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Sozial Status


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  Eines der großen Probleme bei OnlineCommunities scheint die Frage des SozialStatus zu sein. Beim Übergang von der realen Welt in die OnlineKommunikation verliert man weitgehend die Bindung an bestimmte soziale Rollen bzw. den sozialen Status, den man innehat. Für viele Menschen ist es schwer erträglich oder unerträglich, dass ihr Status in der realen Welt (als Experte, als Bischof, als dominanter Manager, etc.) nicht entsprechend anerkannt und respektiert wird. Andere Menschen sehen das gerade als Reiz und Vorteil des Systems an. Sie finden, dass sie im realen Leben genug unter Rollen und SozialStatus leiden und dass die Freiheit des Internet gerade darin besteht, auf diese Elemente zu verzichten. Häufig findet man eine Negierung, die einer Verdrängung gleichkommt: Man will keine fremden Rollen akzeptieren und selbst auch keine Rollen (Verpflichtugnen) übernehmen.

Andererseits ergeben sich Rollen und SozialStatus gewissermaßen automatisch. Es gibt keine Kommunikation bei der nicht eine soziale Situation entsteht, bei denen die Teilnehmenden bewusst oder unbewusst bestimmte Rollen einnehmen und bestimmte Erwartungen oder Annahmen bezüglich des der anderen beteiligten Personen, ihrer Rollen und ihres Status, treffen.

Der häufigste Grund für Konflikte ist, dass die Erwartungen der Beteiligten auseinanderklaffen, ohne dass das Problem den Beteiligten bewusst ist und direkt angesprochen wird. Etwa kann jemand neu in eine Community kommen und sich an einer Diskussion um eine Grundsatzfrage beteiligen (oder schlimmer: diese beginnen). Der Newcomer fühlt sich vielleicht Experte auf dem Gebiet und erwartet, dass ihm dieser Status zuerkannt wird. Die Regulars der Community haben aber eine andere Sichtweise, haben nicht ausreichend Grund für Vertrauen und Anerkennung des Expertenstatus - also sehen sie den Newcomer als Besucher, der sich das Recht anmaßt, sich in innere Angelegenheiten der Community einzumischen. Ohne entsprechende Orientierungspunkte kommt es typischerweise zu einem direkten Schlagabtausch zwischen einem dominanten Regular und dem Newcomer, der zwar thematisch mit Argumenten geführt wird, bei dem es aber nur darum geht, den angenommenen Sozialstatus zu etablieren. Der Newcomer hat dabei schlechte Karten, weil ihm die Akzeptanz in der Community fehlt. Vielleicht hat er sogar die objektiv besseren Argumente, die aber nicht durchdringen, so dass er sich gemobbt oder einer ungerechten Clique gegenüber sieht. Das Problem liegt jedoch primär am Newcomer und daran, dass er soziale Ordnungen durch Anmaßung und Einmischung verletzt hat. Er müsste zuerst Vertrauen ermöglichen, sich als konstruktives Mitglied der Community bewähren, um aus dieser Rolle heraus den Kurs der Community mit zu bestimmen. Die Community könnte den Konflikt entschärfen, indem sie die soziale Situation thematisiert. Dann wird klar, dass sich die Zurückweisung nicht auf die Person (verletzend) oder seine Argumente (unverständlich) bezieht, sondern auf eine fehlende soziale Ordnung (InteraktionsOrdnung). Diese kann bei beidseitigem Interesse relativ leicht hergestellt werden, wenn man sich nicht in einen Konflikt verstrickt hat.

Wenn man dem Konzept eines SozialStatus in OnlineCommunities ablehnend gegenüber steht, dann sollte man bedenken, dass diese Communities um Größenordnungen offener und durchlässiger sind, als jede reale Community. Der Weg vom Newcomer zum Gast und zum Mitglied kann in wenigen Tagen zurückgelegt werden, wenn man sich im Rahmen sozialer Ordnungen (übereinstimmender gegenseitiger Erwartungen) bewegt.


OrdnerSoziologie