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Galsan Tschinag

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siehe auch RytchëuTschinag


Galsan Tschinag kam Anfang der vierziger Jahre im Altai-Gebirge in der Westmongolei zur Welt. Seine Geburts- und Wohnstätte war eine Jurte und seine erste Lehrerin eine Schamanin. Es waren die Gesänge und Epen seines Volkes und die Natur der Bergsteppe, die ihn prägten. 1962 kam er nach Leipzig, lernte Deutsch und studierte Germanistik. Seit dem schreibt er alle seine Bücher auf Deutsch. Heute ist er Stammesoberhaupt der turksprachigen Tuwa, nachdem er 1995 sein von Stalin zwangsumgesiedeltes Volk in einer langen Karawane über zweitausend Kilometer durch die Steppe ins Stammland der Tuwa im Altai zurückgeführt hat.

siehe auch RytchëuTschinag


Galsan Tschinag
Die graue Erde
suhrkamp taschenbuch 2001, 288 Seiten, Broschur
( ISBN 978-3-518-39696-4), Euro 8,50 [D] / Euro 8,80 [A] / sFr 15.80

Dshurukuwaa, Sohn des Schynykbaj, ist das jüngste Kind einer Nomadenfamilie. Seine Heimat, das Altai-Gebirge in der Mongolei, ist geprägt von archaischer Kargheit. Das Leben dort verläuft in traditionellen Bahnen. In diese Lebenswelt bricht mit verstörender Gewalt eine neue Zeit ein: die politische Anlehnung der Mongolischen Volksrepublik an die Sowjetunion. Schulen werden gegründet, den Kindern soll "modernes" Wissen vermittelt werden. Auch Dshurukuwaa, der kleine Ich-Erzähler, muß seine Eltern in der Steppe verlassen. Sein erwachsener Halbbruder, Direktor der Kreisschule, holt ihn ab. Der Junge jedoch fühlt sich zum Schamanen berufen und gerät so immer wieder in Konflikt mit der sozialistischen Erziehung.

Auch in der Schule soll das "abergläubische" Festhalten an die göttlichen Kräfte der Natur und Geister bekämpft werden. Schließlich kommt es zu einer Katastrophe. Beim Bau eines Gemüsekellers in einem heiligen Erdhügel bricht die Decke ein, einige Menschen werden verschüttet, unter ihnen der Parteisekretär. Auch der Direktor-Bruder bezahlt seine Un- und Parteigläubigkeit mit dem Leben. Dshurukuwaa und seine beiden Geschwister wandern mit dem toten Halbbruder nach Hause und bestatten ihn auf traditionelle Weise.

Mit großem Einfühlungsvermögen erzählt der deutsch schreibende Mongole Galsan Tschinag vom Leben der Tuwa, einem turksprachigen kleinen Stamm in der Mongolei. Wir reisen mit seinem Roman in den Altai, zu seinen Ails und Jurten. Tschinag läßt seine Kindheit lebendig werden und schildert, wie ein kleiner Junge - trotz aller Widerstände - den Schamanen in sich entdeckt. Der Roman zieht seinen besonderen Reiz aus der Vermittlung einer uns fremden, aber faszinierenden Kultur.


Der Wolf und die Hündin
von Tschinag, Galsan (Tuwa)
Novelle; Stichwörter: Wolf, weiße Hündin, Jäger, Schamanen
Unionsverlag; ISBN 3-293-20219-5; kartoniert, 92 S.
1999, Unionsverlag 2002; € (D) 6,90

"Der Wolf und die Hündin" ist eine Parabel. Geradlinig, offen, ohne Lug und Trug, also ursprünglich, natürlich geht es um das Zusammensein zweier Wesen. Liebe? Bestimmung? Vorsehung? Teil einer über das Weltliche hinausgehenden Schöpfung? Gerade weil die Logik der Menschen keine Rolle spielt, weil intuitiv, ursprünglich gehandelt wird und nicht verbiegend rational, wird der Kern der Aussage ergreifend einfach klar.


Die neun Träume des Dschingis Khan
Roman; gebunden, 251 S.; Insel-Verlag 2007; ISBN 978-3-458-17336-6
€ (D) 17,80 / € (A) 18,30 / sFr 31,00

Neun ist die heilige Zahl der Nomaden.

In neun Tag- und Nachtträumen blickt der sterbende Weltherrscher Dschingis Khan zurück auf seine Erfolge und seine Niederlagen, auf seine Hoffnungen und seine Ängste.

Längst ist er ein Mythos geworden, in der Mongolei wird der »ozeangleiche Khan« noch heute fast als Gott verehrt. Er starb im Jahr 1227, nicht durch Feindeshand, sondern – für einen Reiterfürsten schmachvoll – nach einem Sturz vom Pferd. Er, den seine Diener noch zur letzten Schlacht tragen, versinkt in Fieberträumen von Krieg, Verrat und Mord – Bilder, in tiefes Rot getaucht. Sein Blick geht nach innen, denn »auch die tausendjährige Eiche hat eines Tages mit dem end- und sinnlosen Weiterwuchern in die Ungewissheit aufzuhören«.

Erinnerungen an seine Kindheit werden wach, an seine Getreuen, an seine Frauen und an die Liebe, die er empfunden hat; ein Weltenbeherrscher am Ende seines Lebens, getrieben von Halluzinationen, bekenntnisbereit, aber nicht sentimental, unerbittlich auch gegen sich selbst: »Jeder Tropfen Blut, geflossen über den Rand der Kelle, jede Handvoll Asche, geflogen über den Rand der Schaufel, jeder Armvoll Fleisch und Knochen, gerutscht über den Rand des Troges – jedes anderen zugefügte Leid musste auf meinem Weg gelegen und auf die Stunde der Vergeltung gewartet haben ...«


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