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Kotschergin Eduard

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Eduard Kotschergin

Die Engelspuppe

Erzählungen eines zeichnenden Menschen

Aus dem Russischen von Ganna-Maria Braungardt, Renate Reschke und Thomas Reschke

persona Verlag 2009, 250 S., Hardcover, ISBN 978-3-924652-36-4, € 22, SFR 34

Die durch den autobiografischen Rahmen locker verbundenen Erzählungen schildern kenntnisreich und plastisch den russischen Alltag. Eindrucksvolle Porträts von Menschen, Städten und Landschaften ziehen den Leser in ihren Bann. Das zerstörte Leningrad ist ein wiederkehrender Schauplatz, aber auch der russische Norden, den der Autor viel bereiste. Wir treffen Kriegskrüppel, Gauner, Funktionäre, Bauern, Gelehrte, Huren, Priester, Kräuterweiblein und Gespenster. Suff, Niedertracht und Grausamkeit sind ebenso allgegenwärtig wie aufblitzende Menschlichkeit, Liebe und Güte. Die ergreifenden, schier unglaublichen menschlichen Schicksale beschreibt Kotschergin in schlichter Sprache von luzider Klarheit. Kunstvoll verschränkt er den kriminellen Slang der Berufsdiebe, Lagerhäftlinge und minderjährigen Huren mit Poesie. Ein unvergessliches Leseerlebnis und ein kostbarer Beitrag zum Verständnis für das Leben der Russen im 20. Jahrhundert.

Textprobe: " ... Endlich kam der Fähnrich aus seiner Königsberger Ferne und brachte ein Geschenk mit, eine große Schachtel, in der ein fremdländisches Wunderding lag - eine deutsche sprechende Puppe mit Haaren, so flachsblond wie Paschkas, und himmelblauen Augen, gesäumt von langen, dichten Wimpern. Sie trug ein prächtiges spitzenbesetztes weißes Brautkleid mit Brautschleier und weiße Atlasschuhe mit silbernen Schnallen. Aber das Wichtigste - sie konnte die Augen auf- und zumachen und "Mama" sagen. Diese Schönheit, das unverhoffte Glück, die Angst, es könnte gar nicht wahr sein, überwältigte Paschka, und sie bekam Schluckauf. Die ganze Woche, die der Fähnrich da war, brauchte sie, sich an die Puppe zu gewöhnen, und hatte Scheu, das unglaubliche Wesen zu berühren. Der Seemann, bevor er wieder in die blaue Königsberger Ferne entschwand, schwor Paschka hoch und heilig, sie beim nächsten Mal samt Puppe mitzunehmen in sein Paradies, dann war er weg, als hätten ihn die Wellen verschlungen. Als die Freundinnen im Leninpark von dem schicken Geschenk erfuhren, verlangten sie von Paschka, die Brautpuppe dem versammelten Artel vorzuführen. Paschka musste sich fügen ... "

* Mehr Informationen auf den Verlagsseiten




OrdnerAutoren OrdnerRußland?


Eduard Kotschergin
Die Engelspuppe
Erzählungen eines zeichnenden Menschen
Aus dem Russischen von Ganna-Maria Braungardt, Renate Reschke und Thomas Reschke
persona Verlag 2009, 250 S., Hardcover, ISBN 978-3-924652-36-4, € 22, SFR 34

Die durch den autobiografischen Rahmen locker verbundenen Erzählungen schildern kenntnisreich und plastisch den russischen Alltag. Eindrucksvolle Porträts von Menschen, Städten und Landschaften ziehen den Leser in ihren Bann. Das zerstörte Leningrad ist ein wiederkehrender Schauplatz, aber auch der russische Norden, den der Autor viel bereiste. Wir treffen Kriegskrüppel, Gauner, Funktionäre, Bauern, Gelehrte, Huren, Priester, Kräuterweiblein und Gespenster. Suff, Niedertracht und Grausamkeit sind ebenso allgegenwärtig wie aufblitzende Menschlichkeit, Liebe und Güte. Die ergreifenden, schier unglaublichen menschlichen Schicksale beschreibt Kotschergin in schlichter Sprache von luzider Klarheit. Kunstvoll verschränkt er den kriminellen Slang der Berufsdiebe, Lagerhäftlinge und minderjährigen Huren mit Poesie. Ein unvergessliches Leseerlebnis und ein kostbarer Beitrag zum Verständnis für das Leben der Russen im 20. Jahrhundert.

Textprobe: " ... Endlich kam der Fähnrich aus seiner Königsberger Ferne und brachte ein Geschenk mit, eine große Schachtel, in der ein fremdländisches Wunderding lag - eine deutsche sprechende Puppe mit Haaren, so flachsblond wie Paschkas, und himmelblauen Augen, gesäumt von langen, dichten Wimpern. Sie trug ein prächtiges spitzenbesetztes weißes Brautkleid mit Brautschleier und weiße Atlasschuhe mit silbernen Schnallen. Aber das Wichtigste - sie konnte die Augen auf- und zumachen und "Mama" sagen. Diese Schönheit, das unverhoffte Glück, die Angst, es könnte gar nicht wahr sein, überwältigte Paschka, und sie bekam Schluckauf. Die ganze Woche, die der Fähnrich da war, brauchte sie, sich an die Puppe zu gewöhnen, und hatte Scheu, das unglaubliche Wesen zu berühren. Der Seemann, bevor er wieder in die blaue Königsberger Ferne entschwand, schwor Paschka hoch und heilig, sie beim nächsten Mal samt Puppe mitzunehmen in sein Paradies, dann war er weg, als hätten ihn die Wellen verschlungen. Als die Freundinnen im Leninpark von dem schicken Geschenk erfuhren, verlangten sie von Paschka, die Brautpuppe dem versammelten Artel vorzuführen. Paschka musste sich fügen ... "


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© BücherWiki Community bzw. die jeweiligen Autoren zuletzt geändert am 16. Oktober 2009