Online haben Rituale keine uralte Geschichte und keinen religiösen Hintergrund. Sie werden konstruiert, erprobt und wenn sie sich bewähren mit Bedeutung und Interpretation aufgeladen. Online-Rituale haben also eine rationale Basis.

Elemente eines Rituals:

• Die Situation wird definiert und bekommt einen (im Normalfall höheren) Wert
• Der Wert des Empfängers des Rituals wird neu bestimmt (im Normalfall aufgewertet)
• Der Wert des Gebers des Rituals wird neu bestimmt (im Normalfall aufgewertet)

• BegrüßungsRitual (hier wird der Besucher zum Gast, der Geber stellt als Repräsentant der Gemeinschaft dar, die Situation wird zur bedeutungsvollen Schritt der offiziellen, warmen Wahrnehmung des Teilnehmers durch die Gemeinschaft)
• AuszeichnungsRitual
• ...

Wenn ein Ritual misslingt, dann tritt ein negativer Effekt ein. Eine Chance für eine positive Form von Kooperationsvorbereitung wurde verspielt: Man denke im realen Leben an einen Gruß, der absichtlich nicht erwiedert wird oder an eine Auszeichnung, die abgelehnt wird. Beides ist ein Affront, der Ärgern auslöst und die Beziehung nachhaltig vergiftet.

Die Durchführungsqualität eines Rituals spielt ebenfalls eine Rolle. Ein Ritual kann lieblos als Pflichtübung abgewickelt werden und so teilweise entwertet werden. Ein Ritual kann so übertrieben werden, dass der Geber des Rituals sich selbst und das Ritual unglaubwürdig macht und es so entwertet. Ein Ritual kann aber auch ausgewogen sein: Dann entfaltet es in einer Mischung aus formaler Korrektheit und angemessener Wärme die optimale Wirkung.