[Home] 
Wiki Und Freiheit


Home
Neues
TestSeite
Forum

Suchen
Teilnehmer
Communities
Ordner
Index
Hilfe

Einstellungen

Ändern

  Wikis werden als sehr freie Systeme angesehen, weil sie oft mit "jeder kann alles editieren" beworben werden und weil tatsächlich kaum technische Beschränkungen für die Aktivitäten der Benutzer existieren. Praktisch stehen dieser Freiheit, genauso wie im realen Leben, konkrete Erwartungen gegenüber, wie der Einzelne mit dieser Freiheit umgehen soll. Mit dieser Situation: große technische Freiheit bei gleichzeitiger sozialer Reglementierung, scheinen viele Teilnehmer nicht zu Rande zu kommen. Siehe MeatBall:WhyWikiCreatesAddiction.

Dabei ist es im realen Leben nicht anders. Technisch gesehen hindert uns nichts, als Geisterfahrer die falsche Richtung zu wählen oder vorbeikommenden Passanten ins Gesicht zu spucken. Es sind uns allen aber Verhaltensweisen und Denkweisen zur Gewohnheit geworden, die in tausenden von Alltagssituationen ein sinnvolles Handeln ermöglichen, ohne viel nachzudenken. Im Wiki wird es sich auch nicht anders entwickeln, nur braucht es bei manchen Mitmenschen offenbar einen längeren Lernprozess. Wenn man aber nach "Behandle andere so, wie du selbst behandelt werden möchtest" und "Respektiere andere Menschen und ihre Interessen" und "Tu nur Dinge, die du auch im realen Leben in der Öffentlichkeit tun würdest" handelt, kann man nicht sehr falsch liegen. Es ist eigentlich ziemlich einfach.

Aber was ist nun mit der Freiheit, heißt das, dass es de facto kaum Freiheit gibt? Keineswegs, es gibt viel Freiheit in Online-Communities, nur muss man den vorhandenen Freiraum richtig verstehen, um ihn optimal nutzen zu können.

Im Bild des Bergsteigens. Bei uns kann man z. B. überall im Gebirge wandern, und empfindet das als Freiheit, aber es ist nicht schlecht, wenn man bei den markierten Wegen bleibt. Zumindest kommt man dort am schnellsten vorwärts und am sichersten ans Ziel. Jede Online-Community ist dabei wie ein markierter Weg. Die Begeisterung ist nicht groß, wenn sich jemand überschätzt oder sich durch Unvernunft in eine Situation bringt, die umfangreiche Rettungsaktivitäten erfordern.

Im Bild des Mathematik kann eine Community durch eine bestimmte Ausrichtung, als Vektor in einem vieldimensionalen semantischen Raum beschrieben werden. In diesem Raum besitzt auch jeder Teilnehmer einen eigenen Vektor, eine bestimmte Bewegungs- oder Entwicklungsrichtung. Die Richtungen dieser Vektoren sollten kompatibel sein: Es muss keine vollständige Richtungsübereinstimmung geben (es steht annähernd ein Halbraum zur Verfügung). Die Aktivitäten des Teilnehmers sollen im Prinzip in Richtung der Community gehen, jedenfalls nicht den Interessen der Community zuwiderlaufen. Mathematisch ausgedrückt: die Vektoren müssen, aufeinander projiziert, jeweils positive Projektionen ergeben. Man muss sich gegenseitig positiv sehen können.

Im Bild des Parkes: Der Benutzer eines Park ist gerne gesehen, auch wenn er zur Pflege nichts beiträgt (die Benutzung ist eine wichtige Bestätigung für den Parkbetreiber), aber der Benutzer darf den Park nicht beschädigen (Pflanzen ausreißen) oder andere Benutzer vertreiben. Dabei können durchaus je nach Park unterschiedliche Regeln gelten: das Ballspielen am Rasen oder das Spielen von Musik kann erlaubt sein oder nicht. Diese Regeln können auch eine Grad an Willkürlichkeit enthalten, man kann eine Änderung vorschlagen, aber bei Widerstand lohnt sich eine Auseinandersetzung darum nicht.

Im Allgemeinen wird man sich als Benutzer auch kleine Regelverletzungen erlauben können, aber man kann nicht hoffen, mit systematischen oder gravierenden Regelverletzungen durchzukommen. Entweder schadet sich der Benutzer selbst oder die Systeme setzen sich zur Wehr und ihre jeweiligen Interessen durch. Der Einzelne ist fast immer der Schwächere.

-- HelmutLeitner

ToDo: Strukturieren (Teilüberschriften)


OrdnerFreiheit