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Wiebke Dresp

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Fantasy und Lyrik




Aktuelles Fantasyprojekt: Sphära http://www.sphaeraworld.com







Weiterhin in Arbeit:
Fantasyzyklus "Spiegelgötter"


'1. Teil: Alte Feindschaften'

Derzeit in Überarbeitung, erscheint evtl. 2006/2007 als BoD?.

Auszug aus dem 10. Kapitel



Acar schlich um eine Hausecke, zögerte, warf ihre Blicke in alle Richtungen. Bewegte sich dort, zwei Meter von ihrem schattenerfüllten Versteck, irgend etwas? Sie hielt einen Moment lang den Atem an, entspannte sich dann aber wieder. Nur eine Ratte.

Noch ein Rundumblick über den weitläufigen Platz vor dem großen Tempel, dann stieß die Schwarzhaarige einen kurzen Pfiff aus. Hinter sich in der schmalen Gasse hörte sie das gedämpfte Tappen schwerer Soldatenstiefel auf dem Pflasterstein.

Eine kurze kalte Bö wehte ihr entgegen, und fröstelnd zog sie ihren Mantel fest um die Schultern, als sie auf dem Platz hinaustrat. Immer noch keine Bewegung. Die Stadt schien völlig ausgestorben. Ihr Blick fixierte das hohe Portal des gigantischen Tempels. Es muß der Haupttempel sein, nach den ganzen Ornamenten und dem anderen Krimskrams zu schließen. Bei Gefahr gibt es immer Verrückte, die in der Hoffnung auf ein göttliches Wunder in die Kirche rennen wie Kälber zur Schlachtbank. Vielleicht gibt es hier einen Anhaltspunkt.

Die Schritte hinter ihr wurden schneller, kurz nachdem sie zu rennen begonnen hatte. Man mußte ja kein zu großes Risiko eingehen. Acars Hand klammerte sich unter dem Mantel um ihr Schwert.
Es waren fünf weitere Soldaten in ihrer Gruppe: der Alevis Endro, die beiden Thanameri Reca und Telein sowie Elya und Merrh aus ihrer eigenen Gefolgschaft.

Sie erreichte das Portal, betend, dass es nicht verschlossen war. Dummer Gedanke. Tempel sind immer offen.

Dumm genug also, sich darin Zuflucht und Schutz vor einem Feind zu erhoffen. Geschliffener Stahl entscheidet solche Schlachten oder vielleicht Magie, aber kein idiotisches Gebet.

Die schwere Tür ließ sich nur schwer aufziehen, aber es war doch möglich. Als der Spalt gerade breit genug war um hindurchzuschlüpfen, ließ Acar den schmiedeeisernen Türring los und glitt schlangengleich ins Innere des gewaltigen Baus.

Zu ihrer Überraschung war der Innenraum leer. Keine Zeugnisse eines Kampfes, eines Massakers oder auch nur einer Menschenansammlung. So sehr kann ich mich doch nicht geirrt haben!

Fassungslos schritt sie in Richtung des gigantischen marmornen Altars; ihre Schritte auf dem blanken Untergrund schienen jahrtausendealte Stille zu entweihen. Sie hielt inne und ließ die von ihr verursachten Geräusche verklingen, atmete kühle Luft. Dann, hinter ihr, nun ebenfalls Schritte und Atmen, dann Knarren und der dumpfe Laut der zufallenden Pforte.

Acar wandte sich nicht um, machte nur über dem Kopf eine Geste, die zum Schweigen aufforderte, und bewegte sich weiter; das leicht beklemmende Gefühl der Entweihung eines Heiligtums – so eine Dummheit! – war durch die Ankunft der anderen völlig von ihr gewichen und hatte nur noch blanke Neugierde zurückgelassen. Und das Verlangen nach Bestätigung. Irgend etwas. Ich kann mich nicht geirrt haben, es wäre absurd!

Hinter ihr klangen die Stiefel der anderen auf dem Stein, ein hallender Rhythmus, eine Parodie ihres eigenen zielstrebigen Voranschreitens.



[...]



Acar trat vor den Altar, stirnrunzelnd. Wie kann man so einen Gott bloß verehren, wenn er doch nichts für die Menschen getan hat, und wenn er sie doch erschaffen haben sollte, dann hat er sie immerhin jämmerlich in dieser Welt gelassen. Soll er doch zum Teufel gehen. Sie mußte wider ihren Willen lachen.

Reca kam an ihre Seite und wies stumm auf die Wand hinter dem Altar. Aus ihrem Blickwinkel konnte sie die schmale, weiße Tür nur schlecht erkennen, doch nachdem Acar ein paar Schritte um den Altar herum gemacht hatte, war auch der schmale Spalt deutlich zu erkennen: die Tür stand offen.

Vielleicht doch. Die Schwarzhaarige spürte ein Zittern durch ihren Körper fließen, als sie sich näher schlich; mit einer abgehackten Handbewegung winkte sie ihre Leute zu sich heran, obgleich sie sich bewußt war, dass immer nur einer durch die Tür konnte. Natürlich würde sie das sein.
Ihr sehniger Körper spannte sich, nahm Kampfbereitschaft an. Acars schwarze Augen zuckten unruhig hin und her, damit ihr bloß nichts entgehen konnte, als sie mit der Linken am eisernen Türknauf zog, die Rechte um ihren schweren Dolch, denn wahrscheinlich war der Raum hinter der Tür zu klein, um mit dem Schwert auszuholen, sollte sich das als notwendig erweisen.

Ohne einen Laut öffnete sich die Tür, und Acar ging hindurch, betont vorsichtig. Vor ihr: eine kleine Kammer, nicht viel größer als neun Quadratschritt messend, mit Treppenstufen und einem kleinen Anbetungsaltar auf einem erhöhten Sockel.

Das Mädchen auf den Stufen bewegte sich so schnell, dass Acar nur überrascht zurückspringen konnte. Heißer Schmerz schoß ihr in die linke Hand, mit der die Schwarzhaarige ihre Kehle geschützt hatte, und noch im gleichen Schwung schnitt die Klinge des Mädchens durch ihren Ärmel und ritzte die Haut darunter.

Als sie schließlich doch noch zum Angriff ansetzen konnte, glitt das Mädchen unter ihrem Stich weg, riß Acar von den Füßen und ließ sie hart mit dem Kopf auf dem Steinboden aufschlagen. Der schwere Dolch der Kämpferin tanzte über den schimmernden Boden davon.

Atemlos schüttelte die Schwarzhaarige den Kopf, um die tanzenden Farbflecke vor den Augen zu vertreiben, musterte ihre Gegnerin, maß sie mit einem professionellen Blick und wartete auf den nächsten Stich, um ihm schon zu Beginn zuvorzukommen.

Das Mädchen kniete über ihr, ein Knie auf ihrem Bauch, und ließ den blutigen Dolch auf Acar hinuntergleiten, wie in einer einzigen, lang geübten, schlangenhaften Bewegung; doch Acar hatte die Richtung vorausgesehen, ob in den grünen Augen ihrer Gegnerin oder in dem Zucken ihrer nackten Arme wußte sie nicht, und packte die schmale weiße Hand so fest, dass sie das Knirschen der Fingergelenke spürte und hörte. Mit einem hellen Klirren fiel der Dolch zu Boden; Acar wischte ihn mit ihrer blutenden Hand außer Reichweite.

Ein Ellenbogen schleuderte den Kopf der Soldatin zur Seite; so schnell gab ihre Gegnerin wohl nicht auf. Doch jetzt, da die andere unbewaffnet war wie sie selbst, sah Acar ihren Vorteil und riß den Arm des Mädchens mit einem scharfen Ruck herum, so dass sie ihr Gleichgewicht für einen Moment verlor. Nur einen Moment später lag das Mädchen unter ihr, beide Hände am Boden. Blonde Strähnen glitten ihr ins Gesicht, so dass sie wie ein gefangener Engel aussah.

Hinter Acar scharrten Stiefel auf dem Boden. Wie viele Sekunden haben sie dort gestanden? Oder waren es Minuten? Acar fühlte Zorn aufkochen, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte. „Jetzt brauche ich euch auch nicht mehr“, zischte sie so vernichtend, dass die Hand direkt wieder zurückzuckte. Stille, bloß das Atmen ihrer Gefolgsleute und das gepreßte Keuchen ihrer Gefangenen.
„Wen hätte ich wohl getroffen, wenn ich mich eingemischt hätte?“ fragte Elya hinter ihr, heftig und vorwurfsvoll. Acar sparte sich jede Erwiderung; es war ihr egal, wer recht hatte.

Grünes Feuer loderte in den Augen des Mädchens, als Acar sie vom Boden hochriß. Und wenn sie sich dabei verletzt – mir ist es gleich.

Ohne dass die Schwarzhaarige ihn dazu anweisen mußte, machte sich Telein daran, der Gefangenen die zierlichen Hände auf dem Rücken zu verschnüren. Sie mochte etwa siebzehn sein, vielleicht auch ein Jahr älter, und aus ihrem Blick sprachen Stolz und Verachtung. Sie sprach kein Wort, und Acar wollte das auch gar nicht.

Das Blut auf ihrer Hand war warm und feucht. Gedankenverloren betrachtete sie die Tropfen, wie sie zu Boden fielen, vielleicht eine Ewigkeit lang, vielleicht auch noch länger.








Fantasyroman "Schattenhand"


Erscheinungsjahr 1998

ISBN : 3-89407-212-1
(derzeit nicht bestellbar)



Der Pfeil der jungen Waldläuferin Cad'eeja verfehlt knapp den Kaiser und trifft dessen Freund und Berater. Cad'eeja, die Häscher des Kaisers im Rücken, muss ihren Wald verlassen und in der nächsten Stadt untertauchen.

Verzweifelt versucht sie nun herauszufinden, wer sie zu dem Attentat gezwungen hat. Obwohl auf ihren Kopf eine hohe Belohnung ausgesetzt ist, erhält sie überraschend Hilfe von dem Mörder Thell.

bedrängt von den Verfolgern und immer tiefer in die undurchsichtigen Ränke des Unbekannten hineingezogen, erkennt Cad'eeja, dass ihre Antwort nur dort zu finden ist, wo auch Gefangennahme und Tod lauern: Im Kaiserpalast selbst.


Leseprobe

Auszug aus dem 3. Kapitel


Sie lief. Ihre Füsse schienen sich von selbst zu bewegen. Panik - vor was? Sie wusste
es absolut nicht - hatte ihren Verstand ergriffen und alle anderen Gedanken erstickt.
Etwas - irgend etwas oder irgend jemand - folgte ihr. Aus den Augenwinkeln nahm sie
eine Bewegung wahr, einen undeutlichen Schatten, der am Rande ihres Blickfeldes
vorbeihuschte und sofort wieder verschwand.

Sie glaubte, ein leises Lachen zu hören, doch es konnte ebensogut auch nur der Wind
sein, der kalt an ihren Kleidern zerrte und in ihr Fleisch zu schneiden schien.
Ohne langsamer zu werden sah sie sich um, doch die Strasse hinter ihr war leer, niemand
war zu sehen; es schien ihr, als wäre sie der einzige Mensch auf dieser Welt.
Die Schatten konnten jedoch alles verbergen - sie verbargen auch das, wovor sie floh.

Sie konzentrierte sich wieder auf die Strasse vor sich, versuchte eine Möglichkeit zur
Flucht zu finden, ohne es jedoch ihren Füssen zu gestatten, langsamer zu laufen.
Kalter Schweiss bildete sich auf ihrer Stirn, als sie den Schatten eines Menschen neben
sich wahrnahm, eine Gestalt in einem langen Gewand und mit einem krummen Rücken, deren
Schritt nicht gleichmässig zu sein schien, die sich jedoch genauso schnell fortzubewegen
schien wie sie selbst.

Als sie jedoch erneut herumfuhr, war niemand hinter ihr, und auch der Schatten an ihrer
Seite verschwand, als hätte es ihn nie gegeben.
Ihre Schritte gingen in ein Stolpern über, und beinahe wäre sie gestürzt; sie zwang
sich jedoch dazu, weiterzulaufen, denn sie wusste mit tödlicher Gewissheit, dass das, was
ihr Verfolger ihr antun würde, schlimmer war als der Tod.

Wie aus dem Nichts tauchte nicht mehr als zwanzig Schritt vor ihr eine hochgewachsene
Gestalt auf. Obwohl die rotbraunen Haare überschulterlang waren, war sie sich irgendwie
sicher, dass es ein Mann war; er drehte ihr jedoch den Rücken zu, so dass sie sein Gesicht
nicht sehen konnte.

Sein langer, anthrazitfarbener Umhang flatterte im schneidenden Wind, der Griff eines
langen Zweihänders ragte über seine schwarzen Schulterpanzer hinaus.
Er bewegte sich nicht vom Fleck, stand vor ihr wie ein Felsblock, den man in tausend
Jahren nicht würde bewegen können.

Sie wollte ihn rufen, doch alles, was sie zustandebrachte, war ein heiseres, erschöpftes
Keuchen.
Noch einmal schaute sie sich hastig um, erkannte, dass noch immer niemand zu sehen war,
doch sie konnte die Gefahr, die von ihrem Verfolger ausging, geradezu schmecken.
Er liess nicht von ihr ab; ein Feind, den sie nicht einmal sehen konnte, doch sie konnte
spüren, dass er hier war, nicht einmal weit entfernt, verborgen in einem der vielen
Schatten, die das graue Zwielicht entstehen liess.

Der Mann vor ihr jedoch war auf ihrer Seite. Sie wunderte sich ein wenig über diesen
Gedanken, doch er kam ihr irgendwie natürlich und richtig vor; sie wusste, dass er sie
beschützen würde. Ihr Mund schien plötzlich voll von trockenem Staub zu sein; sie leckte sich über die
rissigen Lippen und taumelte auf die Gestalt zu.

"Helft mir!" stiess sie ausgelaugt hervor und sank atemlos auf die Knie. Ihre Hände
öffneten und schlossen sich unablässig, ihre Fingernägel kratzten über das Pflaster.
Der Mann wandte sich ihr zu, ohne jedoch auch nur ein Wort zu sagen.

Sie glaubte, etwas an seinem Gesicht metallisch glänzen zu sehen, doch in dem Moment zerbarst
- zersplitterte! - ihr Blickfeld wie dünnes Glas in tausend Stücke, und sie schreckte nach
Atem ringend hoch.


[...]




Lyrik


Seit einigen Jahren schreibe ich englische und deutsche Lyrik, meist aus einer Laune heraus...
wen's interessiert: eine Kostprobe.


-

Thou sure and firm-set earth,

hear not my steps, which way they walk, for fear

thy very stones prate of my whereabout,

and take the present horror from the time

which now suits with it. While I threat, he lives:

words to the heat of deeds too cold breath gives.



Shakespeare, Macbeth (II,1)





Cold, so cold a breath

as in a deep Novembre night

a falling curtain, so pale a star

blinking, winking icy, lonely watcher

unguarded by a vanished moon.



Silent star, single eye regarding sad shivers

silvery tears and a catch of breath

o be silent, be silent!

fog woven into black stony branches



and leaves - waiting for their fall

resembling me. Just an instant

watching a frozen beauty

just as if I was so cold a star myself.



-

reluctant wooden eyes

in front of my translucent star

arms wearing lost green thoughts

skeleton arms inspecting

my disillusions

a careful promise

for a soft cool bed

to lay my mourning head

where both worlds meet at dawn


(02/11/03)

-

realm of distance

trembling mass of frozen audience

holding sticks of sharp shades

thick nooks unreached. but blinding brightness

buries prayers unheard.

grey beams of sky

rays of an irritating candle

flickering, exposing tiny pieces of reality

in a glass.



wander your way

thou dreading light-frozen morning

while in the glowing footprints at your feet

- filled with clear reflections of your face -

you leave a drowning world.



(24/03/03)

-

Einzig Schatten ein Himmel

mit bernsteinern kaltem Feuer

Sterne verloren, blasse Augen

von fern Juwelen, niemals nah.


Sanfte Schwärze neuer Wogen

verbieten Wanderungen meines Willens

umhüllt von kühl gefest'gter Schwere

und still.


Hat Nebelband mein Aug' verwirret

den Weg des Fusses kalt begrenzt

scheint wie ein Spiel verschworner Seelen

unfassbar unscheinbar verschwiegen

verspricht die Welt in einer Kammer

einer Zelle, unverschlossen, unverlassbar.


Sollt ein Traum mir doch verbleiben?

fühl es nicht, bloss Nebelfesseln

feucht zu Füssen jedes unerlaubte Wandeln

unbetreten nur die Flut, und unbetretbar

bernsteinfarbne Nacht

nur Irrlicht unerreichten Traums.


-

Milchig-blau die Nacht

leise Bewegung des Vorhangs

eine Welt fliegt vorbei

unerkannt.


Zart begegnet mir

der Gedanke eines Andern

irgendwo im Verlassenen

Ahnung eines grauen Auges


Verliert sich mein Leben

in grauschäumenden Wogen

und keine Antwort, keine Frage mehr.


Erwache - vorbeifliegende Welt

noch immer schweigend wie vorher

kaum beleuchtet, lebensfern

Betrachter von Ferne - bin selbst nicht mehr.


(17/04/03)




Meine Lieblingsbücher

Da musste ich jetzt lange überlegen, weil ich so viele gute Bücher gelesen habe. Toll waren auf jeden Fall:

* Der Zauberberg von Thomas Mann
* Die Asche meiner Mutter von Frank McCourt?
* Mein Herz so weiss von Javier Marias
* Anna Karenina von Leo Tolstoi
* Das Geisterhaus von Isabel Allende
* Die Osten Ard Saga von Tad Williams
* Mansfield Park von Jane Austen
* Der Sandmann von E.T.A Hoffmann

Am liebsten lese ich das, was man sich unter "Klassiker der Weltliteratur" vorstellt, es sind aber immer auch historische Romane oder Fantasybücher dazwischen.





Gerade lese ich:
James Cleugh: Die Medici.

Als nächstes auf der Liste:
Joseph Ratzinger: Einführung in das Christentum.



MAIL wiebke.dresp (AT) web.de

http://www.koenen-dresp.de (derzeit ohne Inhalte, kommt noch :-))


Willkommens grüsse von ~ ErnstGruber


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