Es ist ok, wenn das GründerWiki all diese Möglichkeiten sammelt und wieder den Entwicklern als Ideen-Reservoir zur Verfügung stellt. Es gibt aber einige Probleme dabei, auf die möchte ich hier hinweisen.

Frustration. Ein schwelgen in wünschenswerten Features kann zu Frustrationen in Online Communities führen. Die Idee zu haben und hinzuschreiben ist oft eine Sache von einer Minute - sie zu realisieren kann Stunden, manchmal Tage oder Wochen dauern. Die Geduld schwindet, die Frustration steigt. Viele Gastgeber treten lieber auf die Bremse (KISS = Keep It Small and Simple / besser einfach bleiben, YAGNI = You Aren't Gonna Need It / nur unnötiger Ballast).

Wishful thinking. Viele Teilnehmer glauben, Probleme mit technischen Mitteln lösen zu können oder lösen zu müssen. Es gibt z. B. ein Problem (zu wenig aktive Teilnehmer), also (Fehlschluss!!!) => wenn wir Feature X hätten, dann wären wir attraktiv und dann würde es funktionieren. Möglich, jedoch viel wahrscheinlicher, dass dies nichts wesentliches am Problem ändern würde.

70% Sozial. Online-Communities sind im wesentlichen nicht technische Systeme, sondern soziale Systeme. Aus meiner Sicht ist das Verhältnis 30% Technik und 70% Soziales. Probleme werden nicht besser durch technische Schutzmaßnahmen gelöst (HardSecurity), sondern durch Fairness im Benutzen der Systeme (SoftSecurity). Erst die Freiheit im Wiki ermöglich die Konflikte und Lernprozesse, die zu einem gemeinsamen Arbeiten führen, in dem Spass, persönliche Entfaltung und Kooperation im Vordergrund stehen. -- Entwickler und Techniker wollen das oft ebenso wenig hören, wie die Anwender. Es bedeutet nämlich, dass man Online-Communities weder technisch konstruieren, noch kaufen kann. Es hängt an den einzelnen Menschen, was daraus wird. Es hängt an einer Kultur, die zu entwickeln und zu vermitteln ist. Das entspricht nicht den Denkmustern unserer Konsum-Mentalität. -- HelmutLeitner

Das GründerWiki soll kein technisches Vorzeigesystem werden. Das würde nämlich, meiner Meinung nach, dazu führen, dass Leute, die weniger entwickelte System haben oder betreiben, das GründerWiki meiden würden. Ich möchte deswegen, selbst wenn es innovative Features in der ProWikiSoftware geben sollte, diese hier nur einsetzen, wenn es absolut notwendig ist. Das kann ja in dutzenden anderen Communities geschehen. Niemand soll hier von mir große Software-Entwicklungsaktivitäten erwarten.

Aufwand. Es ist wahrscheinlich notwendig, dass Nicht-Entwickler ein gewisses Verständnis für Entwicklungs-Aktivitäten erwerben. Neben dem Zeitaufwand für die Programmierung kann ein Feature auch andere Aufwendungen verursachen: Z. B. Zeit für das Verarbeiten der Funktionen (d. h. Prozessorleistung am InternetServer), Speicher für die von der Funktion benötigten Daten während der Verarbeitung (RAM des InternetServer) oder für die dauerhafte Speicherung (Festplatte des InternetServer). Features sind meist voneinander abhängig, d. h. sie werden nicht unabhängig voneinander implementiert, sondern in einer möglichst optimalen Abfolge von den einfacheren zu den komplexeren Funktionen fortschreitend. Features haben auch eine Kosten-Nutzen-Relation (wieviel bringt es, wie viele Benutzer werden es verwenden) - d. h. im Allgemeinen werden jene Funktionen zuerst implementiert, die im Verhältnis zum Aufwand den meisten Nutzen bringen.

-- HelmutLeitner