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Schweigende Ablehnung


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  Wenn jemand etwas in einer Online-Community schreibt oder tut, und es kommt - trotz sichtbarer anderer Aktivitäten - keine Reaktion darauf, weder negativ noch positiv, dann kann dies auch als SchweigendeAblehnung interpretiert werden. Aber in Wikis ist es nicht zielführend, das zu tun.

Versucht zum Beispiel jemand (oft als Troll bezeichnet), mit sinnlosen Bemerkungen zu provizieren, ist ein kommentarloses Ignorieren oder Löschen dieser Kommentare meist wirkungsvoller, als darauf einzugehen ("don't feed the trolls"). Dies ist allerdings eine Foren-typische Reaktion aus Hilflosigkeit heraus. In Wikis gibt es dieses Reaktionsmuster nicht.

Als SchweigendeAblehnung könnten jedoch auch Situationen gewertet werden, bei denen ein Teilnehmer einen Vorschlag formuliert oder viel Mühe in den Aufbau z. B. einer neuen Seite steckt, und von den anderen niemand darauf reagiert: der Vorschlag wird nicht angenommen, die neue Seite eher geduldet als begrüßt. Im schlimmsten Fall verliert der Autor das Interesse, weil er das fehlende Feedback als Nichtachtung wertet. Diese Interpretation ist nicht sinnvoll, denn ca. 50-70% aller Seiten bekommen keine initialen Reaktionen, z. B. weil andere Teilnehmer eben zu dem Thema nichts zu sagen oder gerade keine Zeit haben oder erst einmal ein paar Wochen darüber nachdenken. (Oder weil ein Gründer in der Startphase noch keine Teilnehmer hat). Würde man übereinkommen, das als Ablehnung zu interpretieren, müsste man Wikis als negative, hauptsächlich von ablehnenden Haltungen geprägte Systeme sehen. Man würde damit auch der schweigenden Mehrheit, dem reinen Leser damit eine ablehnende Haltung zuweisen.

Siehe auch: SchweigendeZustimmung.

Diskussion

Tim, Schweigen kann interpretiert werden wie man will, niemand kann jemanden zu einer bestimmten Interpretation zwingen. Im allgemeinen ist es aber nicht sinnvoll von Schweigen als einer Form der Ablehnung auszugehen oder zu sagen "Schweigen kann beides bedeuten". Nur wenn man von SchweigendeZustimmung ausgeht und favorisiert (das ist eine kulturelle Angelegenheit), bekommt man eine klare kommunikative Situation.

Wie sinnlos schweigende Ablehnung wäre, sieht man auch aus dieser Seite, deren Aussage ich klar ablehne. Hätte ich geschwiegen, würden Leser diese Seite und Meinung als unkontroversiell annehmen.

Anders ausgedrückt: Wiki sind Systeme, bei denen der Fokus nicht auf den Beteiligten, sondern am Leser liegt. Nachdem man vom Leser nicht erwarten kann, dass er die Textsituation und Schweigephasen interpretiert, zählt eben, was bei ihm ankommt - direkt oder durch Ausruck oder Zitat in einem anderen System - und das ist das, was tatsächlich geschrieben steht. -- HelmutLeitner 31. Mai 2006 7:20 CET

Helmut, mit dem ersten Satz bringst du genau auf den Punkt, was ich mit dieser Seite auszudrücken versuchte. SchweigendeZustimmung könnte man zwar als geltende Norm in einem Wiki deklarieren, aber selbst dann ist nicht zu erwarten, dass jeder Beteiligte (auch der Leser oder die Leserin) diese Norm kennt oder daran glaubt, dass alle anderen genau so verfahren.

Oder was wäre mit dieser Situation: jemand in einem Wiki schlägt vor, in einem jährlichen Usertreffen wichtige gemeinsame Entscheidungen zu treffen und sich in Workshops gegenseitig Wissen zu vermitteln, das für den Umgang mit dem Wiki relevant sein könnte. Nehmen wir an, es gelte die SchweigendeZustimmung, aber niemand reagierte auf die Initiative. Ist der Vorschlag angenommen? Wohl kaum. Man könnte das Schweigen eher als "Finde ich gut dass ihr euch trefft, aber ich habe keine Zeit für so etwas" interpretieren. In der Summe ergibt dies ein klares "Nein", oder nicht? Ein "Nein" nicht aufgrund mangelnder Akzeptanz für ein Treffen, sondern weil den Beteiligten andere Dinge einfach wichtiger erscheinen, oder weil ihnen die Möglichkeit fehlt, an solch einem Treffen teilzunehmen.

Das Problem liegt meines Erachtens darin, dass Entscheidungsfragen präzise formuliert sein müssen, um zu Lösungen zu kommen. Hinter SchweigendeZustimmung und SchweigendeAblehnung verbergen sich meist verschwommene Fragen, die der eine so, der andere so für sich interpretiert. Dies führt zu Missverständnissen und Irritationen (zumindest bei mir).

Davon abgesehen fördern das Prinzip die Passivität, das Sichverlassen auf andere. Eine grundsätzliche Annahme darüber, wovon ein Autor bei fehlenden Reaktionen ausgehen sollte, ist allenfalls sinnvoll um den Schreibenden ein wenig Sicherheit zu geben: "wenn niemand interveniert, ist das was du hier tust richtig". Dies würde ich dann allerdings nicht SchweigendeZustimmung, sondern SchweigendeAkzeptanz? nennen. SchweigendeAkzeptanz? sagt nichts darüber aus, ob jemand einem Argument oder einer Initiative zustimmt oder nicht. Sie besagt lediglich, dass (auch andere Meinungen oder Tätigkeit) getragen oder zumindest toleriert werden. In einem MPOV-Wiki beispielsweise wird es häufig vorkommen, dass man andere Auffassungen nicht teilt, ihre Präsentation und Diskussion im Wiki jedoch befürwortet, weil sich daran z. B. auch die eigenen Positionen verbessern lassen.

-- Tim 1. Juni 2006 17:40 CET

Mmmh, von diesem Blickwinkel kann man es zweifellos auch sehen. Das heißt leider, alles überdenken, inklusive der sprachlichen Probleme. Im englischen Original heißt es "silent agreement" und "agreement" drückt weniger als "Zustimmung" oder "Übereinstimmung" das Abgeben einer Stimme aus. Imho kann es bei SchweigendeZustimmung oder SchweigendeAblehnung (also vielleicht InterpretationDesSchweigens?) nie um eine Forcierung von fiktiven Entscheidungen gehen, die eines formellen Aktes (z. B. einer Terminbestätigung, einer Verpflichtung oder einer Stimmabgabe). Auf eine fiktive schweigende Leserschaft lässt sich natürlich auch nicht schließen. Mit anderen Worten, es muss eine grundsätzlich vernünftige Situation gegeben sein (wer das verletzt, trifft auf passiven Widerstand) ... aber wie soll man das unmissverständlich formulieren? Schwierig, schwierig. -- HelmutLeitner 2. Juni 2006 7:27 CET

Die Zugriffszahlen sind ja schon ein Parameter für die Grösse der schweigenen Leser. my2cents. lg k. 0206

Karl, das ist nicht so einafch. Wie analysierst du die Zugriffszahlen, damit du welche aussagekräftige Größe bekommst? Kannst du mir das einmal vorrechnen? -- HelmutLeitner 2. Juni 2006 16:38 CET

Helmut, ich denke, wir dachten da unterschiedlich - ich meinte vor allem den Unterschied, ob es überhaupt Leute lesen (was ja an den Zugriffszahlen zu sehen) - klar: daraus kann keine ablehnung oder zustimmung herausgelesen werden. maximal vielleicht, dass die leute sich eher äußern, wenn ihnen was gegen den "strich" geht, als dass sie sich positiv äußern. lg k. 0206

Karl, habe ich schon verstanden, aber jetzt hast du in einer Woche z. B. 50.000 Requests auf deinem Wiki, oder 300 auf einer Seite, was bedeutet das jetzt? Wieviele Leute waren das, wieviele Suchmaschinen, wieviele sind versehentlich gekommen und haben gleich wieder weggeklickt, wieviele durch x-fach-Besuche durch Beteiligte. Das ist doch sehr schwierig zu analysieren. Macht niemand. -- HelmutLeitner 3. Juni 2006 0:09 CET


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