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Andruchowytsch Juri

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* Diese und andere Werke des Autors im Suhrkamp-Verlag

Seltsame Ratschläge scheinen osteuropäische Schriftsteller bisweilen aus dem Westen zu bekommen. Bei einem Seminar in Wien, so berichtet der ukrainische Schriftsteller Juri Andruchowytsch, habe eine französische Literaturagentin die versammelten Autoren aus Osteuropa aufgefordert, bitte schön «mehr Liebesromane» und «weniger Ornamentalistik» zu verfassen, ihre schwer zu buchstabierenden Namen in einfach lautende wie «Kundera» zu ändern und um der Breitenwirkung willen besser in einer «Weltsprache» – wie etwa Französisch – zu schreiben ...

* NZZ-Rezension zum Buch «Engel und Dämonen der Peripherie»





Juri Andruchowytsch, geboren 1960 in Iwano-Frankiwsk/Westukraine, dem früheren galizischen Stanislau, studierte Journalistik und begann als Lyriker. Später Übersetzungen aus dem Russischen, Polnischen, Englischen und Deutschen. 1985 Mitbegründer der legendären literarischen Performance-Gruppe Bu-Ba-Bu (Burlesk-Balagan-Buffonada). Mit seinen drei Romanen »Rekreacij« (1992), »Moskoviada« (1993), »Perverzija« (1999), die ins Polnische und Russische übersetzte wurden, ist er unfreiwillig zum Klassiker der ukrainischen Gegenwartsliteratur geworden.


Juri Andruchowytsch
Zwölf Ringe
Roman (Postsozialismus)
Übersetzung: Sabine Stöhr, Suhrkamp Verlag 2004, ISBN 978-3-518-45840-2
kartoniert, 305 S., € (D) 10,00 / € (A) 10,30 / sFr 18.00

Karl-Joseph Zumbrunnen, österreichischer Fotograf mit galizischen Wurzeln, reist in den neunziger Jahren immer wieder durch die Ukraine. Die Geburtswehen eines neuen Staates, die Ungleichzeitigkeit von brutal geschmackloser Kommerzialisierung, rückwärtsgewandter Huzulenfoklore, Resowjetisierung und Habsburg-Nostalgie faszinieren ihn. Das Chaos der postsozialistischen Übergangszeit scheint ihm unendlich reizvoller als das langweilige Leben im Westen – vor allem, seit er sich in Roma Woronytsch verliebt hat, seine Dolmetscherin.

Er begleitet sie auf einem abenteuerlichen Ausflug in die Karpaten. Was sich in der Bergeinsamkeit, im »Wirtshaus auf dem Mond«, einem ehemaligen Observatorium und späteren Sporthotel, abspielt, wo zwischen Videofilmern, Stripteasetänzerinnen, Bodyguards und Intellektuellen der verfemte Dichter der ukrainischen Moderne, Bohdan-Ihor Antonytsch, höchstselbst umgeht; am Ende wird Zumbrunnen eines Missverständnisses wegen ermordet und beginnt seinen wunderbar lyrischen Nachtflug über Mitteleuropa.

Was den russischen, sowjetischen, ukrainischen Schriftstellern schon immer nahe gestanden hat - und auch heute noch steht - ist die Groteske, das Karnevaleske – man denke nur an Ilf, an Petrow, an Sorokin, an Pelewin und viele andere ...


Juri Andruchowytsch
Moscoviada
aus dem Ukrainischen von Sabine Stöhr, mit einem Nachwort des Autors
Suhrkamp Insel, Frankfurt/M. 2006, 224 S., gebunden
22,80 Euro, ISBN 3-518-41826-2

Anfang der neunziger Jahre schrieb sich der ukrainische Autor Juri Andruchowytsch die Prosa „Moscoviada“ von der Seele, um, wie er selbst sagte, die „imperialen Gespenster“ der in Auflösung begriffenen Sowjetunion zu vertreiben. Nun ist der Roman auch in deutscher Sprache erschienen.

"Moscoviada“ ist ein einigermaßen verrücktes Buch. Der absurde Humor Andruchowytschs vermischt sich mit zuweilen unerwarteten und geistreichen Referenzen an die klassische Literatur und erzeugt mit schrägen Charakteren und heruntergekommen, chaotischen Schauplätzen eine surreale, geradezu karnevaleske Stimmung. Umso erfreulicher ist es da, dass Sabine Stöhr diesen schwierigen Text souverän und treffend ins Deutsche übersetzt hat.


Seltsame Ratschläge scheinen osteuropäische Schriftsteller bisweilen aus dem Westen zu bekommen. Bei einem Seminar in Wien, so berichtet der ukrainische Schriftsteller Juri Andruchowytsch, habe eine französische Literaturagentin die versammelten Autoren aus Osteuropa aufgefordert, bitte schön «mehr Liebesromane» und «weniger Ornamentalistik» zu verfassen, ihre schwer zu buchstabierenden Namen in einfach lautende wie «Kundera» zu ändern und um der Breitenwirkung willen besser in einer «Weltsprache» – wie etwa Französisch – zu schreiben ...


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