Das BücherWiki - Ein Treffpunkt für Bücherfreunde

Tschingis Aitmatow

Veränderung (letzte Änderung) (keine anderen Diffs, Normalansicht)

Hinzugefügt: 30a31,32
* Die Richtstatt - Legenden und religiöse Motive im Werk Tschingis Aitmatows. Von Ruth Weiss auf literaturkritik.de


Verändert: 77c79
Der Schneeleopard

Der Schneeleopard


Tschingis Aitmatow wird 1928 im Dorf Scheker im Talas-Tal in Kirgisien geboren. Seiner Großmutter hat er einen reichen Schatz an Märchen, alten Liedern, Dichtungen und Wahrheiten zu verdanken, immer wieder nimmt sie ihn zu den Sommerlagern der Nomaden mit. 1935 zieht die Familie Aitmatow nach Moskau um, wo Tschingis zur Schule geht. Sein Vater war einer der ersten kirgisischen Kommunisten auf leitendem Posten und interessierte sich lebhaft für Kultur und Literatur. Auch seine Mutter war eine gebildete und aufgeschlossene Frau. Innerhalb der Familie wurde er an die russische Sprache und Literatur herangeführt.

1937 wird sein Vater Opfer der stalinistischen Repression, und die Familie flieht zurück nach Kirgisien, wo sie unter ärmlichsten Verhältnissen ausharrt. 1942 muss Aitmatow wegen des Krieges die Schule verlassen und verschiedene Funktionen in der Verwaltung des Dorfes und des Kreises übernehmen.

Nach dem Krieg gelingt es ihm, den Schulabschluss nachzuholen. 1946 bis 1948 studiert Aitmatow an der Veterinärfachschule in Dzambul, in dieser Zeit beginnt er zu schreiben. Anschließend immatrikuliert er sich an der kirgisischen landwirtschaftlichen Hochschule in Frunse (heute: Bischkek), wo er fünf Jahre lang studiert und, nach 1951, nebenher journalistisch tätig ist. Nach Abschluss der Hochschule arbeitet Aitmatow von 1953-56 als Tierzüchter auf einer Versuchsfarm, bis er 1956 ans Maxim-Gorki-Literaturinstitut in Moskau wechselt, um dort einen zweijährigen Lehrgang für junge Autoren zu besuchen. Während dieser Zeit erscheint seine erste Erzählung »Aug in Auge«. Als Abschlussarbeit verfasst er 1958 die von Louis Aragon als »schönste Liebesgeschichte der Welt« bezeichnete Erzählung »Dshamilja«, die seinen weltweiten literarischen Ruhm begründet. Beide Erzählungen sind bei Erscheinen aus politischen Gründen heftig umstritten: »Aug in Auge« wegen der Auseinandersetzung mit der Figur eines Deserteurs, »Dshamilja« wegen der verständnisvollen Zeichnung einer Frau, die mit bestehenden Tabus bricht.

1959 wird er Chefredakteur der Zeitung »Literaturnaja Kirgizija« (Literarisches Kirgisien). Ab 1960 ist Aitmatow für die Zeitung »Prawda« als Sonderkorrespondent in Mittelasien und Kasachstan tätig. Aus den Erfahrungen dieser Jahre schöpft er später immer wieder den Stoff für seine Geschichten.

1963 wird Aitmatow mit dem Lenin-Preis für Literatur und Kunst ausgezeichnet, 1968 mit dem Staatspreis der UdSSR?. Ab 1967 ist er im Redaktionsbeirat der Zeitschrift »Novyj Mir« tätig, ab 1974 zudem als Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Kirgisien.

Bis 1965 erscheinen verschiedene Erzählungen (u. a. »Du meine Pappel im roten Kopftuch« und »Abschied von Gülsary«). Die 1970 erschienene Erzählung »Der weiße Dampfer« löst wiederum eine heftige Diskussion aus, da Aitmatow durch den Einbezug von mythischen Motiven und Erzählmustern einen neuen Stil entwickelt. Die kirgisische literarische Tradition mit ihren Epen, Sagen, Volksliedern und Legenden spielt von nun an eine wichtige Rolle in seinem Werk.1983 erhält er den Staatspreis der UdSSR? für seinen Roman »Ein Tag länger als ein Leben«.

Der Roman »Der Richtplatz« gilt als erstes literarisches Signal der Perestroika, die er an führender Stelle mitgestaltet. 1986 ruft er das internationale »Issyk-Kul-Forum« ins Leben, eine Konferenz von Wissenschaftlern, Künstlern und Politikern aus der ganzen Welt am gleichnamigen kirgisischen See. Von 1988 bis 1990 ist Aitmatow Vorsitzender des Schriftstellerverbands in Kirgisien. 1989 wird er Abgeordneter des Volksdeputiertenkongresses und des Obersten Sowjets, Ende 1989 Gorbatschows Berater.

1990 geht er als Botschafter der UdSSR? nach Luxemburg. Im gleichen Jahr erscheint die Erzählung »Die weiße Wolke des Tschingis Chan« und ein Jahr später der Dialogband »Begegnung am Fudschijama« mit Daisaku Ikeda. 1994 wird ihm der Österreichische Staatspreis für Literatur verliehen. Seit 1995 ist er Botschafter der Republik Kyrgiyzstan in Brüssel. 1998 erscheinen seine Erinnerungen »Kindheit in Kirgisien«.


Allgemeines & Leben

»Das Wort verkümmert und stirbt, wenn wir es nicht mit anderen teilen.« (Tschingis Aitmatow)

Materialien & Infos

Über einzelne Werke

Werke & Ausgaben

[Hinweise] Goldspur der Garben entspricht Der Weg des Schnitters - Originaltitel lautet "Materinskoe pole". Der Richtplatz, Originaltitel "Placha", erschien in der DDR als Die Richtstatt. Der Roman Ein Tag länger als ein Leben wurde in der DDR als Der Tag zieht den Jahrhundertweg veröffentlicht (OT lautet I dol'se veka dlit'sja den').

Tschingis Aitmatow
Akbara und andere Märchen
Nacherzählt und mit einem Begleittext von Friedrich Hitzer
Die Sissyphosse. Eine Bücherreihe
Verlag Faber & Faber, Leipzig 1997, 62 S

Ein dünnes Büchlein, eher ein Heftchen... Aber ich weiß nicht, wen ich mehr rühmen soll: den weltbekannten Schriftsteller Tschingis Aitmatow oder Friedrich Hitzer, der Aitmatows Märchen so nachhaltig-eindrucksvoll nacherzählt oder den Leipziger Verlag Faber & Faber, ohne den es dieses poetisch-nachdenkenswerte Büchlein sicherlich nicht gäbe...


Tschingis Aitmatow
Der Schneeleopard
<übersetzt von: Hitzer, Friedrich> (Russland)
Roman; Unionsverlag; ISBN 3-293-00370-2; gebunden, 320 S.
Erscheinungsjahr: russisch 2006, deutsch 2007; € (D) 19,90 / sFr 34,70

Für beide scheint es keinen Platz mehr zu geben – weder für den alten Schneeleoparden Dschaa-Bars noch für den unabhängigen Journalisten Arsen, der gegen Oligarchen und Fanatiker anschreibt.

Die Zeit scheint für beide abgelaufen. Der einst unbezwingbare Schneeleopard Dschaa-Bars fühlt seine Kräfte schwinden und will sich zum Sterben in ein unzugängliches Tal im kirgisischen Hochgebirge zurückziehen. Und Arsen Samantschin, der unabhängige Journalist, wird von der Welle des entfesselten Kommerzes in seiner Heimat überrollt. Die Medien kuschen, Oligarchen und Fanatiker drängen sich vor, und seine große Liebe, die Sopranistin Aidana, feiert als Popstar Triumphe.

Das Schicksal führt Arsen und den Schneeleoparden in einer atemberaubenden Wendung zusammen: arabische Prinzen haben sich zu einer luxuriösen Jagdpartie angekündigt. Arsen soll sie als Tourmanager und Dolmetscher begleiten. Aber nicht alle im Dorf wollen es hinnehmen, dass es bei diesem Geschäft so wenige Gewinner und so viele Verlierer gibt.

Mit »Der Schneeleopard« hat Tschingis Aitmatow sicher sein (vorläufiges?) Meisterwerk geschrieben. Malerisch, gefühlvoll – wie nur er es versteht – beschreibt er Liebe und Natur und legt doch gleichzeitig den Finger in die Wunden der modernen Zeit ....



OrdnerAutoren OrdnerRussland
 
© BücherWiki Community bzw. die jeweiligen Autoren zuletzt geändert am 23. April 2008