erklären, was du mit "Kultur der Veränderung" meinst und was der Begriff Kultur auf diese Weise leistet. Philosophen tun das oft, laufen jedoch in Gefahr (wie z. B. Kant) allein durch ihre Spezialsprache unverständlich zu werden. -- HelmutLeitner

Das ist genau die spannende Frage, ob und wenn ja wie man die Kulturveränderung steuern kann.
Wie müßte man also unseren Wirtschaftszyklus ändern, um von einem nachteiligen 5/2-Rhythmus wegzukommen?
Das ist deshalb so schwierig, weil auf der Mikro-Ebene (also bei mir selbst) die Einsicht zwar da sein kann, der Makro-Ebene (also zwischen gesellschaftlichen Gruppen) es schon viel schwieriger ist, Einsicht aber auch geschaffen werden kann, und spätestens auf der Meso-Ebene (zwischen den Kulturen) kommen zu den Menschen und ihrer Einsicht auch die Institutionen, die ein Eigenleben entwickeln ... -- FranzZuckriegl

Ich glaube, ihr beide meint verschieden Dinge.
Ernst meint vermutlich eine "positive persönliche Einstellung zur Veränderung", ein freudiges Begrüßen von Veränderung.
Franz, du meinst wahrscheinlich kulturelle Einrichtungen, die Veränderungen zulassen. ein "Reflektionswiki für unsere Demokratie" oder einen "Rechnungshof für Institutioneneffizienz und -gestaltung". Veränderung von Kultur ist ja schwerer als Gestaltung neuer Kultur (wie z. B. im Online-Bereich erforderlich). -- HelmutLeitner

Steuern kann man sein eigenes verhalten!
  • Verändere dich selbst und du veränderst deine Welt!
Wenn diese Einstellung der Eigenverantwortlichkeit bei allen Individuen greifen würde,statt der Massenhypnose "Der Herrgott wirds schon richten",könnte viel in bewegung kommen.~ErnstGruber
Nichts ist beständig ausser die Veränderung. - Heraklit


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