Soziales im Internet

• ISBN 3-531-13400-0

Von der Buchrückseite

Im Mittelpunkt des Bandes steht die Frage, in welcher Form mittels digitaler Kommunikation ("Cybertalk") personale und soziale Identität sowie zwischenmenschliche Beziehungen dargestellt werden. Die Beiträge geben einen Überblick über linguistische, soziologische und psychologische Perspektiven und fokussieren sprachliche Verfahren, die sowohl dialogische Beziehungen als auch Gruppenmitgliedschaften im Netz gestalten. Die Aufsätze gruppieren sich um die Schwerpunkte

• Individualität und Sozialität (Chat-Kommunikation, Gästebücher)
• Gruppenzugehörigkeit und soziale Identität (Geschlecht, Ethnizität, Senioren und Jugendliche) im Netz
• Kommunikation von und in Organisationen (Intranet-Kommunikation, online-Bürgerdienste)

Eindrücke

Die Einzelartikel sind von recht unterschiedlicher Qualität. Die meisten konzentrieren sich auf den Chat und ergeben dort ein vielschichtiges und interessantes Gesamtbild. Dagegen scheinen die Einzelartikel über mailing-Listen, Gästebücher, MUDs, innerbetriebliche e-Mail-Kommunikation und wissenschaftliche e-Mail-Kommunikation eher seicht und farblos (positive Ausnahme ist der Einzelartikel über Gender-spezifische Phänomene). Inhaltlich fällt es mir schwer, die zweifellos vorhandene Highlights hervorzuheben: eine konsistente soziologische Sicht der Dinge mit dem erforderlichen Fachvokabular, eine eingehende Betrachtung der sprachlichen Struktur und soziologischen Besonderheiten (u. a. Begrüßungs- und Abschiedsequenzen, Rituale). Besonders interessant die Abschnitte über romantisch-erotische Chat-Beziehungen, weil dort sichtbar wird, dass in der Schriftlichkeit durch die Einschränkung auch Chancen besonderer Intensität entstehen (hier könnte man Parallelen zu inhaltstiefen Diskussionen im Wiki ziehen). Auch die diversen Passagen über Anonymität und Identität (künstliche Identitäten) sind erhellend, vor allem wenn man sie in Richtung auf die Vertiefung von Beziehungen im real life weiter denkt. P.S. Foren werden nur gestreift. Wikis und Blogs kommen in dem Buch - obwohl 1999 erschienen - nicht vor. -- HelmutLeitner