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Schami Rafik

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Schami, Rafik
Damaskus im Herzen und Deutschland im Blick
Beobachtungen eines syrischen Deutschen
ISBN-10: 3446207325 - ISBN-13: 978-3446207325
256 Seiten, Euro 16,90 [D], 17,40[A], sFr 30,80


* Leseprobe




Von Schmugglern und trojanischen Pferden
Von Rafik Schami

Anlässlich der Verleihung des Nelly-Sachs-Preises der Stadt Dortmund sprach der syrische Erzähler über sein Leben als Minderheitensammler, über die arabische Sprache als Gefangene von Diktatoren und das Glück, Erwachsene in Kinder zu verwandeln.

Der Stadt Dortmund und der Jury danke ich für die Ehrung, die mir durch den grossartigen Nelly-Sachs-Preis zuteil wird.

Auch danke ich Ihnen, verehrte Gäste, dafür, dass Sie alles liegengelassen haben, um mir zuzuhören. Ihre Ohren schenken meinen Worten Leben.

Die Ehrung durch diesen Preis war eine willkommene Gelegenheit, zurückzuschauen und über meinen Weg nachzudenken.

Warum schreibe ich, was ich schreibe, und warum schreibe ich es so, wie ich es schreibe? Ein Satz in der Begründung der Jury hat mich gerührt und mir das Gerüst für diese Rede geschenkt. Nämlich, ich sei «ein lebenslustiger Vermittler zwischen den Welten».

Eine schöne und gleichzeitig präzise Formulierung. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn sie mir aus dramaturgischen Gründen erlauben, diese von rechts nach links, sozusagen auf Arabisch, zu lesen. Also erst «zwischen den Welten» dann «Vermittler» und zuletzt «lebenslustiger».

Unter «zwischen den Welten» kann man eine Position verstehen, die mit Fliegerei zwischen Kontinenten, Konferenzen und Kulturen zu tun hat. Da ich jedoch ein Bodentier bin, das nie fliegt, habe ich Sie anders und damit wohl richtig verstanden. Gemeint haben Sie vermutlich die Funktion eines Bindeglieds zwischen Teilen, die zu einem Ganzen gehören, auch wenn sie sich in vielem unterscheiden wie etwa Auge und Ohr. Man könnte diese Verbindung auch einfach als Brücke bezeichnen, die zwei Ufer eines Flusses verbindet und beide Seiten berührt, ohne zu einer von ihnen zu gehören.

Diese Zugehörigkeit zu verschiedenen Welten verlangte von mir keine Anstrengung. Sie ist biografisch vorgegeben. Ich bin als römisch-katholischer Junge zur Welt gekommen. Meine Eltern stammten aus dem aramäischen Bergdorf Malula, sechzig Kilometer nördlich von Damaskus und drei Stunden Fussmarsch vom Libanon entfernt. Die Franzosen hatten in den zwanziger Jahren die Grenzen willkürlich gezogen, und so wurden meine Tante mütterlicherseits und mein Onkel väterlicherseits Libanesen und wir sind Syrer geblieben ...

Rafik Schami

Der Schriftsteller Rafik Schami wurde 1946 in Syrien geboren und lebt seit 1971 in Deutschland. 1966 gründete er in Damaskus eine Zeitung, veröffentlichte in arabischer und ab 1977 auch in deutscher Sprache. Sein Werk wurde in 24 Sprachen übersetzt. Als guter Beobachter der arabischen und der westlichen Welt führte er nach dem 11. September 2001 für die WOZ Tagebuch (siehe WOZ Nr. 6/02). 2004 erschien sein Roman «Die dunklen Seiten der Liebe» im Hanser-Verlag. Im Herbst 2008 erscheint «Der Herbst des Kalligrafen», ein Roman, der zwischen 1954 und 1958 spielt.

Für seine Verdienste um die Versöhnung zwischen den Völkern hat Rafik Schami am 9. Dezember den mit 15 000 Euro dotierten Nelly-Sachs-Preis der Stadt Dortmund erhalten. Der nach der deutschen Lyrikerin und ersten Preisträgerin Nelly Sachs (1891 - 1970) benannte Preis wird seit 1971 alle zwei Jahre verliehen. Zu den früheren PreisträgerInnen? gehören Elias Canetti (1975), Erich Fromm (1979), Nadine Gordimer (1985) und Christa Wolf (1999).

* Die Nelly-Sachs-Preisrede des syrischen Autors Rafik Schami - Wochenzeitung (Schweiz)




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Schami, Rafik Damaskus im Herzen und Deutschland im Blick Beobachtungen eines syrischen Deutschen ISBN-10: 3446207325 - ISBN-13: 978-3446207325 256 Seiten, Euro 16,90 [D], 17,40[A], sFr 30,80


Von Schmugglern und trojanischen Pferden Von Rafik Schami

Anlässlich der Verleihung des Nelly-Sachs-Preises der Stadt Dortmund sprach der syrische Erzähler über sein Leben als Minderheitensammler, über die arabische Sprache als Gefangene von Diktatoren und das Glück, Erwachsene in Kinder zu verwandeln.

Der Stadt Dortmund und der Jury danke ich für die Ehrung, die mir durch den grossartigen Nelly-Sachs-Preis zuteil wird.

Auch danke ich Ihnen, verehrte Gäste, dafür, dass Sie alles liegengelassen haben, um mir zuzuhören. Ihre Ohren schenken meinen Worten Leben.

Die Ehrung durch diesen Preis war eine willkommene Gelegenheit, zurückzuschauen und über meinen Weg nachzudenken.

Warum schreibe ich, was ich schreibe, und warum schreibe ich es so, wie ich es schreibe? Ein Satz in der Begründung der Jury hat mich gerührt und mir das Gerüst für diese Rede geschenkt. Nämlich, ich sei «ein lebenslustiger Vermittler zwischen den Welten».

Eine schöne und gleichzeitig präzise Formulierung. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn sie mir aus dramaturgischen Gründen erlauben, diese von rechts nach links, sozusagen auf Arabisch, zu lesen. Also erst «zwischen den Welten» dann «Vermittler» und zuletzt «lebenslustiger».

Unter «zwischen den Welten» kann man eine Position verstehen, die mit Fliegerei zwischen Kontinenten, Konferenzen und Kulturen zu tun hat. Da ich jedoch ein Bodentier bin, das nie fliegt, habe ich Sie anders und damit wohl richtig verstanden. Gemeint haben Sie vermutlich die Funktion eines Bindeglieds zwischen Teilen, die zu einem Ganzen gehören, auch wenn sie sich in vielem unterscheiden wie etwa Auge und Ohr. Man könnte diese Verbindung auch einfach als Brücke bezeichnen, die zwei Ufer eines Flusses verbindet und beide Seiten berührt, ohne zu einer von ihnen zu gehören.

Diese Zugehörigkeit zu verschiedenen Welten verlangte von mir keine Anstrengung. Sie ist biografisch vorgegeben. Ich bin als römisch-katholischer Junge zur Welt gekommen. Meine Eltern stammten aus dem aramäischen Bergdorf Malula, sechzig Kilometer nördlich von Damaskus und drei Stunden Fussmarsch vom Libanon entfernt. Die Franzosen hatten in den zwanziger Jahren die Grenzen willkürlich gezogen, und so wurden meine Tante mütterlicherseits und mein Onkel väterlicherseits Libanesen und wir sind Syrer geblieben ...

Rafik Schami

Der Schriftsteller Rafik Schami wurde 1946 in Syrien geboren und lebt seit 1971 in Deutschland. 1966 gründete er in Damaskus eine Zeitung, veröffentlichte in arabischer und ab 1977 auch in deutscher Sprache. Sein Werk wurde in 24 Sprachen übersetzt. Als guter Beobachter der arabischen und der westlichen Welt führte er nach dem 11. September 2001 für die WOZ Tagebuch (siehe WOZ Nr. 6/02). 2004 erschien sein Roman «Die dunklen Seiten der Liebe» im Hanser-Verlag. Im Herbst 2008 erscheint «Der Herbst des Kalligrafen», ein Roman, der zwischen 1954 und 1958 spielt.

Für seine Verdienste um die Versöhnung zwischen den Völkern hat Rafik Schami am 9. Dezember den mit 15 000 Euro dotierten Nelly-Sachs-Preis der Stadt Dortmund erhalten. Der nach der deutschen Lyrikerin und ersten Preisträgerin Nelly Sachs (1891 - 1970) benannte Preis wird seit 1971 alle zwei Jahre verliehen. Zu den früheren PreisträgerInnen? gehören Elias Canetti (1975), Erich Fromm (1979), Nadine Gordimer (1985) und Christa Wolf (1999).


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© BücherWiki Community bzw. die jeweiligen Autoren zuletzt geändert am 20. Dezember 2007