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  Manager = Verwalter, Geschäftsführer, Direktor, Leiter, Vorsteher, (and last not least) Gründer.

Dieses ist ein kurzes Dokument, welches den bevorzugten (oder praktizierten, je nachdem, wen man fragt) Managementstil für den Linux Kernel beschreibt. Es soll in gewisser Hinsicht das CodingStyle? Dokument widerspiegeln, und dient hauptsächlich dazu, nicht immer wieder die gleichen, sich ständig wiederholenden Fragen beantworten zu müssen.(*)

Managementstil ist etwas sehr persönliches und viel schlechter in Regeln zu fassen, als das bei einfachen Richtlinien für einen Prorammierstil möglich ist. So mag dieses Dokument auf die Wirklichkeit zutreffen oder auch nicht. Es begann als Jux, aber das bedeutet nicht, daß es nicht die Wahrheit beschreibt. Das muss jeder für sich selbst entscheiden.

Nebenbei gesagt, wenn wir hier über "Kernelmanager" sprechen, so meinen wir nur die technische Seite, nicht das traditionelle Management innerhalb der Firmen. Wer Kaufaufträge unterzeichnet, oder jeden möglichen Hinweis auf den Etat seiner Gruppe besitzt, ist höchstwahrscheinlich kein Kernelmanager. Diese Vorschläge können dann Anwendung finden oder auch nicht.

Zu allererst würde ich vorschlagen, "Die sieben Grundsätze der Erfolgreichen" zu kaufen, und NICHT zu lesen. In's Feuer damit. Das wäre schon mal eine Geste von großer symbolischer Aussagekraft.

(*) Dieses Dokument dient dabei nicht so sehr der Beantwortung der gestellten Fragen, sondern macht quälend deutlich, dass wir noch nicht mal einen Hinweis auf die richtige Antwort haben.

Sei's drum. Hier geht's los:

Kapitel 1: Entscheidungen

Jeder denkt, Manager treffen Entscheidungen und Entscheidungen zu treffen ist wichtig. Je größer und qualvoller die Entscheidung, desto größer und bedeutender derjenige, der sie trifft. Das ist sehr grundlegend gedacht und scheint offensichtlich. Aber so muss es durchaus nicht sein.

Der Name des Spiels lautet eher: Entscheidungen vermeiden. Insbesondere wenn jemand dich drängt "wähle (a) oder (b), wir brauchen deine Entscheidung in dieser Sache", bist du als Manager in Schwierigkeiten. Die Leute, denen du vorstehst, sollten eigentlich die Details besser kennen als du. Wenn sie also von dir eine technische Entscheidung haben wollen, bist du unter Druck gesetzt. Offensichtlich bist du gar nicht zuständig für diese Entscheidung, sondern sie selbst.

(Darüberhinaus: wenn die Leute, die du managst, die Details nicht besser kennen als du, bist du ebenfalls unter Druck, wenn auch aus einem ganz anderen Grund. Nämlich, dass du in der falschen Position sitzt und _sie_ besser deine Begabung managen sollten).

Also lautet der Name des Spiels: Entscheidungen zu vermeiden, zumindest die grossen und quälenden. Kleine und nicht sehr folgenreiche Entscheidungen zu treffen, ist in Ordnung und lässt dich wie jemand aussehen, der weiss, was er tut. Deshalb sollte ein Kernelmanager versuchen, große und schmerzvolle Dinge jeweils in mehrere kleine zu verwandeln, um die niemand wirklich besorgt ist.

Es hilft, sich klar zu machen, dass der Hauptunterschied zwischen einer großen Entscheidung und einer kleinen darin liegt, ob man eine Entscheidung hinterher zurechtrücken kann. Jede Entscheidung kann zu einer kleinen Entscheidung gemacht werden, wenn sichergestellt wird, dass, wenn du einen Fehler gemacht hast (und du _wirst_ Fehler machen) du später durch Rückgängigmachen der Entscheidung den Schaden wieder gut machen kannst. Plötzlich bist du doppelt gefragt - du triffst _zwei_ nicht sehr folgenreiche Entscheidungen - die falsche _und_ die richtige.

Und die Leute werden das sogar als wahre Führerschaft ansehen (*hust* blödsinn *hust*).

So ist der Schlüssel, um grosse Entscheidungen zu vermeiden also gerade das Vermeiden von Dingen, die sich nicht rückgängig machen lassen. Lass dich nicht in eine Ecke drängen, aus der du nicht wieder herauskommen kannst. Eine in die Enge getriebene Ratte mag gefährlich sein - ein in die Enge getriebener Manager nur noch Mitleid erregend.

Da wohl niemand dumm genug ist, einem Kernelmanager wirklich grosse finanzielle Verantwortung zu überlassen, ergibt sich, dass das rückgängig machen gewöhnlich ziemlich leicht ist. Da du nicht in die Lage kommst, grosse Geldsummen verschwenden zu können, die du nicht wieder zurückzahlen kannst, ist das einzige, was du rückgängig machen musst, eine technische Entscheidung, und da ist das rückgängig machen recht einfach: erzähle nur jedem, dass du ein inkopetenter nincompoop seist, sage, es täte dir leid, und beseitige all die nutzlose Arbeit, die deine Leute während des letzten Jahres vollbracht haben. Plötzlich war die Entscheidung, die du vor einem Jahr gemacht hast, keine so grosse Entscheidung mehr, weil sie leicht ungeschehen gemacht werden konnte.

Es zeigt sich nun, dass einige Schwierigkeiten haben, diesen Zugang zu wählen, aus zwei Gründen:\ -- zuzugeben, dass man ein Idiot ist, ist schwerer als es aussieht. Wir alle möchten vor den Anderen unser Ansehen bewahren, und öffentlich damit herauszurücken, dass man falsch lag, ist in der Tat manchmal sehr hart.\ -- wenn jemand dir erzählt, dass das, woran du das letzte Jahr über gearbeitet hast, für die Katz war, so kann das für einen einfachen armen Techniker durchaus hart sein, und während es leicht genug war, die bereits geschaffene Arbeit wieder durch Löschen ungeschehen zu machen, mag das verlorene Vertrauen dieses Technikers nicht wieder herzustellen sein. Und erinnern wir uns: "nicht wieder herzustellen" war etwas, was wir unbedingt vermeiden wollten, und so stellt sich unsere Entscheidung letztlich doch noch als durchaus schwerwiegend heraus.

Zum Glück können in beiden Fällen die Schwierigkeiten stark abgeschwächt werden, indem man offen zugibt, daß man keinen zwingenden Anhaltspunkt hat und seinen Leuten von Vornherein erlärt, daß die getroffene Entscheidung lediglich vorläufig ist und auch falsch sein kann. Man sollte sich immer das Recht vorbehalten, seine Meinung zu ändern, und das den Leuten _sehr bewußt_ machen. Und es ist viel einfacher, zuzugeben, dass man dumm ist, wenn man _gerade noch nicht_ die wirklich dumme Sache getan hat.

Falls es sich dann wirklich als dumm herausstellt, werden die Leute nur mit den Augen rollen und sagen "Ups, er hat es schon wieder getan".

Dieses vorbeugende Zugeständnis der eigenen Unfähigkeit kann die Leute, die gerade die Arbeit machen, auch dazu bringen, sich zweimal zu überlegen, ob sich ihr Tun lohnt oder nicht. Wenn sie nach alledem nicht sicher sind, ob es eine gute Idee ist, sollte man sie um keinen Preis ermutigen, indem man ihnen verspricht, dass ihr Beitrag in die aktuelle Version aufgenommen werden wird. Sie sollten mindestens zweimal überlegen, bevor sie sich auf eine grössere Anstrengung einlassen.

Erinnern wir uns: Sie sollten besser über die Einzelheiten Bescheid wissen, als der Manager, und sie denken gewöhnlich sowieso schon, sie wüssten die Antwort auf alles. Das beste also, was wir tun können, ist, ihnen nicht noch mehr Vertrauen einzuflößen, sondern eine gesunde Dosis kritischen Denkens über das, was sie tun.

Eine andere Möglichkeit, Entscheidungen zu vermeiden, besteht übrigens darin, just klagend zu jammern "können wir nicht einfach beides tun?" und mileidsvoll dreinzuschaun. Man kann mir glauben, es funkktioniert. Wenn nicht klar ist, welcher Entwurf besser ist, werden sie es eventuell selbst herausfinden können. Die Antwort mag am Ende auch darin bestehen, dass die Situation für beide Teams so frustrierend wird, dass sie es schliesslich ganz aufgeben.

Das mag wie ein Misserfolg klingen, aber es zeigt normalerweise an, dass mit beiden Projekten etwas nicht simmte, und der Grund, warum die beteiligten Leute zu keiner Entscheidung kommen konnten, war, dass sie beide falsch lagen. Und wir als Manager stehen da, wie nach Rosen duftend, und haben sogar noch eine weitere Entscheidung vermieden, zu der wir hätten gedrängt werden können.

Kapitel 2: Menschen

Die meisten Menschen sind Idioten. Ein Manager zu sein, heißt Du mußt mit ihnen umgehen können. Und vielleicht noch wichtiger, sie müssen mit dir umgehen können.

Es stellt sich heraus, dass man leicht technische Fehler rückgängig machen kann. Es ist nicht so einfach persönliche Macken rückgängig zu machen. Du muss mit ihren - und mit deinen - leben.

Wie auch immer, um sich als Kernel-Manager vorzubereiten, ist es das Beste im Gedächtnis zu behalten, dass man nicht irgendwelche Brücken zerstört, unschuldige Bewohner bombardiert oder zu viele Kernel-Entwickler zu entfremden. Es stellt sich heraus, dass es sehr einfach ist, Menschen von sich zu entfremden, aber so schwer sie zurück zu gewinnen. Diese Entfremdeten fallen sofort unter die Überschrift 'nicht zurückholbar' und dies ist nicht und nochmal nicht im Sinne von Kapitel 1.

Dazu just ein paar einfache Regeln:\ (1) bezeichne Leute nicht als Dummf*ck (zumindest nicht in der Öffentlichkeit)\ (2) lerne, wie man sich entschuldigt, wenn man Regel (1) vergessen hat

Das Problem mit #1 ist, dass es dir sehr leicht passieren kann, denn es gibt eine Million Möglichkeiten "du bist ein Dummf*ck" zu sagen, manchmal ohne sich dessen bewusst zu werden und meist mit der leidenschaftlichen Überzeugung, dass man im Recht ist.

Und je mehr du überzeugt bist, das du Recht hast (offen gesagt, du kannst jeden Dummf*ck nennen und oft wirst du Recht haben), je härter fällt dir eine Entschuldigung danach.

Um dieses Problem zu lösen, gibt es wirklich nur zwei Möglichkeiten:\ -- werde wirklich gut im Entschuldigen\ -- streue die "Liebe" so gleichmäßig aus, dass niemand meint, er wäre persönlich angegriffen gewesen\ -- mache dies möglichst einfallsreich und sie mögen sogar belustigt sein

Immer höflich und zuvorkommend zu sein, ist unmöglich. Niemand wird Dir vertrauen, wenn du deinem wahren Character so offensichtlich verbirgst.

(*) Paul Simon sang "Fifty Ways to Lose Your Lover", weil "A Million Ways to Tell a Developer He Is a D*ckhead" hört sich nicht so gut an. Aber ich bin sicher er meinte es so.

Kapitel 3: Menschen II - die "Guten"

Während es sich also herausstellt, das die meisten Menschen Idioten sind, ist die trauige Folgerung daraus, dass wir auch dazu gehören. Und während wir uns alle im dem sicheren Wissen sonnen, dass wir besser sind als der Durchschnitt (lasst uns der Tatsache ins Auge sehen, das niemand je glaubt er sei durchschnittlich oder gar unterdurchschnittlich), so müssen wir uns auch eingestehen, dass wir nicht das größte Ass weit und breit sind. Es gibt durchaus noch Menschen, die nicht so blöd wie wir sind.

Einige Menschen reagieren negativ auf fähige Leute. Andere dagegen profitieren von solchen. Achte darauf, dass du als Verantwortlicher für die Kernel-Entwicklung zur zweiten Gruppe gehörst. Sauge ihre Worte auf, denn das sind die Leute, die dir die Arbeit erleichtern oder gar abnehmen. Besonders die Arbeit, die richtige Entscheidung zu fällen, und darum geht es ja hier.

Wenn du also jemanden findest, der mehr drauf hat als du, dann richte dich schleunigst auf ihn ein. Deine Verantwortung als Manager besteht dann im großen und ganzen darin, zu sagen: "Klingt wie eine gute Idee, lass uns mehr davon hören", oder "Klingt gut, aber was ist mit xxx?". Speziell die zweite Version ist hervorragend geeignet, entweder etwas neues über xxx zu lernen, oder mag _besonders_ managergemäß erscheinen, weil unser Experte über das, worauf du hinweist, noch nicht nachgedacht hat. So bist du in jedem Fall auf der Gewinnerseite.

Zu berücksichtigen ist auch, dass, wenn jemand in einem Gebiet bedeutend ist, man das nicht notwendigerweise auf andere Gebiete übertragen kann. Lege Leuten ruhig eine bestimmte Richtung nahe, aber sei dir klar, sie mögen in dem, was sie tun, gut sein, und doch in allem anderen unerfahren. Die gute Nachricht ist, dass die Menschen dazu neigen, zu dem zurückzukehren, worin sie gut sind, so tust du nichts irreperables, wenn du ihnen eine bestimmte Richtung nahelegst, nur sei nicht zu bestimmend.

Kapitel 4: Kritik richtig einordnen

Etwas mag schiefgehen und man braucht einen Sündenbock. Nehmen wir an, es trifft dich. Es ist gar nicht so ungeheuer schwer, die Vorwürfe anzunehmen, besonders wenn man dir zugesteht, dass es nicht _allein_ dein Fehler war. Was uns zu der besten Möglichkeit bringt, die Schuld auf sich zu nehmen: Tu es für einen anderen Burschen. Du wirst dich gut fühlen, weil du die Sache auf dich genommen hast, er wird sich gut fühlen, weil er noch mal davongekommen ist, und der Typ, der seine gesmte 36GB Porno-sammlung wegen deiner Nachlässigkeit verloren hat, wird widerwillig zugestehen, dass du zumindest nicht versuchst, dich aus der Verantwortung zu stehlen.

Dann lass den Entwickler, der letztendlich seine Finger in der Sache hatte, _privat_ wissen (falls du ihn ausfindig machen kannst), dass es letztendlich auf ihn zurückzuführen ist. Nicht, dass er es in Zukunft völlig vermeiden könnte, aber er wird wissen, dass er dir etwas schuldet. Und, vielleicht noch wichtiger, er mag auch derjenige sein, der es am ehesten wieder reparieren kann, denn, lass uns ehrlich sein, du wirst es wohl kaum können.

Dieses 'die Schuld auf sich nehmen' ist es in erster Linie auch, warum du Manager bist. Es ist Teil dessen, was es den Leuten erlaubt, dir zu vertrauen und es erlaubt dir, auch den möglichen Ruhm zu genießen, denn du bist derjenige, der auch sagen muss "Ich habe die Karre in den Sand gesetzt". Und wenn du die obigen Regeln befolgt hast, wirst du inzwischen ziemlich gut darin sein, das zu sagen.

Kapitel 5: Was man vermeiden sollte

Keinem gefällt es, als Dummf*ck bezeichnet zu werden . Aber noch mehr gehasst wird, wenn dies in einem scheinheiligen Ton geschieht . Das erste kann noch vergeben werden, beim zweiten gibt es dafür keine Chance mehr . Man wird dem Betreffenden erst gar nicht zuhören, selbst wenn er sonst einen guten Job macht .

Wir alle halten uns selbst für die Größten und von daher stößt es uns _wirklich_ übel auf, wenn sich jemand über uns erhebt . Man mag moralisch und intelektuell jedem rundherum überlegen sein, aber man sollte nicht versuchen, das zu deutlich zu machen, es sei denn, man _will_ wirklich jemanden verunsichern (*).

Gleichzeitig sollte man sich nicht zu geschliffen und feinsinnig über die Dinge auslassen. Politesse endet leicht im über Bord gehen und am Problem vorbeizugehen, und, wie man sagt: "Im Internet bleiben leise Töne ungehört". Benutze einen großen, stumpfen Gegenstand, um den Leuten deinen Punkt einzuhämmern, denn du kannst dich sonst nicht wirklich darauf verlassen, dass sie erfasst haben, worauf es ankommt .

Etwas Humor kann sowohl die Stumpfheit als auch das Moralisieren abpolstern . Soweit über das Ziel hinauszuschießen, dass es schon lächerlich wirkt, kann helfen, den Punkt zurückzuholen , ohne es für den, an den es gerichtet ist, zu peinvoll zu machen, da er einfach denkt, du seist ein bisschen albern . Es kann so dazu dienen, die uns allen eigene gefühlsmäßige Blockierung gegenüber Kritik zu umgehen .

(*) Hinweis: Internet Newsgroups, die mit deiner Arbeit direkt nichts zu tun haben, sind eine großartige Gelegenheit, deine Frustationen bei andern Leuten loszuwerden . Schreibe beleidigende Beiträge, die Hohn und Spott enthalten, just um von Zeit zu Zeit in eine heftige Auseinandersetzung zu geraten . Nur lade deinen Mist nicht zu nahe bei deinem Zuhause ab .

Kapitel 6: Warum gerade ich?

Gute Frage .