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Kabakow Alexander

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Alexander Kabakow wurde 1943 in Sibirien geboren. Nachdem er das Studium der Mathematik an der Universität absolviert hatte, arbeitete er fünf Jahre lang als Ingenieur in einem Projektbüro. Seit 1972 ist Kabakow Journalist. In den Jahren der Perestrojka war er stellvertretender Chefredakteur der Moskovskie Novosti, später u.a. als Exklusivkorrespondent und Abteilungsleiter im Verlagshaus Kommersant und Kommentator der Stolichnaja vechernaja gazeta tätig. In den 1980er Jahren veröffentlichte er humoristische Erzählungen und erhielt dafür mehrere Literaturpreise. Seine antiutopische Novelle „Kein Zurück“ (Dt.: Fischer, 1990) wurde in alle europäischen Sprachen übersetzt und auch in den USA, Japan und China veröffentlicht.

Auf Deutsch ist weiters u. a. „Schlag auf Schlag“ (Ullstein Verlag, 1991) publiziert worden.

1999 erhielt Kabakow den Preis „Die besten Federn Russlands“ vom Russischen Presseverband. Für den Zyklus „Moskauer Märchen“ wurde Kabakow mit dem Preis „Prosa des Jahres“, vergeben von einer Jury aus Verlegern und Journalisten auf der Moskauer Buchmesse 2005, ausgezeichnet.

Kabakow ist weder der KPSS, noch irgendeiner anderen Partei beigetreten; Auch die Mitgliedschaft in der Schriftstellervereinigung und im PEN-Klub lehnte er ab. Er ist verheiratet und hat eine Tochter aus erster Ehe.


Alexander Kabakow
Moskauer Märchen
übersetzt von Hannelore Umbreit
Roman, Erzählungen - Stichwörter: Moskau heute
Verlag: Pereprava; ISBN 978-3-9501769-6-4
gebunden, 264 S.; 2007; € (D) 22,00 Euro / € (A) 22,50 / sFr 40,00

Buchbesprechung

Witz, Humor, Satire, Groteske zu schreiben, kann man nicht lernen, das muss einem Schriftsteller quasi in die Wiege gelegt worden sein. Geistvoll, hintersinnig, gehaltvoll zu sein, mit spitzer Feder reizen – nicht grob verletzen, dem Leser ein stilles Lächeln oder gar ein herzhaftes Lachen abringen und ihn doch zum Nachdenken bringen, und doch klar zu kritisieren ohne zu klagen, gar zu lamentieren – das bedarf dann aber auch großer Übung.

Ein solcher Könner ist ohne Zweifel Alexander Kabakow.

Sicher hilft dabei „die russische Seele“, die russische Mentalität. Sich selbst und auch die harten Fakten des Alltags nicht so ganz ernst zu nehmen, liegt diesem Volk im Blut, weshalb es schon in der Vergangenheit bis heute auch so viele herausragende Schriftsteller dieses Genres bei ihnen gegeben hat und gibt. Und Kabakow ist ganz sicher einer von ihnen.

Ganz besonders der, der Zeit, Umstände und das Leben in – in diesem Fall – Moskau kennt, wird seine wahre Freude an diesem Buch haben. Aber auch die „Nichtkenner“ Moskaus und der russischen Seele werden begeistert sein, was wiederum die große Kunst von Kabakow beweist.

Er verknüpft – oder besser: er lässt unmerklich ineinander gleiten – Märchen und Bericht, verknüpft die eigentlich einzelnen Episoden und kommt letztendlich zu einer romanhaften Beschreibung der Gesellschaft, die er aufs Korn nimmt; auch dieser Wurf ist meisterhaft gelungen. Ich habe lange nicht mehr so sehr geschmunzelt.

Diese vielen Feinheiten aus einer Sprache in eine andere zu transponieren – ich vermeide bewusst das Wort „übersetzen“ –, bedarf es aber auch eines außerordentlichen Sprachgefühls; und an dieser Stelle muss man die Übersetzerin Frau Dr. Hannelore Umbreit erwähnen. Ihr Anteil an an diesem wunderbaren deutschen Buch ist sicher nicht weniger groß als der des Autors.

Inhalt:

Der Besitzer eines Moskauer Nachtklubs und ein Neureicher, in seinem protzigen japanischen Geländewagen viel zu schnell unterwegs, ein Verkehrspolizist und die reizende Olessja Grunt, aber auch der bekannte Politiker N., dessen Namen wir nicht zu nennen brauchen, oder ein stadtbekannter junger Mann mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten, sind einige der Personen, die in den Moskauer Märchen unglaubliche Abenteuer und Schicksale erleben und erleiden. Wir werden an alte Geschichten wie etwa Rotkäppchen, den fliegenden Holländer, den Turmbau zu Babel, den Froschkönig, den Flug des Ikarus oder den fliegenden Teppich erinnert. Doch hier nehmen sie völlig überraschende Wendungen und führen zu einem unerwarteten Ende. In guter russischer, an die Werke von Nikolaj Gogol erinnernder Tradition, verpackt Kabakow seine kritische Schilderung der Moskauer Gesellschaft in schaurig-schöne, unterhaltsame Geschichten von Geistern, übernatürlichen Mächten und seltsamen Begebenheiten.

Die Übersetzerin:

Hannelore Umbreit wurde 1950 geboren. 1974 erhielt sie ihren Abschluss als Diplom-Übersetzerin und -Dolmetscherin für Russisch und Englisch an der Universität Leipzig, 1979 Promotion. Sie ist tätig am Institut für Sprach- und Übersetzungswissenschaften der Universität Leipzig mit Lehrverpflichtungen in den Disziplinen allgemeinsprachliches Übersetzen, literarisches Übersetzen sowie Ubersetzungswissenschaft. Daneben ist Hannelore Umbreit langjährig Übersetzerin für russische Gegenwartsliteratur.


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© BücherWiki Community bzw. die jeweiligen Autoren zuletzt geändert am 30. Oktober 2007