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"1) Es hatte aber alle Welt einerlei Zunge und Sprache." Lüge. Soeben Neugeborene (die als zur Welt gehörig gerechnet werden dürfen) hatten mit Sicherheit nicht dieselbe Sprache wie z. B. die bereits Erwachsenen. "2) Als sie nun nach Osten zogen, fanden sie eine Ebene im Lande Sinear und wohnten daselbst." Kann sein. Andere sind aber womöglich nach Südwest gezogen und fanden dort an den Ausläufern der Flanke des Berges Klumperquatsch eine beschauliche Wohnstatt. Egal. "3) Und sie sprachen untereinander: Wohlauf, lasst uns Ziegel streichen und brennen! - und nahmen Ziegel als Stein und Erdharz als Mörtel." Man ahnt, sie wollten ein Haus bauen. "4) und sprachen: Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze an den Himmel reiche, damit wir uns einen Namen machen; denn wir werden sonst zerstreut in alle Länder." Ein Hochhaus also. Stimmt, in einem Hochhaus lassen sich Menschen über weniger Land zerstreut unterbringen als in passend vielen normalen Häusern. Wird heute immer noch so praktiziert. "5) Da fuhr der HERR hernieder, dass er sähe die Stadt und den Turm, die die Menschenkinder bauten." Kann man gut verstehen. Großbaustellen, Schwertransporte und dergleichen sind seit jeher Anziehungspunkte für Schaulustige. "6) Und der HERR sprach: Siehe es ist einerlei Volk und einerlei Sprache unter ihnen allen, und dies ist der Anfang ihres Tuns; nun wird ihnen nichts mehr verwehrt werden können von allem, was sie sich vorgenommen haben zu tun." Eine recht mutige und unnötige Schlussfolgerung. Wer Hochhäuser zu bauen in der Lage ist, kann noch lange nicht alles tun, was er sich vornimmt zu tun. (Beispiel: Den Mond aufessen.) "7) Wohlauf, lasst uns herniederfahren und dort ihre Sprache verwirren, dass keiner des andern Sprache verstehe!" Versucht mag er / mögen sie es haben. Gelungen ist es ihm / ihnen nicht. Jeder Mensch kann (modulo Behinderungen) die Sprache jedes anderen Menschen lernen, so wie er auch seine erste (zweite, dritte, ...) Sprache gelernt hat. "8) So zerstreute sie der HERR von dort in alle Länder, dass sie aufhören mussten, die Stadt zu bauen." Was übrigens nichts übermäßig Schlimmes ist, wie hier überall gemeint wurde ("Strafe"). "9) Daher heißt die Stadt Babel, weil der Herr daselbst verwirrt hat aller Länder Sprache und sie von dort zerstreut hat in alle Länder." Am allermeisten verwirrt ist hier offenbar Herr Mose selbst, bzw. der Kerl, der ihm das Zeug in den Mund gelegt hat. Falls nicht Absicht (Verwirrung überhaupt erst zu generieren?) dahinter steckt. vgl : Ich frage mich allerdings, wie sinnvoll es ist eine Schrift zu kritisieren, deren Übersetzung wie wir hoffentlich alle wissen, mehr als nur frei vorgenommen wurde... -- IljaPreuß :: Die Einheitsübersetzung wurde sicher nicht "einfach so" dahingeschriebselt. Vergleiche zur Lutherbibel oder englischen Übersetzungen sind da recht interessant. Im Kern jedoch hängt keine dieser Geschichten an einzelnen Wörtern (auch wenn es bei der Übersetzung einige sehr "spannende" Diskussionen gegeben haben soll ;). Falls das etwa die Äußerung der Vermutung sein sollte, in der "Originalschrift" hätte womöglich signifikant weniger Geplapper gestanden, so würde ich nicht verstehen, wie man auf diese Idee kommt. Aber ich lass' mich gerne eines besseren belehren. Wo gibt es denn eine streng vorgenommene Übersetzung zu lesen (die Mühe wird sich in den 2000 Jahren ja wohl irgendwer mal gemacht haben)? -- vgl ::: In der Originalschrift (und ihrer Übersetzung) steht signifikant weniger Geplapper (als in Deiner Interpretation). -- DavidSchmitt ::: Läßt man sich den Kommentar zur Einheitsübersetzung etwas durch den Kopf gehen, so erhält der TurmbauZuBabel auch wieder Aktualität. Hier nur einige Beispiele wo sich die "hohe Zivilisation [...] entzweit" und "sich nicht mehr verstehen": |
Läßt man sich den Kommentar zur Einheitsübersetzung etwas durch den Kopf gehen, so erhält der TurmbauZuBabel auch wieder Aktualität. Hier nur einige Beispiele wo sich die "hohe Zivilisation [...] entzweit" und "sich nicht mehr verstehen": |
: Das Problem ist, dass es praktisch unmöglich ist, etwas verlustfrei zu übersetzen - das liegt einfach daran, dass bestimmte Nuancen und/oder Zweideutigkeiten bei der Übersetzung einfach nicht erhalten werden können. So habe ich beispielsweise irgendwo gelesen, dass das fünfte Gebot nur schwer in eine andere Sprache übertragen werden kann, dass es aber wohl "Du sollst nicht morden" sehr viel besser treffen würde als "Du sollst nicht töten". ::Kleine Bemerkung: Es ist praktisch unmöglich alles verlustfrei zu übersetzen. Etwas was sich verlustfrei übersetzen läßt, kann man in den meisten Sprachpaaren finden. Alles unbenommen. Du hattest aber behauptet, der ganz oben stehende Text sei eine mehr als nur freie Übersetzung. Ich hatte dich um Nennung einer strengen (und nicht verlustfreien, die es logischerweise nicht gibt) Übersetzung gebeten. D. h. um eine Übersetzung, bei der sich jemand bemüht hat, _nicht_ sehr frei (und mehr) zu übersetzen, sondern so gut es eben geht. Diese Übersetzung hätte ich dann dem Geplapper-Test unterzogen. Meine Vermutung: Es bleibt Geplapper. : Sollte es einem nicht ein wenig peinlich sein, einen biblischen Text derart zu übertragen? Wenn schon eine Analyse, dann bitte eine der dahintersteckenden Symbolik. Dass diese Geschichten nie 1 zu 1 übertragbar sind, sollte ja klar sein. -al ::Ich glaube nicht, dass einem das peinlich sein muss. Ich gebe zu, dass ich die Analyse auch nicht unbedingt als tiefschürfend bezeichnen würde - eher als provokativ, aber durchaus geeignet, eine interessante Diskussion zu initiieren. Und unterhaltsam allemal... ;-) -- ip ::@al: Du suchst keine Analyse, sondern eine Predigt. Google ist dein Freund, tipp ein: herniederfahren sprache verwirren erdharz "turmbau zu babel" wohlauf predigt. -- vgl :::Ich denke schon, dass man die Bibel sachlich analysieren kann, ohne dass man alles wortwörtlich nimmt. -- ip :::: Der TurmbauZuBabel (und einge andere Geschichten in Moses Büchern) ist aus dem Gilgamesch Epos übernommen und adaptiert worden. Durch Vergleiche und die Betrachtung der Veränderungen kann sehr wohl auf Intentionen des Autors rückgeschlossen werden. Zum Beispiel wird im Gilgamesch Epos die Sonne als Gott angebetet, während in der christlichen Version von der "wärmenden Liebe Gottes" gesprochen wird. -- DavidSchmitt |
Der TurmbauZuBabel (und einge andere Geschichten in Moses Büchern) ist aus dem Gilgamesch Epos übernommen und adaptiert worden. Durch Vergleiche und die Betrachtung der Veränderungen kann sehr wohl auf Intentionen des Autors rückgeschlossen werden. Zum Beispiel wird im Gilgamesch Epos die Sonne als Gott angebetet, während in der christlichen Version von der "wärmenden Liebe Gottes" gesprochen wird. -- DavidSchmitt |
1. Buch Mose 11, 1-9 (Lutherbibel) | ![]() |
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Aus einem Kommentar zur Einheitsübersetzung | ![]() |
"11,1-9: An der alten Tradition von Babel als dem Schauplatz der Sprachverwirrung zeigt der Erzähler, daß hohe Zivilisation ohne Bindung an Gott die Menschen nicht eint und innerlich einander näher bringt, sondern sie entzweit, so daß sie sich gegenseitig nicht mehr verstehen."
Naive Interpretationsvarianten | ![]() |
Die Sprachenverwirrung ist:
Diskussion | ![]() |
Meiner Meinung nach ist die Kernaussage beim Turmbau zu Babel die, dass die Menschen für ihren Hochmut bestraft. Was hat das mit Vereinheitlichung zu tun? -- hs
[...] kann im Softwarebereich durchaus ein gewisser Hochmut (in Form eines NotInventedHere) zur einer unnotwendigen Vielfalt führen. Demgegenüber steht aber das z. B. im XP realisierte Streben, einfache Wege zu gehen (und nicht alles Vorhandene zu Recherchieren). -- hl