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Jerofejew Viktor

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Interview in "Die Presse" (Österreich):

Russland heute: „Unsere Werte wurden zerbombt!“

Frei! Was nun? Der Schriftsteller Wiktor Jerofejew beschreibt die Stimmung in seiner Heimat. Vor Kurzem ist sein neues Buch „Russische Apokalypse“ auf Deutsch erschienen.

Der Russe ist wie jeder Mensch – nicht schlecht, aber doch anders, als es der übergroße Glauben an den Humanismus gelehrt hat, meint der russische Starautor Wiktor Jerofejew. Vor Kurzem ist sein neues Buch „Russische Apokalypse“ auf Deutsch erschienen. Worin sie besteht? „In einem Bombardement der Werte“, sagt er im Interview und empfiehlt einen Blick aufs Abstellgleis ...

* Zum Interview


Wiktor Wladimirowitsch Jerofejew, russisch: Виктор Владимирович Ерофеев; *19. September 1947, ist ein russischer Schriftsteller. Wikipedia


Viktor Jerofejew
Russische Apokalypse
Aus dem Russischen übersetzt von Beate Rausch, Berlin Verlag 2009, geb., 255 S., ISBN-13: 9783827007117, 22.00 €

Viktor Jerofejew schreibt in diesen pointierten Essays von den vielen Gesichtern Russlands, den russischen Hedonisten und Patrioten und ihrem fortwährenden Kampf um Demokratie und Freiheit. Er jubiliert, prophezeit und kritisiert — nur eines tut er nicht: stillschweigen.

»Sie wissen, dass in unserem Land ein Staatsstreich stattgefunden hat? Was heißt hier: wann? Das genaue Datum zu nennen, ist unmöglich, denn es gab ja keins. Es war einfach so, dass irgendwie Wind aufkam, der Himmel sich zuzog und Regen einsetzte. Da haben Sie den ganzen Staatsstreich.«

So zugespitzt kommentiert Jerofejew den staatlich gelenkten Wetterumschwung in Russland, verursacht von den Unsichtbaren, die die Nation auf ein unbekanntes Ziel hinsteuern. Und wer seine Heimat dennoch liebt, muss sich die Gegenfrage gefallen lassen: Liebt sie dich auch? Während Jerofejew noch über die russischen Befindlichkeiten spottet, bleibt dem Leser das Lachen im Hals stecken, weil hinter der Provokation die Sorge um das Land spürbar wird. Ein Land, in dem nach Jerofejews Überzeugung die Apokalypse eingetreten ist. Mit seiner Sicht auf die Lebensweisen von Neureichen und Politikern wie auf ideale Gatten, Schriftsteller, Freunde oder Hausfrauen erweist er sich als Kenner der russischen Seele. Die aber schwebt unentschlossen zwischen den Erfahrungen der Vergangenheit und den Herausforderungen der Gegenwart. Viktor Jerofejew stellt erneut seine stilistische Brillanz unter Beweis, und seine Texte erzeugen gerade deshalb eine so große Wucht, weil sie trotz aller Wut und Empörung auch voller Liebe für die Literatur und Sprache seines Landes sind.

Interview in "Die Presse" (Österreich):
Russland heute: „Unsere Werte wurden zerbombt!“

Frei! Was nun? Der Schriftsteller Wiktor Jerofejew beschreibt die Stimmung in seiner Heimat. Vor Kurzem ist sein neues Buch „Russische Apokalypse“ auf Deutsch erschienen.

Der Russe ist wie jeder Mensch – nicht schlecht, aber doch anders, als es der übergroße Glauben an den Humanismus gelehrt hat, meint der russische Starautor Wiktor Jerofejew. Vor Kurzem ist sein neues Buch „Russische Apokalypse“ auf Deutsch erschienen. Worin sie besteht? „In einem Bombardement der Werte“, sagt er im Interview und empfiehlt einen Blick aufs Abstellgleis ...


Viktor Jerofejew
Der gute Stalin
berlinverlage 2004, Gebunden Roman, aus dem Russischen von Beate Rausch, 364 S.
ISBN-13: 9783827001139, 19.90 € [D] | 20.50 € [A]
TB: 368 S., ISBN-13: 9783833303364

Viktor Jerofejews ... Roman, der in Auszügen bereits in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und dem New Yorker erschien, kreist um die Auseinandersetzung mit einem mächtigen Vater - Vertreter der Nomenklatura, politischer Berater Molotows, Dolmetscher Stalins -, einem Vater, den der Erzähler überwinden muss, um als Schriftsteller in die Welt zu treten. - Papa arbeitete im Kreml. Was er da eigentlich machte, wusste ich nicht so genau, aber wenn ich mit meinen Freunden am Kreml vorbeifuhr (im Winter bis über die Nase in Schals gehüllt, in Biberlammpelzen, Mützen, Filzstiefeln und mit Schäufelchen ausgerüstet, um im Gorki-Park im Schnee zu spielen), dann sagte ich sachkundig zu ihnen: »Hier arbeiten mein Papa und Genosse Stalin.« Viktor Jerofejew wuchs im Herzen der politischen Macht auf, sein Vater gehörte zum Stalinschen Hofstaat, er war Berater und Dolmetscher, später Botschafter im westlichen Ausland. Die Welt der geknechteten Herren, gesättigt und privilegiert, wird mit melancholischem Spott porträtiert. Zugleich wird der Blick des Kindes gewahrt, das nicht anders kann, als seinen Vater zu lieben, und mit ihm die Umgebung, in der es heranwächst. Kindliche Sicht und historisches Wissen sind die Pole der Wahrnehmung, zwischen denen dieser Text oszilliert und aus denen er seine Spannung bezieht. Letztlich aber ist dieser eindrucksvolle Roman die Geschichte der Geburt eines Schriftstellers und Dissidenten, die Geschichte des Triumphs der künstlerischen, der schöpferischen Freiheit - dank des politischen Mordes an seinem Vater wurde der Autor paradoxerweise ein freier Mensch. Die Tatsache, dass ihm eben jener »Ermordete« zur Seite steht, als die politische Verfolgung einsetzt, zeugt wiederum von der menschlichen Größe der Protagonisten dieses literarischen Zeitzeugnisses.

Ich hatte eine schöne stalinistische Kindheit: Heute vor 55 Jahren starb Josef Stalin. Wiktor Jerofejew hat den Diktator als Kind noch selbst erlebt: Sein Vater war Stalins Übersetzer - und durfte dessen Leichnam mit seinem Sohn als einer der ersten sehen. Im einestages-Interview erzählt der Schriftsteller, wie er mit seinem Buch "Der gute Stalin" doppelten Vatermord beging ... ( Interview mit dem Autor auf einestages - Zeitgeschichte auf Spiegel online)


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