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Juri Rytchëu

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Juri Rytchëu wurde 1930 in Uëlen, im äußersten Nordenosten Sibiriens, als Sohn eines Jägers geboren. In einer alten tschuktschischen Behausung inmitten der alten Bräuche wuchs er auf. Erste Kontakte mit Russen und dem Russischen hatte er durch Seeleute, die hier manchmal anlegten, mit den Wissenschaftlern der Polarstation, dann aber vor allem in der Schule. Nach deren Beendigung arbeitete er als Gelegenheitsarbeiter, absolvierte ein örtliches Lehrerbildungsinstitut und studierte schließlich als offizieller Delegierter des Nationalkreises der Tschuktschen bis 1954 an der Fakultät der Nordvölker in Leningrad.

Anfang der Fünfzigerjahre erschienen seine ersten Erzählungen in tschuktschischer Sprache, bevor sie – später teils von ihm selber – ins Russische übersetzt wurden. Heute schreibt er seine Prosa auf russisch und übersetzt sie nur noch selten ins Tschuktschische. Während er also sprachlich eine Entwicklung vom Tschuktschischen zum Russischen vollzog, ging er inhaltlich um so mehr in die Geschichte seines Volkes und dessen mündliche Überlieferungen zurück.

Juri Rytchëu lebt in St. Petersburg, ist aktiv in verschiedenen Organisationen der arktischen Völker und ist Herausgeber des UNESCO-Bandes »Die Völker der Arktis erzählen über sich selbst«.

siehe auch RytchëuTschinag

»Vieles, was über kleine Völker geschrieben wird, ist eine Phantasie von Leuten, die durch ein Fernglas auf das Ufer schauen.« (Juri Rytchëu)


Leben & Werk

Ausführliche Informationen zum Werk Rytchёus mit Dokumenten von und zu ihm, Links und Diskussionen:

»Welche Schönheit weiß Rytchëu in diesem unwirtlichen Tschuktschenland zu entdecken und in Worte zu fassen!« (Zürichsee-Zeitung)


Juri Rytchëu
Die Reise der Anna Odinzowa
Aus dem Russischen von Charlotte und Leonhard Kossuth, Unionsverlag UT 230, 304 S.
EUR 9,90 / sFR 18,90

Am Morgen des 21. Februars 1947 geht Anna Odinzowa, Ethnografin aus Leningrad, im kleinen Hafen von Uëlen an Land. Sie ist am Ziel ihrer Träume: Seit Jahren hat sie die tschuktschische Sprache und Kultur studiert. Jetzt will sie aus nächster Nähe das unerforschte Leben der Nomaden in der Tundra kennen lernen. Tiefer als alle Ethnografen zuvor will sie sich mit dem Volk verbinden, das ihr Forschungsgegenstand ist.

Aus der Rezension von Gisela Reller: " ... Alle Bücher Rytchëus gehen auf wahre Begebenheiten zurück - auch Die Reise der Anna Odinzowa (Betonung: Odinzówa). Für Anna, der russischen2 Ethnografin aus Leningrad, von der Akademie der Wissenschaften auf Expedition geschickt, erfüllt sich am 21. Februar 1947 ein lang gehegter Traum: Sie ist auf Tschukotka angekommen, in Uëlen, auf der Landzunge im äußersten Nordosten der Sowjetunion, nur durch die achtzig Kilometer breite Beringstraße von Alaska getrennt. Seit Jahren hat sie die Sprache und Kultur der Tschuktschen (die sich selbst Luorawetlan - "Wirkliche Menschen" - nennen) studiert, nun will sie an Ort und Stelle das Leben der Nomaden in der Tundra erkunden. Ihr Vorbild ist die amerikanische Ethnologin Margaret Mead (1901-1978), die das Leben der Eingeborenen von Samoa erforschte. Doch Anna Nikolajewna Odinzowa will mehr, will "keine Sicht von außerhalb ... "


Juri Rytchëu
Polarfeuer
Roman, Übersetzt von Antje Leetz, Stichwörter; Tschuktschen, Russland, Oktoberrevolution
Unionsverlag 2007, geb., 352 S. ISBN 3-293-00375-0, € (D) 19,90 / sFr 34,90

Inhalt: Der Kanadier John MacLennan? hat sich für ein Leben bei den Tschuktschen entschieden. Eine Schamanin hat ihm nach einem Unfall das Leben gerettet, seither hat er diese uralte Kultur kennen- und lieben gelernt. Aber die »Zivilisation«, die er hinter sich gelassen hat, um eine erfüllte Zukunft bei den Tschuktschen zu finden, holt ihn ganz unerwartet wieder ein: Der äußerste Osten Sibiriens wird von den Umwälzungen der Russischen Revolution erfasst. John McLennan? gerät in den Strudel der Weltgeschichte, sein Lebensglück steht auf dem Spiel.

Vorwort: Polarfeuer ist die Fortsetzung des Romans Traum im Polarnebel, der von den Abenteuern des jungen kanadischen Seemanns John MacLennan? erzählt. John MacLennan?, der seiner Natur nach ein Romantiker war, gehörte zur Mannschaft des Walfischfängers Belinda, der im September 1910 am Kap Enmyn, am Nordufer der Tschukotka-Halbinsel, vom Eis eingeschlossen wurde. Die Seeleute versuchten das Eis, das das kleine Schiff einzwängte, mit Dynamit zu sprengen. Durch eine unvorhergesehene Explosion wurden John MacLennan? beide Hände zerfetzt. Die Tschuktschen erklärten sich bereit, den Verwundeten in ein Krankenhaus, Hunderte Meilen entfernt in der Kreisstadt Anadyr, zu bringen. Unterwegs bekam John MacLennan? Wundbrand. In einem Nomadenlager in der Tundra operierte ihn eine Schamanin und rettete so dem jungen Kanadier das Leben. John MacLennan? kehrte an die Küste von Enmyn zurück, aber die Belinda war bereits weggefahren, obwohl der Kapitän versprochen hatte, auf John zu warten. Erschüttert von dem Verrat seiner Landsleute beschloss John MacLennan?, in Enmyn zu bleiben. Er zog in die Jaranga eines jungen Tschuktschen, der ihm das Jagen beibrachte und die Menschenwürde zurückgab. Aber ein Unglück geschieht: Unbeabsichtigt tötet John seinen neuen Freund. Wie es der Brauch will, heiratet er die junge Witwe Pylmau und beschließt, für immer bei den Tschuktschen zu bleiben, die ihm lieb und teuer geworden sind. Nicht einmal seine Mutter, die eigens angereist kam und ihn anflehte, doch in die Heimat, zu dem gewohnten Leben der Weißen zurückzukehren, kann ihn umstimmen. Bevor sie nach Kanada zurückfährt, sagt sie ihm: »Lieber sehe ich dich tot als so. « Dem Roman Polarfeuer war, obwohl kurz nach Traum im Polarnebel erschienen, ein schweres Schicksal beschieden. Unter der sowjetischen Zensur musste ich einige Stellen umschreiben und, was das Schlimmste war, das Ende des Romans streichen...

Der vorliegende Text ist die erste vollständige, unverfälschte Fassung.
Juri Rytchëu, März 2000


Juri Rytchëu
"Gold der Tundra"
Roman. Aus dem Russischen übersetzt von Kristiane Lichtenfeld
Unionsverlag, Zürich 2006. 260 S., geb., 19,90 Euro

Femme fatale auf tschuktschisch
Putins vergessene Untertanen: Juri Rytchëu erzählt vom Norden

Der Gouverneur von Tschukotka, einer Halbinsel im äußersten Nordosten Russlands, verbringt die meiste Zeit bekanntlich in London, wo dem Multimilliardär unter anderem ein Fußballklub gehört. Der Tausende von Kilometern vom Wohnsitz des Gouverneurs entfernte Regierungsbezirk ist doppelt so groß wie Deutschland und reich an Öl, Gas und Gold. Weniger als 50 000 Menschen leben hier. Das Amt hatte Putin dem russischen Oligarchen Roman Abramowitsch höchstpersönlich angetragen, es verschafft strafrechtliche Immunität.

Tschukotka ist nur ein Beispiel dafür, worum es im Machtpoker des neuen Russlands geht. Worum es nicht geht, davon erzählt der 1930 als Sohn eines Jägers in einer Siedlung auf Tschukotka geborene Juri Rytchëu. Der heute in Sankt Petersburg lebende Autor ist die einzige Stimme der kleinen Völker des russischen Nordens, die auch im Westen gehört werden kann. Dem Zürcher Unionsverlag ist zu danken, dass er sich immer wieder um Literaturen kleiner Völker aus fernen Regionen bemüht, die, wenn wir den Blick von ihnen ganz abwenden, einfach aufhören zu existieren.


Der Mondhund
von Rytcheu, Juri <übersetzt von: Leetz, Antje> (Russland/Tschukotka)
Kurzgeschichte, Märchen; Stichwörter: Hund, Mond, Märchen
Unionsverlag; ISBN 3-293-00351-6; gebunden, 128 S.
russ. Manuskript 2003, deutsch 2005; € (D) 12,90 / € (A) 13,30 / sFr 23,50

Wenn es einem Polarhund gelingt, bei Vollmond auf dem Tonstrahl seines Heulens in den Himmel zu fliegen und ein Stück vom Mond abzubeißen, sind ihm fortan magische Fähigkeiten geschenkt. Der junge Rüde Monder hat es geschafft und ist damit einer der wenigen, der alle Tiere verstehen und ihre Gestalt annehmen kann. Voller Neugier und Lebenslust macht er sich auf, die Welt zu erkunden. Soll er bei den Robben bleiben und Fische jagen? Sich den Raben, den uralten Erschaffern der Welt, unterordnen? Mit den Mücken über die sommerliche Tundra schwärmen? In keiner Tiergestalt wird er wirklich glücklich, bis er den Menschen begegnet und ihrer Welt voller Gefahren und Verlockungen.

Weitere Bücher des Autors, vom Büchervielfraß vorgestellt:


siehe auch einen Beitrag Rytchёus => BedrohteVölkerSibiriens <=


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© BücherWiki Community bzw. die jeweiligen Autoren zuletzt geändert am 8. Dezember 2008